Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands fordert zu mehr Selbstbewusstsein auf

Von Peter Morlok Schopfloch-Oberiflingen. Beim Kreisbauerntag in Oberiflingen begrüßte der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Freudenstadt, Gerhard Faßnacht, den Präsidenten des Landesbauernverbands Schleswig-Holstein, Werner Schwarz. Er ist gleichzeitig Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands.

Schwarz hatte sein Referat mit dem Titel "Bäuerliche Familienbetriebe im Spannungsfeld der gesellschaftlichen Erwartungen und deren Finanzierbarkeit" überschrieben. Für ihn ist die Lösung dieses Problems die Quadratur des Kreises, da sich die Verbraucher immer mehr den kleinen, ökologisch produzierenden Bauern wünschen, der ihn jedoch zu Discountpreisen beliefert.

"Der Verbraucher von heute möchte alles, sofort und ohne Nachteile". Für Schwarz ist dies aber ein Ding der Unmöglichkeit, da die Arbeitsabläufe in der Landwirtschaft Hand in Hand mit der Natur einhergehen: "Unser Arbeitsplatz ist das Tier und die Natur – mit ihren ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten." Seiner Ansicht nach tragen die Bauern elementare Verantwortung für Vieh und Boden, und nirgends würden so weitreichende Entscheidungen aus dem Bauch heraus gefällt, wie auf den Höfen.

"Die Natur lässt sich nicht normieren und standardisieren – in ihr kann man nicht optimiert produzieren wie in der Fabrik", so die Feststellung von Werner Schwarz. Seine große Sorge gilt gerade bei den familiengeführten Betrieben der Eigentumssicherung. "Sonst sind wir der Willkür des Staates ausgesetzt", befürchtet er. Für ihn grenzt es schon heute an Unfairness, wie von Verbraucherseite mit den Landwirten umgegangen wird. "Wer Massentierhaltung anprangert, soll mal das Betriebsergebnis von rund zehn Euro pro Ferkel mit seinem Gehalt vergleichen", so sein Vorschlag. "Ein Landtagsabgeordneter bei uns in Schleswig-Holstein müsste umgerechnet 11 000 Mastschweine halten, um seine Diäten sichern zu können", rechnete er vor.

Weitere Kritikpunkte des 54-jährigen Funktionärs sind Bevölkerungsschichten, die naturverbunden sein wollen, sich jedoch von der Landwirtschaft völlig entfremdet haben. Aber auch, dass die Medien immer mehr bestimmen, was heute auf dem Agrarsektor noch als akzeptabel gilt. Für ihn ist es wichtig, dass man nicht nur erzeugt, sondern dass die Produkte auch auf dem Markt verkauft werden können. Schwarz forderte die anwesenden Berufskollegen auf, voller Selbstbewusstsein darauf hinzuweisen, was sich gerade in der Tierhaltung in den vergangenen Jahren getan hat. Er selbst habe in seinem Schweinestall eine Webcam installiert, mit der er per Internet Transparenz nach außen bringt. Für ihn ist dies ein Schritt in die richtige Richtung.

"Wir Landwirte haben eine Bringschuld", betonte Schwarz und forderte auf, neue Allianzen einzugehen. Als Beispiel nannte er die Initiative "Tierwohl". Was sich in der Landwirtschaft getan habe, nannte er plakativ den "Fluch der guten Tat", denn man erzeuge heute das, was früher unter dem Märchenbegriff "Schlaraffenland" fast unerreichbar schien. "Und heute stehen wir in der Kritik und sollen große familiengeführte Betriebe nicht weiterentwickeln, sondern abwickeln", so das Fazit seiner Betrachtungen.