Auch ins australische Queensland ist Luis Kepplinger mit seiner "Queen", einer Honda Africa Twin, gekommen. Fotos: Kepplinger Foto: Schwarzwälder-Bote

Reise: Luis Kepplinger fährt bis nach Australien / "Queen" hält trotz Unfällen bis zum Ende durch

Von Schopfloch bis Perth an der australischen Westküste in eineinhalb Jahren: Diese Reise hat Luis Kepplinger mit seinem Motorrad unternommen.

Schopfloch. Mitten im Winter, am 8. Februar vergangenen Jahres, hupte der damals 19-Jährige noch einmal lang, um sich von seiner Mutter und seinem Bruder zu verabschieden, dann ging es los. Über die schneebedeckten Alpen, durch Italien, Griechenland, die Türkei, den Iran, durch Indien, in den Himalaya, nach Indonsien und Australien fuhr der junge Mann alleine. Unfälle und zahlreiche Abenteuer überstand er mit seiner "Queen", einer Honda Africa Twin. Um seine Weltreise zu finanzieren, hatte er mehrere Monate am Band bei Daimler gearbeitet und einiges gespart.

Erster Stopp war in Innsbruck, wo sich Luis Kepplinger von seinem Vater verabschiedete. Weiter ging es durch Italien. Bei Neapel hatte er seinen ersten Sturz, der aber glimpflich ausging. Von Bari schiffte sich Luis Kepplinger nach Albanien ein, von dort ging es durch Griechenland nach Alexandropolis, wo er unverschuldet in einen Unfall geriet. Der Verursacher kümmerte sich sehr um den jungen Mann. Er brachte ihn ins Krankenhaus und sorgte dafür, dass die Maschine schnell repariert wurde.

Nächster Stopp war Istanbul. Dort wollte sich Kepplinger die nötigen Visa für den Iran und Pakistan besorgen, aber das gestaltete sich schwieriger als erwartet. Denn für viel Papierkram hätte er in Deutschland bei den dortigen Botschaften vorsprechen müssen. Immerhin: Für den Iran reichte es.

Doch schon bald nach Ankara, der türkischen Hauptstadt, kam die nächste Panne. Luis Kepplinger wollte mit seiner Enduro-Maschine durchs Gelände fahren – prompt stürzte er. Der Lenker war verbogen. Trotzdem fuhr der junge Schopflocher weiter. Auf der Straße traf er auf einen Deutschtürken, der ihn an eine Werkstatt vermittelte.

In Teheran tat sich ein weiteres bürokratisches Problem auf: das fehlende Visum für Pakistan. Hilfe fand Kepplinger bei einem Teheraner, bei dem er unterkam, und dessen Freunden. Letztlich blieb nichts anderes übrig, als das Motorrad als Luftftracht nach Indien zu schicken. Luis Kepplinger flog hinterher.

Krasser Kulturschock in Indien

"Das war ein wirklicher Kulturschock", sagt Luis Kepplinger. Die Hitze, der Lärm, der Gestank von Müll, der Duft nach gutem Essen, überall seien Menschen, und der Verkehr sei der Wahnsinn und die Armut extrem. In der direkten Nachbarschaft zu einem "Starbucks"-Café in Delhi lebte eine Familie mit nicht mehr als einer Plane zum Schutz vor Sonne, Wind und Regen. Türsteher hätten derweil dafür gesorgt, dass niemand in den "Starbucks" kommt, der arm aussieht.

Anschließend fuhr Luis Kepplinger an der Westküste hinunter nach Goa, von dort wieder im Landesinneren Richtung Norden nach Delhi und weiter in den Himalaya auf gut 5000 Meter Höhe.

"Ich bin einfach mal mit dem Motorrad höher gefahren, als die Alpen sind", ist Luis Kepplinger immer noch beeindruckt. Er hatte den Luftfilter herausgenommen, damit der Motor keine Zicken in der dünnen Luft macht.

In Nepal stand dann wieder Papierkram an. Diesmal noch komplizierter. Am Ende ging es wieder durch die Luft nach Malaysia – Myanmar und Thailand wurden wegen der Einreisebestimmungen dort von der Route gestrichen. Von Malaysia gestaltete sich die Reise als eine Art Inselhopping. Singapur, Indonesien und Osttiumr standen auf dem Plan.

In Indonesien war es auch, wo Luis Kepplinger ein besonderes Abenteuer erlebte. Er hatte einen Verbindungsweg zwischen zwei größeren Straßen gefunden. Doch der endete gut einen Kilometer vor der Straße, die er erreichen wollte. Er fuhr zu einem Dorf zurück, wo sich ein Mann bereit erklärte, ihn durch den Dschungel zur Straße zu führen. Durch Waldwege und durchs Geröll an einem Bahndamm fuhr er mit einem Roller voraus.

Luis Kepplinger war derweil das Wasser ausgegangen, und die Strecke zog sich immer weiter. Kurz vor Ende musste er mit seiner schwer bepackten Maschine noch über eine morsche Hängebrücke über einen See fahren. Einige Bretter brachen dabei, aber Luis Kepplinger erreichte das andere Ende und auch die Straße.

Nach der Ankunft Arbeit auf der Mangofarm

Auch das Dengue-Fieber bekam der junge Mann. Aber er dachte nicht ans Aufgeben. Nach einem Krankenhausaufenthalt setzte er mit seinem letzten Geld von Osttimur ins australische Darwin über. Dort war erst mal Arbeiten auf einer Mangofarm angesagt.

Die Ostküste entlang über Brisbane, Sydney und dann im Süden bis nach Perth fuhr Luis Kepplinger. Am Tag nach seiner Ankunft in Perth, dem Ziel seiner Reise, brach das Motorrad, das klaglos so viele Kilometer gefressen hatte, zusammen. Ein Regler spielte nicht mehr mit, eine schnelle Reparatur war unwahrscheinlich – aber auch nicht mehr nötig.

Eines ist Luis Kepplinger klar: Ohne die Hilfe so vieler Menschen, die ihm in allen möglichen Lagen geholfen hätten, wäre er nie so weit gekommen. "Ich weiß gar nicht, wie ich so viel Hilfe wieder an andere Menschen zurückgeben kann in diesem Leben", sagt er. Und die nächste Motorradreise? "Die Panamericana wäre ein Traum", sagt Luis Kepplinger. Also einmal von Alaska bis Feuerland. Aber jetzt steht erstmal das Studium in Kleve an: internationale Beziehungen. ■Luis Kepplinger hält am heutigen Samstag ab 19 Uhr in der Waldorfschule in Freudenstadt einen Vortrag über seine Weltreise. Sein Reisetagebuch mit zahlreichen Bildern gibt es im Internet unter www.luisweltreise.com.