In der gut gefüllten Iflinger Halle trafen sich die Landwirte des Kreises zum Kreisbauerntag. Foto: Morlok

Vorsitzender des Kreisbauernverbands weist Kritik an seinem Berufsstand zurück. Erzeugte Produkte direkt vermarkten.

Schopfloch-Oberiflingen - Die Landwirte des Kreises Freudenstadt trafen sich zu ihrem jährlichen Kreisbauerntag. Er war nahezu eine Fortsetzung des Neujahrsempfangs der Stadt Horb, der unter dem Begriff "Internationales Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft" stand. "Hier bei uns hat die Landwirtschaft noch Tradition" stellte Kreisvorsitzender Gerhard Faßnacht in seiner Begrüßung in der Iflinger Halle in Oberiflingen fest. fest. Tradition hat auch der Grußwortmarathon mit dem die Veranstaltung stets eröffnet wird.

Schopflochs Bürgermeister Klaas Klaassen eröffnete den Nachmittag mit der Feststellung, dass die Nahversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln stark leide. Der letzte "Tante-Emma-Laden" im Ort habe 2007 zugemacht. Seine Bitte deshalb an die Kreisbauern: Sie sollten überlegen, ob und wie man die von ihnen erzeugten Produkte direkt zu den Verbrauchern bringen könne. Landrat Klaus Michael Rückert stellte sich in seiner anschließenden Rede hinter die Landwirte. Er bezeichnete sie als "die wichtigsten Leute, die unsere wertvolle Kulturlandschaft erhalten".

Rückert und Faßnacht stellten bei dieser Gelegenheit auch die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter der neu gegründeten Geschäftsstelle des Landschaftserhaltungsverbandes Landkreis Freudenstadt vor. Es sind Peter Heffner und die junge Biologin Anja Bechthold.

Zur Thematik der Außenwirkung sagte der Landrat, dass es der Verbraucher in der Hand habe, wo er kauft. Er nutzte den Begriff "Bewusstseinsbildung" und forderte die Bauern auf, die Landwirtschaft auch nach außen so zu zeigen, wie sie wirklich sei. "Drei Hühner, eine Kuh und ein alter Esel reichen heute nicht mehr, um die benötigten Lebensmittel zu erzeugen", zog er einen Schlussstrich unter die ländliche Nostalgie. Rückert betonte, dass er und sein Amt nur als Unterstützer tätig sein können und es ihnen nicht wirklich Spaß mache, alle Vorschriften, die von oben kommen, umsetzen zu müssen. Man wolle deshalb als Berater vor Ort ein starker Partner der Bauern sein. "Unser Land braucht mehr Frauen – nur wenn sich mehr Frauen in die Öffentlichkeitsarbeit einbringen, können sie mehr erreichen", so die Feststellung von Katharina Schmelze, die als Landfrauenvorsitzende die Belange der Bäuerinnen vertrat. Sie bilanzierte ein Jahr voller Arbeit und Seminarangebote ihres Verbands.

Innovativ ging Felix Schwenk, der Vorsitzende des Agrargesprächskreises, das Thema "Familiengeführte Höfe" an. Er hatte sich die Betriebsgrößen einiger Spitzenfunktionäre – darunter auch von Ehrengast Werner Schwarz – angeschaut und daraus die Frage abgeleitet, bis zu welcher Größe man wohl einen Betrieb mit der Familie bewirtschaften kann. Nach dem die Fachleute fertig waren, griff die Politik zum Mikrofon.

Die beiden Landtagsabgeordneten Norbert Beck und Timm Kern brachten ihre parteipolitisch geprägten Ausführungen zu Gehör, und Ulrich Roßwag, Abteilungspräsident im Regierungspräsidium, glänzte mit Zahlen und Fakten, aber auch mit Fragezeichen. Die Hauptrede des Nachmittags, gehalten von Gerhard Faßnacht, gliederte sich im Wesentlichen in zwei Hauptbereiche. Zum einen hob der Kreisvorsitzende die Bedeutung der familiengeführten Betriebe hervor. Ökologie, Ökonomie und Soziales sieht er als Dreigestirn der Nachhaltigkeit und die Multifunktionalität nach innen – also die Flexibilität jeder einzelnen Familie – sind für ihn, neben weiteren Gesichtspunkten, die Garanten für eine landwirtschaftliche Struktur, wie man sie gerade in der Region findet.

Einen Großteil seiner Rede widmete Faßnacht der Kritik an seinem Berufsstand. "Wir sind keine Mörder von Mensch und Natur", erklärte er. Er bemängelte den immensen Druck, den Naturschutz- und Tierschutzverbände aufbauen, schimpfte über die Agitation der EU und nannte sie von Ideologen und unnachgiebigen Politikern aufgebaute Hindernisse.

Auch sein Vize, Stefan Schäfer aus Betra, schloss sich im Schlusswort den Ausführungen von Faßnacht an. Er sprach seinen Berufskollegen aus dem Herzen als er sagte, dass man gerne alle Verbraucherwünsche erfüllen wolle – aber nur gegen Bezahlung. Die Essenz seiner Worte war klar. Man erwarte für ehrliche Arbeit auch eine entsprechende Entlohnung, sonst könne man die familiengeführten Betriebe bald vergessen.