Markus Flik hält sich selbst nicht für einen Detailfachmann, dennoch brennt der Vorstandsvorsitzende für das, was von den Mitarbeitern bei HOMAG in Schopfloch produziert wird. Foto: Hopp

Vorstandsvorsitzender geht gestärkt aus HOMAG-Krise und peilt Knacken der Eine-Milliarde-Marke an.

Kreis Freudenstadt  - Schwere Monate liegen hinter Markus Flik. Ein bisschen abgekämpft, die Augen leicht gerötet, sitzt er am weißen Konferenztisch, die Arme vor der Brust verschränkt und spricht über die wohl schwierigste Zeit seiner noch nicht allzu langen Karriere als Vorstandsvorsitzender der HOMAG Group AG in Schopfloch. Schnee von gestern möchte man meinen, denn während draußen ein Schneesturm aufzieht, habe sich der Gegenwind im Traditionsunternehmen gelegt, sagt Flik.

Rückblick: Bei der Aktionärsversammlung des Schopflocher Herstellers von Maschinen für die Möbelindustrie und das Schreinerhandwerk im Mai 2012 kommt es zum Eklat. Der Schuler-Klessmann-Pool, der mit rund 25 Prozent der zweitgrößte Aktionär der Firma ist, verweigert dem Aufsichtsratsvorsitzenden Torsten Grede von der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) und Flik die Entlastung. Der Vorwurf des Pools um Unternehmensgründer Gerhard Schuler und seine Familie: Die DBAG versuche HOMAG für einen Verkauf aufzumöbeln. Bei der Hauptversammlung in Freudenstadt greifen auch die Mitarbeiter den Vorstand der Unternehmensgruppe an. Unsicherheit, Frust und Misstrauen machen sich breit. Und Markus Flik muss sich in den kommenden Monaten vor allem als Krisenmanager beweisen.

"Das war für uns alle eine schwierige Zeit", sagt Flik heute. Doch die Mannschaft sei nun gut aufgestellt. Mit Mannschaft meint Flik nicht nur die Belegschaft, die die Veränderungen innerhalb des Unternehmens nun mittrage. Auch die Führungsriege sei wieder komplett. Die Schlüsselpositionen innerhalb des Unternehmens seien besetzt, auch die des ehemaligen Entwicklungs-Vorstands Achim Gauß. "Sein Austritt musste kompensiert werden. Seine Aufgaben haben meine Kollegen und ich selbst übernommen", erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Noch immer sei er weit davon entfernt, ein Detailfachmann zu sein, doch je mehr er lerne, desto mehr Respekt habe er vor der Arbeit seiner Mitarbeiter. Und gelernt hat Flik viel: Mit Begeisterung erklärt er den Unterschied zwischen der mit Schmelzkleber geleimten Kante am Konferenztisch und der neuen Lasertechnik, die er später in einem Rundgang vorstellt. Er erzählt von der Investition in ein neues voll automatisiertes Lagersystem und den Innovationsschüben, die das Unternehmen immer wieder erfahre. Der Aufwind ist wahrnehmbar.

"Wir wollen 2012 die Vorjahreszahlen halten und an bestimmten Stellen verbessern", sagt Flik. Die Zeichen dafür stünden gut. "Das ist das beste Signal dafür, dass die Kundschaft uns vertraut", betont er. Der Standort Schopfloch habe eine starke Tradition. Nun müsse versucht werden, neue Strategien umzusetzen, Produktionsprozesse zu verbessern, die Dienstleistung zu stärken und so die Konkurrenz auszustechen. Schließlich strebt die HOMAG Group bis 2017 beim Umsatz die Eine-Milliarde-Marke an. "Wir können das schaffen, wenn der Markt mitspielt", gibt sich Flik kämpferisch und blickt dabei auch auf den wachsenden Markt in Asien.

"Kommunikation ist das Schlüsselwort"

Ist also alles in Butter beim größten Arbeitgeber der Region? Flik zieht die Stirn kraus: Aus der betriebsinternen Auseinandersetzung habe er gelernt. "Kommunikation ist das Schlüsselwort", sagt er. Kommunikation mit den Mitarbeitern, mit den Kunden, mit den Lieferanten. Er habe lernen müssen, zuzuhören und nicht nur zu agieren. Viele Mitarbeiter hätten sich gefragt, was diese Diskussion um den Schuler-Klessmann-Pool für die Ausrichtung des Unternehmens und die vielzitierte HOMAG-Kultur bedeute. Die Entwicklung von einem familiengeführten Unternehmen hin zu einem familiengeprägten Kapitalmarktunternehmen habe eben auch eine neue Ausrichtung erfordert. Und: "Diesen Prozess müssen wir bewältigen", sagt Flik.