Spektakuläres Finale: Das Ensemble der Musik- und Kunstschule, LUDDI sowie Roland Baisch und Frank Wekemann improvisierten gemeinsam. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleinkunstabend bringt Publikum zum Toben

Von Tina Eberhardt Schopfloch. Drei Künstlergruppen, eine Maschinenhalle und ein grandioses Finale: Beim Abend der Kleinkunstpreisträger stimmten erneut die Zutaten und sorgten für einen würdigen Endspurt des Schwarzwald Musikfestivals.

Der unterhaltsam breitentaugliche Programmpunkt im sonst klassischen Spektrum des Schwarzwald Musikfestivals hat längst sein festes Zuhause bei HOMAG in Schopfloch gefunden. Zum zehnten Mal gastierten die Kleinkunstpreisträger Baden-Württemberg in der Produktionshalle, wie Firmengründer Gerhard Schuler und Geschäftsführer Herbert Högemann erfreut zusammenrechneten. Fast ebenso Tradition ist es, dass die Stuhlreihen in der Produktionshalle brechend voll sind. Die Tatsache, dass dies derzeit auch für die Auftragsbücher der HOMAG gilt, war letztlich der Grund, weshalb der Kleinkunstabend in diesem Jahr erst nach der offiziellen Festivalspielzeit stattfand.

"Special Guest Black Forest" war diesmal das Blechbläser-Ensemble der Musik- und Kunstschule Region Freudenstadt. Die vier Musiker standen angesichts des hochkarätig besetzen Programms, das sie zu eröffnen hatten, vor keiner leichten Aufgabe. Beim Publikum, das den Einsatz seiner Lokalmatadore zu schätzen wusste, sicherten sie sich mit ihrem Engagement jedoch viele Sympathiepunkte und verdienten Applaus.

Den ersten Druck im Kessel generierten LUDDI, offiziell eine alemannische Rockband, die jedoch von Balkan-Brass bis Ballade so ziemlich jeden Stil in ihrem Programm unterbringt. In einem Mix aus Philosophie und Satire, Bissigkeit und trockenem Humor, Lokalpatriotismus und Selbstironie trieben die fünf Musiker den Pegel im Saal rasch nach oben. Nein, die seltsame Sprache sei keine Kehlkopferkrankung, "wir sprechen wirklich so", schickte der Frontmann gleich voraus, um danach umgehend sicherzustellen: "Aber wir sind keine Schweizer!"

Dass das gesangliche Einbinden des Publikums angesichts der erheblichen Sprachdifferenzen zwischen Schwaben und Alemannen zur komisch-holprigen Sache geriet, war kalkuliert. Und die Zuschauer honorierten die musikalisch wie künstlerisch astreine und ebenso warmherzig wie intelligent gestaltete Vorstellung prompt mit Zugabe-Forderungen. Diese wurden jedoch kurz gehalten, denn mit Roland Baisch wartete hinter der Bühne bereits eine graue Eminenz der Kleinkunstszene.

Der versierte Entertainer, der Rollen-Metamorphosen schneller zu vollziehen vermag, als das Publikum blinzeln kann, brachte die Halle mit seinem Programm "Grauer Star" zum Schäumen. Begleitet von Gitarrist Frank Wekemann, biss und sang, tanzte und rappte sich der künstlerische Alleskönner durch die Neurosen der Alternden und die Absurditäten der Midlife-Crisis. Hatten sich die Zuhörer zuvor noch von der alemannischen Behäbigkeit anstecken lassen, war das Publikum nun am toben.

Es wäre jedoch nicht der Kleinkunstabend des Schwarzwald Musikfestivals gewesen, wenn nicht am Ende noch ein überraschendes und spektakuläres Finale gefolgt wäre. Während HOMAG-Firmengründer Gerhard Schuler sich von der Stimmung auf der Bühne inspirieren ließ und in einem launigen Grußwort den offiziellen Schlusspunkt setzte, schlossen sich dessen Akteure hinter den Kulissen zusammen, um anschließend mit einer gemeinsamen Improvisationsnummer die Bühne zu stürmen und den Glanzpunkt des Abends zu setzen.

Das Ensemble der Musik- und Kunstschule, das nun auch seinen Wohlfühlpunkt im Scheinwerferlicht gefunden hatte, gab den musikalischen Rhythmus vor, in den sich LUDDI, Baisch und Wekemann mit einer grandiosen Mundart-Version von "Stand By Me" und "No Woman No Cry" einreihten. Ein brillantes Solo von Marc Zwingelberg sorgte dabei ebenso für Gejohle wie Baischs souveräne und sichtlich von Spaß begleitete Präsentation des noch schnell auf HOMAG und Schopfloch umgeschriebenen Songtextes.

Zum Schluss waren es aber nicht die Akteure, die den Schlussstrich unter einen opulenten Abend zogen. Das Publikum sang nämlich noch begeistert weiter, als die Künstler winkend und klatschend von der Bühne zogen.