Hans Schmidt nimmt Abschied auf einem Höhepunkt. Auch der Schulgarten mit dem Outdoor-Klassenzimmer ist eines der Projekte, mit denen der Schulstandort Schopfloch in den vergangenen Jahren bereichert wurde. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Schopflochs Schulleiter Hans Schmidt geht in den Ruhestand / Vorfreude auf Reisen außerhalb der Ferien

Von Tina Eberhardt

Schopfloch. Vier Jahrzehnte im Schuldienst, 25 Jahre davon als Schulleiter. Jetzt ist Zeit, Abschied zu nehmen: Hans Schmidt, Rektor der Gemeinschaftsschule Schopfloch/Waldachtal, geht in den Ruhestand. An der Schule endet eine Ära.

Die Sonne scheint über den Hof, am Gebäude sind Handwerker zugange. Neue Klassenzimmer werden angebaut, die Schule ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Hans Schmidt verlässt seinen Wirkungsort auf einem Höhepunkt. Der Wechsel zur Gemeinschaftsschule ist vollzogen. Die Institution für die nächste Zukunft aufgestellt. Die vergangenen Jahre waren in dieser Hinsicht anstrengend, aber auch ereignisreich und spannend.

Jetzt gehen – was ist das für ein Gefühl? "Ein gemischtes", gibt Hans Schmidt zu. Schulamt und Bürgermeister hatten ihn gebeten, noch ein Jahr dran zu hängen. Aber: Für ihn ist es die richtige Zeit. "Ich habe gemerkt, dass die Kraft nachlässt", sagt Schmidt. Leicht hat er sich die Entscheidung nicht gemacht. Schmidt ist ein Vollblutpädagoge, die Arbeit war oft genug Lebensinhalt, wie er zugibt. Mit der frisch eingeführten Gemeinschaftsschule kam am Ende nochmals eine ganz neue Herausforderung. Der Schulleiter wurde zum Manager von Personen, Situationen, Unvorhersehbarkeiten.

Im Februar hat Schmidt ein paar Schränke in seinem Büro ausgeräumt, aber weiter kam er nicht. Die erste Ruhestandswoche nach Schuljahresende wird deshalb nochmals der Arbeit gehören – ein kleiner Puffer im abrupten Wechsel von 100 auf null. Ein wenig dankbar ist Hans Schmidt dafür. Er wollte immer nur Pädagoge werden. Nur einmal, beim obligatorischen Angeben auf einem Klassentreffen, neben den gut situierten Kameraden auf Industrieposten, hatte er sich mal kurz verunsichern lassen.

Schulleiter hingegen stand nie auf dem Plan, sagt Schmidt. Zu viel am Schreibtisch, zu wenig im Klassenzimmer. Seine Passion gehörte der Arbeit mit den Schülern – in einer ganzheitlichen Weise, wo Mensch und Bildung ebenbürtigen Stellenraum einnehmen. "Ich will, dass die Schüler Sinn sehen, in dem was sie machen." Dieses Bedürfnis hat den Badener vor 25 Jahren dann doch auf den Chefsessel in Schopfloch gebracht. Ein befreundeter Kollege hatte ihn verlockt: "Wenn du Schulleiter bist, kannst du selbst Schule gestalten." Schmidt beschloss, den Schritt zu wagen.

Die intensive Dynamik und die Leidenschaft für seine Tätigkeit sind in Schmidts stiller Art bis in die letzten Tage spürbar. Seine ewige Innovationslust war Antrieb für vieles in Schopfloch: Um die Jahrtausendwende war die Schule Modellort für die Werkrealschule, ein knappes Jahrzehnt später für die Gemeinschaftsschule. Für eine kleine Gemeinde ist der Schulstandort inzwischen beeindruckend groß. Die Rolle der Antriebsfeder nimmt Schmidt für sich dennoch nicht in Anspruch. "Wir haben viel erreicht", meint er schlicht. "Und ich habe ein tolles Kollegium." Ohne dieses, aber auch ohne die Unterstützung der Gemeinde wäre all das nicht möglich gewesen, betont der Schulleiter.

Die vergangenen Jahre waren die ereignisreichsten in seiner Karriere. Doch mit anderen Rückblicken tut sich Schmidt schwer. Es scheint, als ob dieser Blickwinkel für den unermüdlichen Vorangeher sehr ungewohnt ist. Noch kommt Schmidt auch nicht zum Nachdenken. Die letzten Wochen vor Schuljahresende sind traditionell hektisch. Außerdem steht in Schopfloch ein großes Zirkusprojekt auf dem Projektplan, auf das alle – Rektor inklusive – hinfiebern.

Hat man bei einem solchen Schlussspurt nicht Angst vor dem schwarzen Loch danach? "Ich versuche, gegenzusteuern", sagt Schmidt, der Blick ein wenig skeptisch. Manchmal kommt doch ein beklemmendes Gefühl hoch. "Es ist die letzte Lebensphase." Ein paar Pläne hat sich Schmidt für diese schon zurecht gelegt. Haus, Garten, Hobbys – das Übliche, was man sich so vornimmt. Dann ist er seit kurzem stolzer zweifacher Großvater, der sich auf die Zeit mit den Enkeln freut.

Aber so eine richtig bubenhafte Vorfreude hat Schmidt auf was anderes: Zum ersten Mal in seinem Leben wird er einmal abseits der Hauptferienzeiten verreisen können. "Ich war noch nie außerhalb der Ferien in Urlaub", meint Schmidt. Und da wird das Lächeln beim Gedanken an den Ruhestand dann doch richtig breit.