Die Meinung der ehemaligen Postkolleginnen Ilona Rombach (rechts) und Iris Herr ist Fischinger wichtig. Foto: Börsig-Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Junggesellen-Abschied: Nach missglücktem Spaß liegt der Bräutigam schwer verletzt in der Klinik

Schonach (bk). Trotz aller Professionalität hat Bundesliga-Trainer Alexander Fischinger die Bodenhaftung nicht verloren. Im Gegenteil. Das Wort Heimat bedeutet dem Vater einer 22-jährigen Tochter viel. Neben seiner Familie sind ihm auch seine Freunde und ehemaligen Arbeitskollegen wichtig. Einmal pro Woche trifft er sich mit Letzteren meistens in Schonach zum Postler-Stammtisch, bei dem alte Zeiten aufleben, Neuigkeiten ausgetauscht werden und ihm seine heimischen Beraterinnen Iris Herr und Ilona Rombach "wertvollen Input" geben.

Der 51-Jährige ist mittlerweile seit 15 Jahren hauptberuflich als Fußball-Trainer tätig. Er hat verschiedene Trainerlizenzen in der Tasche und coachte unterschiedliche Teams: von Jugendlichen über Männer bis hin zu Frauen. Da er schon in der Saison 2007/2008 erfolgreich die Frauen des FC Freiburg trainierte, kam der SC Sand im Sommer auf ihn zu. "Ich wollte allerdings nicht so schnell wieder eine Mannschaft trainieren, nachdem ich zuletzt mit den Amateuren des SV Waldkirch die erste DFB-Hauptrunde als Südbadischer Pokalsieger erreicht hatte", erzählt er mit Stolz in der Stimme. Er erinnert sich gerne an diesen sportlichen Höhepunkt seiner Trainerlaufbahn.

Ungern denkt Fischinger allerdings an einen ganz anderen Höhenflug vor 20 Jahren zurück. Es war am 1. Juli 1995, als sich für den Postboten und aktiven Bezirksliga-Spieler des FC Schonach schlagartig das Leben änderte. Es war der Tag seines Junggesellen-Abschieds, an dem seine Sportlerkarriere tragisch endete. Eine Woche später wollte er seine Freundin Claudia aus Oberprechtal heiraten. Doch daraus wurde erst mal nichts. Anstatt Flitterwochen waren Krankenhausaufenthalte angesagt.

Was war passiert? Seine Freunde hatten sich einen besonderen Spaß für ihn ausgedacht. Sie zogen ihn mit Hilfe eines Flaschenzugs mit einem Abschleppseil in die Höhe – wohlwissend, dass er Höhenangst hatte. Alle lachten. Er auch. Bis das Seil in zirka acht Metern Höhe riss und er in die Tiefe stürzte.

Das Wunder von Schonach

Wie durch ein Wunder überlebte Fischinger mit einem dreifachen Beckenbruch, einem kaputten Knie und zertrümmerten Handgelenken. Es folgten einige Operationen, eineinhalb Jahre Klinikaufenthalt. Zwischendurch heiratete er seine Claudia, die ihn immer sehr unterstützte, an ihn glaubte.

Es dauerte lange, erforderte Durchhaltevermögen, eiserne Disziplin und viel therapeutische Hilfe, bis Fischinger wieder gehen, laufen, hüpfen, Radfahren und Skilanglaufen konnte. Aufgeben kam für ihn nicht in Frage, wenn er auch nicht mehr Fußball spielen kann. Tatkräftig unterstützt wurde er in dieser schweren Zeit auch von Physiotherapeutin Katja Maurer. Sie ist bis heute eine "ganz wichtige Person" in seinem Leben, genauso der ehemalige Schonacher Pfarrer Uwe Vollmer, der ihm nach wie vor an "guten und schlechten Tagen" ein wertvoller Ansprechpartner ist.

Da Fischinger trotz allem weiter am Ball bleiben wollte, war er Mitbegründer der Freiburger Fußballschule Alitom der Ex-Profis Alfons Higl und Thomas Schweizer. Mit deren jungen Talenten trainierte er auch schon auf dem Fußballplatz in seiner Heimatgemeinde Schonach. Sie ist genauso ein Dorf wie Willstätt-Sand, wo ihn sein jüngstes Trainerengagement hinführte.

Mit dessen Frauenteam will Alexander Fischinger beim 50. Schwarzwaldpokal Anfang Januar 2016 in Schonach auflaufen. Er versucht auch den einen oder anderen Prominenten aus der Fußballwelt mitzubringen. Wer weiß? Vielleicht gelingt es ihm sogar, Bundestrainer Joachim Löw, den er seit Jahren persönlich kennt, zum Jubiläums-Weltcup der Kombinierer ins Skidorf zu locken.