Karin Binkert-Hörmann, die in Nepal gearbeitet hat, startet Aufruf / Hospital im Kathmandutal nicht beschädigt

Von Christel Börsig-Kienzler

Schonach. "Es ist unfassbar. Die Bilder lassen einen nicht los." Karin Binkert-Hörmann ist der Schrecken über das verheerende Erdbeben am Samstag in Nepal noch ins Gesicht geschrieben. Die Schonacher Physiotherapeutin verbindet eine besondere Beziehung zu dem von der Naturkatastrophe heimgesuchten Land und dessen Menschen. Sie startet daher den Spendenaufruf "Nepal in Not".

Es sind schreckliche Minuten. Stunden des Wartens, bis Karin Binkert-Hörmann am Sonntag "endlich über irgendein iPhone" die erfreuliche Nachricht erhält, dass ihre nepalesische Freundin Anita Badal vom Nepalprojekt "Die Ofenmacher e.V." überlebt hat. "Sie lebt jetzt aus Angst vor dem Zusammenfallen ihres Hauses und vor weiteren Nachbeben mit ihrer Familie auf der Straße, also im Freien", berichtet Binkert-Hörmann. "Von meiner Ziehtochter und Freundin Meena habe ich aber leider noch nichts gehört", erzählt die besorgte Helferin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten weiter.

Beide Frauen kennt sie von mehreren Besuchen in Nepal. Dort half die gelernte Physiotherapeutin aus Schonach in den Jahren 2001/2002 während eines vierteljährlichen Arbeitsaufenthaltes im "Sushma Koirala Memorial Hospital" im Kathmandutal die krankengymnastische Nachsorge aufzubauen.

Ein Jahr später war Binkert-Hörmann nochmals vier Wochen vor Ort, um mitzuhelfen, die Abteilung fest zu etablieren, ihre langjährige Berufserfahrung mit einzubringen, dort arbeitenden Nepalesen Tipps zu geben und Behandlungen vorzunehmen. Im Jahr 2005 kam die Nepalesin Meena zwei Wochen zu ihr in die Praxis in Schonach, um ihre physiotherapeutischen Grundkenntnisse zu vertiefen und sich in Sachen Lymphdrainage und therapeutischen Behandlungsmethoden fortzubilden.

Im November 2008 war Binkert-Hörmann erneut für zwei Tage in der plastisch-chirurgischen Klinik. Erfreut sah sie dort, wie Meena mit weiteren Physiotherapeuten in der von ihr mit aufgebauten Abteilung tätig war und die von ihr und weiteren, ehrenamtlichen Helfern, Ärzten, Anästhesisten, Schwestern geleistete, aktive Entwicklungshilfe zur Selbsthilfe Früchte trägt. Umso schockierter ist die 55-Jährige von den schrecklichen Nachrichten aus Nepal, die sie seit Samstag per Radio, Fernsehen und Zeitungen erreichen. Tausende von Menschen haben bei dem Erdbeben ihr Leben verloren, wurden sehr schwer verletzt und für fast alle bedeutet diese schwere Naturkatastrophe ein Kampf ums Überleben.

Bei einem Telefongespräch mit der Frau von Hein Stahl, dem deutschen Verwaltungsleiter des von Interplast Germany Ende der 1990er Jahre erbauten und später in nepalesische Hände übergebenen "Sushma Koirala Memorial Hospitals" im Kathmandutal, erfuhr Binkert-Hörmann am Montag, dass das Krankenhaus nicht beschädigt ist. "Dank seiner stabilen Bauweise hat es die Erdbewegungen überstanden, so dass wenigstens der Arbeitsablauf im Krankenhaus gewährleistet ist", berichtet Binkert-Hörmann "von der erfreulichen Nachricht, bei so viel Elend."

"Das rund 16 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Kathmandu liegende Hospital, in dem sonst hauptsächlich arme Menschen und Verbrennungsopfer von offenen Feuerstellen oder Kerosinkochern behandelt werden, ist in dieser Notsituation das einzige Krankenhaus weit und breit, in dem die Verletzten operieret und versorgt werden können", weiß Binkert-Hörmann. "Das liegt daran, dass sie von der Stromversorgung unabhängig sind. Sie haben große Dieselmotoren, da sie schon vor Jahren einen Notfallplan erstellt haben, der ihnen nun zugute kommt."

"Die Versorgung der Verletzten in dem nur über rund 75 Betten verfügende Krankenhaus ist zwar nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, dennoch eine wichtige Arbeit, die unbedingt fortgeführt werden muss", betont Binkert-Hörmann und ergänzt erschüttert: "Alleine in der direkten Nachbarstadt Sankhu sind mehr als die Hälfte der Häuser zerstört, gibt es viele Verletzte und Tote, und in ganz viele Täler kommt man gar nicht hinein".

Binkert-Hörmann leidet mit den Überlebenden. Kein Wunder. Die großteils armen Nepalesen sind ihr "aufgrund ihrer besonders liebenswürdigen Art" während ihrer Arbeitsaufenthalte derart ans Herz gewachsen, dass sie nach mehreren Aktionen und Sammlungen für das Hospital im Kathmandutal erneut einen Spendenaufruf startet. Sie appelliert an das Mitgefühl der Bürger der Region für die Erdbebenopfer in Nepal. "Ich hoffe, dass viel Unterstützung von hier kommt und verbürge mich dafür, dass das Geld, also jeder Euro, direkt im Hospital landet und den Notleidenden zu 100 Prozent zugute kommt, da keine Verwaltungsgebühren anfallen", verspricht Binkert-Hörmann.

Eigentlich wollte die engagierte Physiotherapeutin und Mutter von zwei erwachsenen Söhnen mit ihrem Mann diesen Herbst der Klinik einen weiteren Besuch abstatten. Ob daraus nun etwas wird, steht bis dato genauso in den Sternen wie das weitere Schicksal der zahlreichen Erbebenopfer im Himalaya-Staat Nepal.

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