Jochem Hollerbach, Gruppensprecherin Christiane Jung und Hans Kienzler informierten über Amnesty International. Foto: Kammerer Foto: Schwarzwälder-Bote

Furtwanger Ortsgruppe von Amnesty International stellt sich vor / Fall in Weißrussland

Von Susanne Kammerer Schonach. Die Amnesty International Ortsgruppe Furtwangen stellte sich im Rahmen des Programms des Ökumenischen Bildungswerks in Schonach vor und gab Einblicke in ihre Arbeit.

Die Referenten Christiane Jung und Jochem Hollerbach aus Furtwangen sowie Hans Kienzler aus Schonach freuten sich, den Anwesenden die weltweit tätige Menschenrechtsorganisation näher bringen zu können.

Die Inhaftierten leben in ständiger Todesangst

Christiane Jung referierte über die Entstehung und Entwicklung von Amnesty International und die Arbeit in der Ortsgruppe Furtwangen. "1972 wurde die Furtwanger Gruppe gegründet", informierte sie. Die Organisation trägt sich weltweit nur durch Beiträge und Spenden. Es werden bewusst keine Gelder von Staaten angenommen.

Die Kernthemen von Amnesty International sind die Verteidigung der bürgerlichen, politischen und wirtschaftlichen Menschenrechte. Durch das Aufdecken von Ungerechtigkeiten, das Handeln und Aufklären werde versucht, eine Veränderung zu erreichen.

Verschiedene Aktionsformen tragen dazu bei, wie etwa Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit und Petitionen. Jede Gruppe bearbeitet einen Einzelfall. So auch die Ortsgruppe Furtwangen. "Aktuell bearbeiten wir den Fall des in Weißrussland inhaftierten Ales Bialiatski", informierte Hans Kienzler. Bialiatzki ist Mitbegründer und Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation Vesna.

Diese Organisation kritisiert undemokratische und menschenrechtsverletzende staatliche Übergriffe in Weißrussland. Der Organisation wurde die öffentliche Arbeit schließlich untersagt. Um weiterarbeiten zu können, wurden finanzielle Mittel in den Nachbarstaaten angelegt. In Folge kam es zur Anklage wegen schwerer Devisenvergehen und Haft auf vier Jahre für Ales Bialiatski. "Weißrussland ist der letzte Henkersstaat Europas", ging Hans Kienzler auch auf die allgemeine Situation ein. 2013 wurden vier Todesurteile vollstreckt. Die Zustände in den Gefängnissen und Todeszellen seien katastrophal.

Die Gefangenen in den Todeszellen werden erst über ihre Hinrichtung informiert, wenn sie dazu abgeholt werden. So leben die Inhaftierten in ständiger Todesangst. Auch die Familien werden nicht benachrichtigt. Der Leichnam wird nach der Exekution zudem nicht freigegeben. "Auch die Gerichtsverfahren sind mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen", wusste Kienzler. Die Gerichtsverfahren sind geheim, keiner weiß, wie es zu den Urteilen kommt. "Wir sind eine Organisation, die die Finger in die Wunde legt und Öffentlichkeitsarbeit macht, um solche Missstände zu beseitigen", schilderte Jochem Hollerbach die Hintergründe von Amnesty International.