Frauenfußball: Freude und Stolz über DFB-Pokalfinal-Teilnahme überwiegen trotz Sands Niederlage

Von Rita Bolkart und Christel Börsig-Kienzler

"Es wäre die Obersensation und alle würden es Alex von Herzen gönnen", erklärte Reinhold Herr, Vorsitzender des FC Schonach, vor dem DFB-Pokalspiel. In diesem stand sein Vereinskollege Alexander Fischinger mit den Frauen vom SC Sand gegen den VfL Wolfsburg.

Schonach. Herrs Frau Renate bestätigte: "Keiner pflegt die Freundschaft und Kameradschaft wie Alex". Anlässlich des Pokalspiels hatten Bernd Kaltenbach und sein Team von "Moosis Lesecafé" auf Initiative von Alexander "Acker" Fischinger ein "Public Viewing" für alle Fußballbegeisterten in Schonachs Ortsmitte eingerichtet. Diese ließen sich das Pokalfinale des SC Sand gegen den VfL Wolfsburg nicht entgehen. Erfreut stellte Herr fest, dass "der ganze FC" die Gelegenheit wahrnahm. Alle sahen sie ein mitreißendes, teils ruppiges Fußballspiel der Frauen. Viele Passanten gesellten sich während der Be gegnung noch zum Schonacher Fußballvolk. Und alle hofften sie, wie es Bundespräsident Joachim Gauck im Kölner Stadion formulierte, "auf das Fußballwunder von Sand".

Partystimmung ins Radio und TV transportieren

Beim "Public Viewing" fingen acht SWR-Mitarbeiter die Partystimmung und Statements ein, die via Radio und TV die Begeisterung aus dem Heimatort des Erfolgstrainers transportierten. Reporterin Laura Trust führte mit Schonachs Bürgermeister Jörg Frey und Reinhold Herr Live-Interviews, die sofort im Rahmen der Stadion-Sendung und im Laufe des Abends weitere Male gesendet wurden.

"Es ist toll, dass das Public Viewing stattfindet und schön, wie die Schonacher die Mannschaft und Alex unterstützen", beantwortete Frey Fragen in der Halbzeitpause. Er betonte, dass, neben dem Wintersport, Fußball sehr wohl eine Rolle in Schonach spiele. Persönlich zeigte er sich beeindruckt von Fischingers Motivationstalent.

Bereits vor dem Anpfiff in Köln sprach Fischinger beim TV-Interview vom "schönsten Spiel seines Lebens" und freute sich über den Beistand aus seinem Heimatort, vor allem aber über die Anwesenheit zahlreicher Schonacher und die von Pfarrer Uwe Vollmer im Stadion. Unbeeindruckt von der Kölner Kulisse beantwortete der Schonacher Trainer die Fragen in Schwarzwälder Mundart. Kommentator Bernd Schmelzer schickte dann auch Grüße ins "legendäre" Café "Moosi" zum "Public Viewing", das es im Ort so zuletzt bei Georg Hettichs olympischer Goldmedaille in Turin 2006 gegeben hatte.

Weit mehr als einhundert Zuschauer verfolgten am Samstagnachmittag in der Ortsmitte das umkämpfte DFB-Pokal-Endspiel, drückten die Daumen, freuten sich und litten mit den Fußballfrauen des SC Sand und noch mehr mit ihrem sympathischen Trainer. Mit lautstark erleichtertem Jubel registrierten die Zuschauer das Ausgleichtor der Frauen aus der Ortenau und nahmen die zeitweise Überlegenheit der Außenseiterinnen erfreut wahr – wie das Kölner Publikum. Als sich das Blatt schließlich zu Gunsten der Wolfsburgerinnen wendete, wurde es stiller auf den Stühlen und Bänken bei "Moosis Lesecafé".

Freude beim Außenseiter wird bald überwiegen

"Eine Spitzensache, auf die Alex stolz sein kann", war die Reaktion aller nach dem verlorenen Pokalfinale. "Es ist zwar schade, dass Sand gegen Wolfsburg 1:2 verloren hat. Es war jedoch ein Endspiel auf Augenhöhe. Der kleine Außenseiter hat dem großen Favoriten Paroli geboten bis zum Schluss und die Sympathien aller sind trotz des Ergebnisses beim SC Sand und dem Erfolgstrainer. Nach dem Schock, den Alex sicherlich bald wegsteckt, wird die Freude überwiegen, mit seinen Frauen ein großes Finale gespielt zu haben und das in seinem Lieblingsstadion. Dazu kann man ihm nur gratulieren. Er ist ein toller Kerl, wir sind mächtig stolz auf ihn", formulierte Herr im abschließenden Interview und brachte es auf den Punkt: "Einen Schonacher bei einem DFB-Endspiel wird es so schnell sicher nicht mehr geben."

Traurig, dass es nicht reichte, "da sie so nah dran waren", zeigten sich am Ende selbstredend die Sander Spielerinnen und ihr Coach, der am Spielfeldrand mit seinem Team beherzt mitfieberte. "Es ist schade für die Mannschaft. Sie hat ein tolles Spiel geliefert und hätte es wirklich verdient gehabt. Ich bin stolz auf ihre Leistung, nicht auf das Ergebnis", sagte Fischinger kurz nach dem Abpfiff noch mit den Emotionen kämpfend, dass das erträumte Pokalwunder beim "Abschiedsspiel" zum Ende seiner Trainertätigkeit beim SC Sand nicht wahr wurde. Doch, wie er selbst schon mehrfach betonte, hat er seinen Entschluss, den Erstligist SC Sand seit vergangenen August zu trainieren, "keine Sekunde bereut. Es hat mir viel Spaß gemacht. Es war ein unglaubliches Jahr".