"Reicht es oder muss eine Orange dazu?", sagt der zweifelnde Blick auf die Waage – dann wird abgeknipst. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

lDie Strecke führt über 100 Kilometer von Schonach auf den Belchen / Georg Thomas Streckenrekord von 5:51 Stunden nicht in Gefahr

Von Hans-Jürgen Kommert

Schonach. Der Tag ist noch taufrisch, der eine oder andere geht wohl gerade nach Hause. In Schonach, um die Dom-Clemente-Schule herum herrscht Chaos, obwohl es gerade mal 6 Uhr ist und richtig kalt, elf Grad minus.

Im weiten Umkreis sind alle Parkplätze belegt, denn es ist der zweite Samstag im Februar und das heißt für die Fans, der Rucksacklauf steht an. Vor der "Villa Kunterbunt" ist die Wiegestation aufgebaut, vier Waagen stehen zur Wahl. Die Rucksäcke müssen gewogen werden, denn vier Kilo sind nun mal Pflicht. Die Männer und Frauen vom Skiclub Schonach halten viele Netze Orangen bereit zum Auffüllen, falls ein Rucksack zu leicht ist. Vier Kilo bei den Männern und drei bei den Frauen sollte das Gepäckstück schon wiegen.

Der Inhalt der Rucksäcke ähnelt sich bei allen Läufern: Ein isotonisches Getränk, dazu Energieriegel, Obst und Wachs. "Man muss schon einen kleinen Schuss haben, um das auf sich zu nehmen", erklärt einer der Teilnehmer. Aber es hieße ja bekanntlich Langlauf, erklärt ein anderer.

Denn allein die kurze Strecke bis Hinterzarten beträgt immerhin 60 Kilometer. Die ganz Harten werden weiterlaufen bis zum Belchen, das sind dann volle 100 Kilometer. Bei sehr guten Bedingungen werden die Schnellsten voraussichtlich knapp sieben Stunden brauchen. Und wer bis 18 Uhr noch nicht angekommen ist, verpasst die Siegerehrung. Denn es geht bei diesem ziemlich verrückten Lauf um den Wäldercup.

Es herrschen recht gute Bedingungen, allerdings erwartet die Teilnehmer viel Wind und eine oft zugewehte Spur. Streckenchef Siegfried Kaltenbach ist sich sicher, dass der Uralt-Rekord von Georg Thoma (5:51 Stunden) auch in diesem Jahr weiter Bestand haben wird – die Bedingungen seien damals absolut top gewesen. Aus ganz Deutschland kommen die Läufer, aber auch Franzosen, Schweizer und Österreicher wollen es wissen.

"33 Frauen sind diesmal dabei", erklärt Cheforganisatorin Heidi Spitz. Der Skiclub Schonach steht ihr mit rund 20 Männern und Frauen zur Seite. Wie denn die Altersstruktur aussieht, will der "Schwarzwälder Bote" wissen. "Die jüngsten Läufer sind knapp unter 20, der Älteste ist heuer Jahrgang 1942" erklärt sie.

An den vier offiziellen Verpflegungsstellen gibt es Tee – und eventuell das "Aus". Denn wer das Zeitlimit überschreitet, wird an den Verpflegungsstationen aus dem Lauf genommen. Wer nicht spätestens bis 10.30 Uhr in Neukirch angekommen ist, für den war es das. Auf dem Thurner liegt der nächste Kontrollpunkt. Bis dorthin sollte der Läufer maximal sechs Stunden gebraucht haben. Und wer die lange Strecke laufen will, sollte Hinterzarten nicht später als 12.30 Uhr erreichen

Es geht gegen 7 Uhr, die letzten Minuten vor dem Start werden angesagt. Starter ist seit Jahren Bürgermeister Jörg Frey. Er begibt sich an den Startpunkt hinter der Halle. Countdown – und dann gehen rund 300 Läuferinnen und Läufer das Abenteuer an. "Wichtig ist das Durchkommen, Gewinnen wäre schön, ist aber nicht wirklich wichtig", fasst einer der Teilnehmer zusammen, bevor er sich in Richtung Startlinie begibt.