In der Schonacher Barockkirche steht die Statue des Heiligen Urban auf einem Sockel neben dem rechten Seitenaltar. Er hält den päpstlichen Hirtenstab in der Hand und zu seinen Füßen liegt die dreifache Papstkrone. Die Tiara stammt aus dem Mittelalter, wird aber seit einem halben Jahrhundert nicht mehr getragen Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: 58 Unterschriften für eine Einführung zum Namenstag von Papst Urban / Noch keine Abstimmung

"Wir wollen unser Patrozinium wieder zurück" lautet der Titel der Unterschriften-Aktion, die in den vergangenen Wochen in der Pfarrgemeinde St. Urban in Schonach kursierte.

Schonach. In der jüngsten Pfarrgemeinderatssitzung wurden 58 Unterschriften von der Schonacher Pfarrgemeinderätin Christiane Palmer dem Vorsitzenden Gerald Sandner und Pfarrer Andreas Treuer überreicht.

"Seit mehr als zwei Jahrzehnten wird in Schonach das Gedächtnis an den Kirchenpatron St. Urban nicht mehr gefeiert", erinnern die Unterzeichner und beantragen, dass der Namenstag von Papst Urban in Zukunft wieder am 25. Mai oder kurz danach mit einem festlichen Gottesdienst begangen wird.

"Das Fest des Kirchenpatrons ist in der katholischen Kirche weltweit üblich und unangefochtene Tradition in den anderen Pfarreien der Seelsorgeeinheit Maria in der Tanne", heißt es weiter. Die Katholiken in Schonach wollen bei dieser kirchlichen Tradition keine Ausnahme bilden, wie betont wird. Zusätzlich wurde in einem eigenen Brief an das Seelsorgeteam und den Pfarrgemeinderat noch einmal die Situation konkretisiert. "Unter dem Motto: Gleiches Recht für alle in der Seelsorgeeinheit Maria in der Tanne bitten wir um die Wiedereinführung unseres Patroziniums", wurde hier formuliert. Pfarrer Treuer zeigte sich zwar offen für das Anliegen, fand aber die Aktion nicht passend. Das sei nicht der richtige Weg, wie er betonte. Die Pfarrgemeinderäte seien als Ansprechpartner gewählt, damit man sich persönlich an sie wenden könne.

"Seit 18 Jahren wohne ich in Schonach, ich habe aber noch nie etwas von einem Patrozinium gehört", wandte sich Gerald Sandner an seine Ratskollegen. Christiane Palmer äußerte die Vermutung, dass dieses Fest früher kein Thema gewesen sei, weil es noch kein gemeinsames Pfarrblatt gegeben habe. "Erst seit wir alle zu einer Seelsorgeeinheit gehören, erfahren wir, was in den anderen Pfarreien läuft", argumentierte sie. Gerätselt wurde auch in der Runde, welcher Vorgänger von Pfarrer Treuer das Urbansfest unter den Tisch fallen ließ. "In meiner Jugendzeit gab es vier Prozessionen in Schonach, bei denen wir Musik machten", erinnerte sich der gebürtige Schonacher Paul Kammerer, der jetzt in Gremmelsbach wohnt. "Das waren die Prozessionen an Fronleichnam und an Christi Himmelfahrt, aber auch am Urbansfest ging es ums Dorf herum und ebenfalls am Rosenkranzfest, dem früheren Patrozinium", wusste Kammerer. Andreas Treuer und Gerald Sandner überflogen inzwischen ihre Termine im Mai 2018. "Es gibt keinen Termin für das Urbansfest, denn am 27. Mai ist das Dreieinigkeitsfest, das hat Vorrang", informierte Treuer die Versammlung. Man könne höchstens am Freitag, 25. Mai, einen Wortgottesdienst anbieten. Sandner schlug vor, 2019 das Patrozinium in Schonach wieder einzuführen. Eine Abstimmung gab es nicht, weil das Thema nicht auf der Tagesordnung stand, sondern unter dem Punkt Verschiedenes behandelt wurde.

Unsere Liebe Frau von Schonach war bis etwa 1750 die Schutzpatronin der Kirche. Deshalb ist die heilige Maria mit dem Jesuskind noch im Ortswappen erhalten. Da in Triberg ab 1700 Maria in der Tanne immer mehr verehrt wurde und darum die Pilgerströme auf den Berg hinauf unerwünscht waren, bekam Schonach von der Diözese Konstanz den heiligen Urban, der im dritten Jahrhundert Bischof von Rom war, als Patron zugeteilt. Die gläubigen Schonacher haben beide Patronatsfeste bis ins vorige Jahrhundert mit Prozessionen gefeiert. Pfarrer Walter Sauer, der 1978 nach Schonach kam, ließ ab 1979 die zwei Prozessionen ausfallen, weil es damals auch noch drei Bittprozessionen gab. Doch das Patrozinium von St. Urban wurde bis zu seinem Weggang 1992 jedes Jahr mit einem feierlichen Gottesdienst begangen, wie der Geistliche auf Anfrage informierte. Sein Nachfolger Thomas Koban habe dann wohl das Urbansfest nicht mehr gefeiert.