Ein besonderes und unvergessliches Erlebnis - auch für Schonachs Bürgermeister Jörg Frey: Georg Hettichs Olympiasieg 2006 in Turin. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Jörg Frey ist heute auf den Tag genau seit 20 Jahren Bürgermeister von Schonach / Familie fühlt sich hier pudelwohl

Von Christel Börsig-Kienzler

Schonach. "Das hier ist mein Lieblingsplatz" erklärt Jörg Frey und geht zum Stehpult in seinem Arbeitszimmer im Schonacher Rathaus. Dort erledigt er seine Post, liest Zeitung und diktiert Reden in ein Aufnahmegerät. Ganz nebenbei hat er auch das Geschehen in der Ortsmitte im Blick.

"Und das ist gut so", sagt Frey und lächelt verschmitzt. Er ist nach wie vor glücklich in seinem Beruf. "Ich mache ihn gerne. Hätte ich es nicht gemacht, würde mir etwas fehlen", antwortet der 49-Jährige spontan auf die Frage "Wie fühlt man sich nach zwei Jahrzehnten Bürgermeister von Schonach?"

Frey denkt gerne an die Anfänge seiner beruflichen Laufbahn im Skidorf zurück. Die Nachfolge des langjährigen Bürgermeisters Albert Haas trat er heute vor 20 Jahren, am 1. Juli 1995, an. Die Stelle war im Staatsanzeiger ausgeschrieben. Da er diesen allerdings als Letzter im Rathaus in Baiersbronn, in dem der Verwaltungsfachmann aus Klosterreichenbach damals im Bauamt beschäftigt war, in die Hände bekam, war er am Ende auch spät dran und der fünfte Bewerber um Schonachs Bürgermeisteramt.

Das Skidorf kannte er bis dahin nur von einem Besuch vom Schwarzwaldpokal und durch seinen Studienkollegen Christof Dold. Den Ausschlag für Freys Bewerbung um den Sessel des Schonacher Rathauschefs gab letztendlich ein einziger Besuch mit seiner Frau Sigrid im März 1995. "Bürgermeister zu sein, war schon immer mein Traumjob, und der Ort und die Gegend gefielen uns. Wir konnten uns vorstellen, hier mit unseren Kindern Christoph (sieben) und Nico (drei) zu leben", nennt Frey die Gründe.

Er erinnert sich noch gut an die Wahlkampfzeit mit seinen vier Mitbewerbern Günther-Martin Pauli, Karl Rombach, Joachim Müller und Werner Tereba. "Die war wirklich fair. Zudem war klar, dass es einen zweiten Wahlkampf geben wird", plaudert Frey aus dem Nähkästchen. Seine erste Hauptversammlung, die er als Kandidat besuchte, war die des Skivereins Rohrhardsberg auf dem "Bärt". Das war für ihn "ein besonderes Erlebnis".

Nie vergessen wird Frey den 7. Mai 1995. An diesem Tag wurde der damals 29-jährige Parteilose im ersten Wahlgang mit überwältigenden 70,3 Prozent der gültigen Stimmen zum Bürgermeister von Schonach gewählt. "Wir wurden von den Schonachern sensationell gut aufgenommen. Wir fühlen uns hier sehr wohl, mittlerweile mehr als heimisch. Unsere Söhne sind hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Beide inzwischen 27 und 23 Jahre alt, haben auch Freundinnen aus Schonach", verrät Frey und schwärmt: "Es war auch immer ein tolles Miteinander mit der Bevölkerung und dem Gemeinderat. Was mir viele im Voraus sagten, trifft wirklich zu. Die Schonacher sind ein eigenes, besonderes, für vieles offenes und sehr begeisterungsfähiges Volk."

Vieles in zwei Jahrzehnten bewegt, aber noch nicht alle Ziele erreicht

Selbstredend erinnert sich Frey auch gerne an seine Wiederwahlen im Jahr 2003 mit beachtlichen 97,8 Prozent und 2011 mit sensationellen 99,3 Prozent. Jetzt, in der Halbzeit seiner dritten Amtsperiode ist der gebürtige Schwabe immer noch nicht amtsmüde. Ganz im Gegenteil. Auf die Frage, ob er alle gesteckten Ziele bereits erreicht hat, räumt er ein: "Nein, garantiert nicht." Die Kommune sei ständig im Wandel. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass das Thema Breitband, schnelles Internet, eine solche Dynamik erhält? Auch der Wandel in der Gesellschaft, bei der Kleinkindbetreuung, den Arbeitsplätzen, den Einkaufs- und Kommunikationsformen und im Tourismus ist enorm", stellt Frey fest. "Ich bin sehr dankbar, dass wir stets konstruktive Räte hatten und haben, die keine Parteipolitik machen, sondern sehr sachorientiert zum Wohle der Gemeinde agieren. Das ist nicht selbstverständlich."

Dankbar ist Frey auch, dass er "eine so gute Truppe" im Rathaus hat. Derzeit sind es 13 Mitarbeiter. "Das ist notwendig, um alles bewältigen zu können". Gut findet er ferner, "dass die Schonacher immer ihre Meinung geradeheraus sagen und nicht hintenherum schwätzen. Das ist nicht immer einfach, aber gut so, denn ich bin auch offen, gradlinig und ehrlich."

Stolz ist Frey darauf, dass trotz schwieriger finanzieller Situation "vieles in den 20 Jahren meiner Amtszeit bewegt und in die Wege geleitet werden konnte wie die Baugebiete ›Hornberg am Ölberg‹ und ›Mühleberg Nord‹, das Gewerbegebiet Fabrikberg, der Umbau der Langenwaldsprung-schanze und des Sportplatzes, die Kleinkindbetreuung, der Rathausneubau, die Ortskernsanierung und die Sanierung einiger Straßen".

Zu Freys Zielen in den kommenden vier Amtsjahren, die er gemeinsam mit dem Gemeinderat angehen will, zählen die Fortführung der Ortsentwicklung, zu der es in Sachen Kurpark-Neugestaltung am 21. Juli eine Bürgerversammlung geben wird, die Fortführung der Breitbandversorgung, die ärztliche Versorgung, betreutes Wohnen, die Erhaltung der Infrastruktur, des Einzelhandels und der Gastronomie. "Das alles gehört zu einer gut funktionierenden Gemeinde dazu", betont Frey. Er vergisst auch nicht die gravierenden Veränderungen im Schulbereich anzusprechen. "Wir werden gemeinsam weiter für den Erhalt der Schonacher Werkrealschule und der weiterführenden Schulen in der Raumschaft kämpfen."

Darauf angesprochen, auf was er in den bisherigen Jahren seiner Amtszeit hätte verzichten können, sagt Frey: "Es gibt solche Momente, aber die positiven haben weit überwogen. Ein besonders "schönes, emotionales" Erlebnis für ihn, der in seiner Freizeit zum Ausgleich selbst gerne Sport betreibt wie Biken, Tennis spielen und Ski fahren, sei der Olympiasieg von Georg Hettich 2006 in Turin und das Kaffeetrinken mit Franz Beckenbauer im Hotel Rebstock anlässlich seines Besuches vor der Fußball-WM 2002 gewesen. Das Reizvolle an seinem Job sei, "dass man morgens nie weiß, was einem tagsüber erwartet. Es gibt immer wieder Neues, Überraschungen", bringt es Frey auf den Punkt.

Überraschen lassen will sich Frey auch davon, was die nächsten vier Jahre noch so bringen. Erst ein Jahr vor Ablauf seiner dritten Amtsperiode will er sich entscheiden, ob er nochmals kandidieren wird. "Ich kann es mir sehr gut vorstellen. Wir, meine Familie und ich, fühlen uns hier wie gesagt pudelwohl."