Oberzunftmeister Jonny Kienzler mit dem "echten" Jubilar Uwe Kammerer (22 Jahre), dem "unechten" Bruno Schmidt (40 Jahre) sowie dem scheidenden Zeugwart Gerhard Schmidt (von links). Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Narren präsentieren ihr Motto für die denkbar kurze "fünfte Jahreszeit"

In Mainz, Köln oder Düsseldorf hatte man vermutlich mehr Besucher zum Auftakt des Karnevals. Doch bei Petrus hatte diesmal der Schwarzwald die Nase vorn, als die Schonacher gestern, am 11. 11. um 11.11 Uhr, die Fasnet einläuteten.

Von Hans-Jürgen Kommert

Schonach. Kaum hatte Hubert Duffner die obligatorischen drei Schüsse abgefeuert, begann bei Kaiserwetter Oberzunftmeister Jonny Kienzler von der Treppe zum Hotel Rebstock die neue Fasnet zu proklamieren. Eine größere Abordnung des Kindergartens sorgte dabei für Abwechslung.

Unter das Motto "Ob Ringwald, Oppelt, Strumpel-Uhr, erfreut, erhitzt Gemüter pur" stellen die Schonacher Narren – weit und breit die einzigen, die die Fasnet am 11.11. einläuten – die diesjährige "fünfte Jahreszeit".

Die enorme Künstlerdichte in der Raumschaft Triberg, laut Ozumei Kienzler die höchste im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf der Nordhalbkugel, habe ihn dazu bewogen, dieses Motto zu wählen. Nun habe die recht kurze, aber hohe Zeit des Geißenmeckerers begonnen. Und wenn Bürgermeister Jörg Frey den Hochgenüssen der Schlachtplatte auch in diesem Jahr abgeschworen habe, sei mit seiner Stellvertreterin Silke Burger eine hoch angesehene Närrin vertreten. Die wusste es auch zu würdigen, dass man sie als Frau dulde bei dieser Eröffnung.

Wieder einmal begrüßen durfte der Ozumei zahlreiche Träger des Batzenweckenordens, von denen der Jüngste auch für "des kleine Ausfliigle" nach der Schlachtplatte verantwortlich zeichne: Autor Dieter Stein aus Triberg habe einen literarischen Nachmittag mit feierlicher musikalischer Umrahmung durch Gerdi Kienzler aus Gremmelsbach in der "Lilie" versprochen. "Eigentlich sollte es standesgemäß mit dem Wasserfall-Express laufen – aber das Landratsamt hat abgewunken, der darf nur bis zum Bergseestüble fahren", bedauerte Kienzler schmunzelnd. Also wird gelaufen.

Zwei Jubilare, ein unstandesgemäßer 40-Jähriger und ein "echter" mit 22 Jahren, standen auf der Ehrungsliste des Narrenchefs. Bruno Schmidt, zeit seines närrischen Lebens Schriftführer, trat 1975 dem Narrenrat bei. Seit 1993 gehört der heutige dritte Zunftmeister Uwe Kammerer dem Rat an – er habe sich gleich richtig eingeführt damals, verriet der Ozumei. Traurig, aber wahr: nach 46 Jahren verlässt Gerhard Schmidt den Narrenrat. Seit 1992 Zeugwart, stelle er stets sicher, dass jeder Narr alles an "Zeug" hat, was ihn zum echten Narren mache, so Kienzler. Natürlich habe er gewisse Vorlieben – vor allem das "Däfele" habe es ihm angetan.

Nach so viel schwerer Kost musste nun leichtere her, so lud der Oberzumei anschließend zur Schlachtplatte ein, bevor der harte Marsch ins Städtle zu den vergnüglichen Stunden in der "Lilie" begann.