Beim Bau der neuen Kirche im 19. Jahrhundert gab es richtig Streit / Historisches vom Dorf

Von Hans-Jürgen Kommert

Schonach. Was eher nüchtern als "Erzählnachmittag mit Wolfgang und Ingrid Schyle" angekündigt war bei den Senioren des Altenwerks, entpuppte sich als höchst interessanter historischer Dorfrundgang – schließlich ist Wolfgang Schyle auch Archivar des Dorfes.

Bereits um 1100 herum sei Schonach gegründet worden – wie so viele andere Ortschaften der Umgebung durch das Kloster St. Georgen. Bereits rund 50 Jahre später sei Schonbach eine eigene Pfarrei gewesen, betonte Ingrid Schyle. 1275 sei das Dorf gemeinsam mit Schönwald in einer Urkunde erwähnt. Eine Steuerurkunde aus diesem Jahr weist in die Weltgeschichte des Mittelalters – gehe es dabei doch um einen Sonderzehnten für einen achten Kreuzzug, der dann doch nicht stattgefunden habe, so Wolfgang Schyle.

Zwei Drittel von 2700 Katholiken sollten Platz finden

Lange müsse man dann suchen, um historisch Wertvolles zu finden – doch im 19. Jahrhundert, da taucht der spätere Prälat Emil Spath auf. Die damalige Kirche sei viel zu klein geworden für die vielen Katholiken Schonachs.

Ende des 19. Jahrhunderts musste dann eine neue Kirche her – und da schien es ziemliche Unstimmigkeiten hinsichtlich deren Größe gegeben zu haben. Anscheinend habe es damals in Schonach mehr als 2700 Katholiken gegeben – und nach einem Erlass des Erzbischofs sollten zwei Drittel Platz finden in der Kirche. Das wären dann rund 1860 Plätze und mindestens 1000 Sitzplätze gewesen. Schon zu jener Zeit machte man den Vorschlag, zwei oder drei Messen am Sonntag stattfinden zu lassen. Was aber letztlich am Widerstand der Einheimischen scheiterte – "interessanterweise argumentierten sie in der Abgeschiedenheit des Ortes mit der Furcht und Sorge, ihr Hab und Gut sei nicht sicher, wenn sie so lange weg seien", berichtete Wolfgang Schyle. Letztlich habe man sich auf die jetzigen 794 Sitzplätze geeinigt. Bemalt worden sei der ehemals weiße Stuck der 1912 bis 1914 erbauten Kirche erst in den 1950er-Jahren.

Eine Einheit sei es früher gewesen: Kirche-Rathaus-Wirtschaft. Und zwar vor allem das "Lamm" das laut Schyle älter war als der "Schwanen", jedoch einst abbrannte. 1752 sei dann der "Schwanen" erbaut worden, in dem auch das Kino des Dorfes untergebracht war.

Im alten Schulhaus gab es fünf Bäder

"Im alten Schulhaus gab es einst fünf Bäder, wo man gegen Gebühr ein Bad nehmen konnte", ergänzte Schyles Frau – und bekam aus Richtung der Ältesten Zustimmung. Der Letzte einer Familie muss da in einer ziemlichen Brühe gebadet haben, denn gewechselt wurde das Wasser erst bei einer neuen Familie, die zum Bad kam – übrigens zumeist nur die Ehefrau und die Kinder, wussten die Zeitzeugen.

Ingrid Schlyle erzählte um die Wichtigkeit der einstigen Strohhutfabrik Sauter, die ihre beste Zeit um 1800 herum gehabt habe. "Das hat dafür gesorgt, dass mehr Menschen in Beschäftigung waren, vor allem Frauen – und Kinder", zeigte sie auf. Ab 1806 begann man damit, ganz feine Geflechte anzufertigen, weil der damalige Obervogt Huber Geflechtlehrerinnen aus der Toskana kommen ließ. Die alte Villa Burger, das erste öffentliche Schwimmbad, in den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts dann das Aufstauen des jetzigen Bades, von dem Hermann Börsig zu berichten wusste, dass er damals fürchterlich geschimpft wurde, als er "mal schaute", weil da ja die Halbnackten herumliefen – all das waren wichtige Eckpunkte des virtuellen Rundgangs um das alte Schonach.

Die Referenten konnten auch erklären, weshalb die älteren Häuser in Schonach Sockel aus Granit besitzen: Durch die Fabriken im Dorf fielen die Wälder ums Dorf den Köhlereien zum Opfer. "Es herrschte damals ein großer Holzmangel, denn die Eisengießerei brauchte Holzkohle. Damals bestanden die Wälder um Schonach herum aus Buche und Eiche – erst später pflanzte man die Fichten, die schnell wuchsen.

Die Schyles machten auch klar, um was es geht, wenn man vom "Denkmal" sprach, sie zeigten historische Aufnahmen des einstigen Birkenbads, die "Luftschnapper", die einst den Schwarzwald entdeckten – und das große und kleine Schlössle, das Café Schächtele. Und sie kamen auf das Thema "Hirtebuebe- und Hirtemaidli" zu sprechen.

An Pfingsten ist ein Treffen ehemaliger Hirtenbuben geplant

Auch hierzu hatte Ingrid Schyles Vater Hermann Börsig so manche Anekdote parat – und eine Einladung an viele ehemalige Hirten. "Wir, der Emilian (Kienzler) und ich, wir wollen in ›de Reschbe-Wirtschaft‹ (Karlstein) ein Treffen ehemaliger Hirtebuebe und Hirtemaidli abhalten", berichtete er. Dies soll am Pfingstsamstag, 23. Mai, stattfinden.

Vieles hätten sie berichtet, nun würden sie in den nächsten Wochen gerne mit den Senioren weiter reden, die manches noch selbst erfahren hätten – und sie würden sich freuen, wieder einmal, dann über andere Dinge mit den Senioren zu sprechen, betonten Ingrid und Wolfgang Schyle zum Abschied.