Zahlreiche Frauen und mehrere Männer verfolgen aufmerksam den Bilder-Vortrag über den Wallfahrtsort Fatima im Schonacher Pfarrzentrum. Fotos: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Fatima: Zuhörer interessieren sich für die Marienerscheinungen vor 100 Jahren

Schonach. Der Nachmittag über das Thema "100 Jahre Fatima" begann ganz gemütlich im Foyer des Schonacher Pfarrzentrums. Barbara Kienzler hatte mit einigen Helferinnen ein Kuchenbuffet aufgebaut, das alle Herzen höher schlagen ließ. Pfarrer Andreas Treuer kam auch vorbei, um den Referenten Pater Robert Schmitt aus Stuttgart zu begrüßen.

Als der Vortrag begann, waren die rund 30 Besucher ganz gespannt auf den Bildervortrag von Fatima. Viele wussten zwar etwas von den Marienerscheinungen in Portugal vor 100 Jahren, jedoch präsentierte Pater Schmitt alle Einzelheiten der drei kleinen Hirtenkinder.

"Schon im Sommer 1916, also mitten im Ersten Weltkrieg, wurden die Erscheinungen der heiligen Jungfrau Maria vom Engel des Friedens vorbereitet", wusste der Referent. Der Engel betete mit den Kindern um die Beendigung des Krieges, in den auch Portugal verwickelt war. Lucia war damals neun Jahre alt, Franzisco sieben und Jacinta sechs Jahre. Am 13. Mai 1917 sahen die drei Kinder auf der Wiese eine schöne Frau. Sie ahnten, dass sie vom Himmel kam, doch die Erscheinung verlangte, dass sie in den nächsten fünf Monaten jeweils am 13. an den gleichen Ort kommen sollen. Im Oktober wolle sie dann ihren Namen bekannt geben.

In Windeseile sprachen sich die himmlischen Erscheinungen herum und jedes Mal kamen mehr Menschen an den Erscheinungsort. Der Referent zeigte Fotos von den riesigen Menschenmassen, die sich damals um die Kinder versammelten. "Es waren nicht nur fromme Gläubige, sondern auch viele Neugierige und Kirchenfeinde, die sich lustig machten über die angeblichen Erfindungen der Kinder", betonte Pater Schmitt. Sogar die Eltern von Lucia bezichtigten sie der Lüge. Am 13. August wurden die Kinder vom Bezirksvorsteher eingesperrt und mit dem Tode bedroht, falls sie weiter Lügen verbreiten. Die drei wurden einzeln verhört und eingeschüchtert, aber keines nahm seine Aussagen zurück.

Der Rosenkranz steht im Mittelpunkt

Der Priester ließ die dramatischen Ereignisse vor einem Jahrhundert noch einmal lebendig werden. Er schilderte auch den Eifer, den die jungen Seher an den Tag legten bei dem Auftrag, den sie bekamen. "Ertragt alle Leiden geduldig und betet jeden Tag den Rosenkranz um den Frieden in der Welt und für die Sünder, damit sie sich bekehren", mahnte die schöne Dame, die sich dann am 13. Oktober als Königin des Rosenkranzes zu erkennen gab.

Auch über das spektakuläre "Sonnenwunder" an diesem Tag informierte der Referent. "Von den rund 70 000 Menschen bekehrten sich viele, allen voran die Reporter, die in den Zeitungen begeistert berichten, obwohl sie geplant hatten, den angeblichen Schwindel aufzudecken."

Die Vorhersagen der Mutter Jesu gingen ebenfalls in Erfüllung, denn die Geschwister Jacinta und Francisco starben wenige Jahre später. "Du musst noch eine Weile auf der Erde bleiben, du hast eine wichtige Aufgabe", sagte Maria zu Lucia. "Eine Weile ist gut", kommentierte Pater Schmitt diese Aussage und wies darauf hin, dass Lucia dos Santos, die später in ein Kloster eintrat, fast 98 Jahre alt wurde und erst 2005 starb.

Auch die Entwicklung zum größten Wallfahrtsort Europas mit vier Millionen Pilgern jährlich schilderte er. Portugal wurde vom Zweiten Weltkrieg verschont und die zwei früh verstorbenen Seherkinder standen beim 100-jährigen Jubiläum in Fatima im Mittelpunkt. "Papst Franziskus sprach Jacinta und Francesco Marto am 13. Mai dieses Jahres heilig", informierte Robert Schmitt zum Abschluss.

Die erste Heiligsprechung geschah durch Jesus am Kreuz, als er einem der Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt wurden, das Paradies versprach, weil dieser seine Schuld bereute. Seit rund einem Jahrtausend gibt es in der katholischen Kirche die offizielle Heiligsprechung durch den Papst für verstorbene Menschen, die vorbildlich gelebt haben. Dies bedeutet, dass Heilige im Himmel bei Gott leben und daher öffentlich verehrt werden dürfen.