Altbäuerin Marianne Duffner klärt im Trauzimmer auch über alte Redensarten auf, unter anderem, wie es zu dem Sprichwort "den Löffel abgeben" kam. Fotos: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Von Holzlöffeln und Aussteuertruhen /Einblicke in das bäuerliche Leben auf dem Reinertonishof

Nachdem in letzter Zeit die Führungen auf Bauernhöfen etwas an Zulauf verloren, zeigte sich die Familie Duffner erfreut über ein knappes Dutzend interessierter Besucher.

Schönwald. Nach der Begrüßung durch Bauer Siegfried Duffner übernahm Altbäuerin Marianne das Zepter. Die Besucher erfuhren, dass der Hof rund 82 Hektar groß sei. Er beherberge etwa 100 Rinder, 20 Pferde, Esel "Otto" und ein Muli.

Duffner führe den Hof aus Überzeugung nach Bio-Grundsätzen, allerdings unterwerfe er sich nicht dem Diktat einer Zertifizierung. Ebenso sei sein Speck kein "Schwarzwälder Speck" oder Schinken, da er sich dann dieser Vereinigung anschließen müsste, die dafür auch noch Geld verlange. Er verkaufe "Schwarzenbacher Schinken", so Siegfried Duffner.

Der neue Reinertonishof habe auf Grund des fehlenden Stalls nur mehr die halbe Fläche, ist aber dennoch wieder als Kulturdenkmal anerkannt – unter anderem wegen der Gewölbeküche, die den verheerenden Brand im Januar 2006 überlebt hatte. Doch Marianne Duffner zeigte nicht nur dieses urige Detail des Hofs, in dem nach ihren Angaben noch bis in die 1980er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gekocht worden war. Sie klärte die Gäste auch über bäuerliches Brauchtum auf.

Dass sie dabei auch so manches bekannte geflügelte Wort erklärte, das man heutzutage ohne tieferes Wissen benutzt, führte bei den Besuchern zu häufigen Aha-Effekten. So habe man früher viel mit Holzlöffeln gegessen und jedes Familienmitglied habe einen eigenen gehabt, den auch kein anderer nutzen wollte. Wer daher verstarb, der habe "seinen Löffel abgegeben".

"In den alten Aussteuertruhen wurde das kostbare Leinen gelagert. Unten war häufig als Schutz ein Hund aufgemalt. Und wenn die Truhe leer war, war man auf den Hund gekommen", klärte sie ihre Zuhörer auf. "Truhen katholischer Mädchen waren sehr reich bemalt, die der evangelischen im Raum St. Georgen eher schmucklos", betonte sie. Sie konnte auch erklären, wann ein Mädchen unter die Haube kommt – wenn sie nämlich am Tage der Hochzeit erstmals die schwarze Haube und den hohen Hut erhielt.

"Dieser alte Bauernschrank hat eine umlaufende Kante, die höher ist als die normale Oberkante des Schranks. Dort verwahrten die ledigen Frauen ihr Geld. Und wer etwas auf der hohen Kante hatte, der war eine gute Partie", wusste sie.

Ebenso wusste sie, dass früher unter den zum Räuchern aufgehängten Speckseiten Näpfchen untergestellt waren, in denen das heraustropfende Fett zur Pflege von Maschinen gesammelt wurde. "Und wenn man in ein solches Fettnäpfchen hineintrat, handelte man sich Ärger ein", betonte sie. Etliche weitere Redensarten zeigte sie auf, sodass die Teilnehmer der Besichtigung einiges mitnehmen konnten – und mit einem solchen Wissen so manchen Smalltalk bereichern können.

Doch im Mittelpunkt stand natürlich Geschichtliches. Da wurde ausgiebig über die Technik des Räucherns in der alten Gewölbeküche gesprochen – nicht ohne bewundernde Blicke nach oben, wo Dutzende solcher Räucherwaren hingen. Auch das Schlafzimmer, in dem ein sehr kurzes Bett mit Himmel steht, wurde von der Altbäuerin ausgiebig erklärt. In früheren Zeiten habe man geglaubt, dass der Tod nachts umherwandelt. Um ihm zu signalisieren, dass man noch lebt, habe man mit vielen Kissen im Sitzen geschlafen.

Auch die Werkstatt wurde erläutert – mit Hinweisen auf die Strohflechtkunst, die mit dem Bahnbau kam und vor allem die Uhrmacherei, die einen gewissen Wohlstand in den Schwarzwald gebracht hatte. "Die Schwarzwälder waren schon immer ein sehr findiges Völkchen – und da kamen solche Dinge gerade recht", beendete sie die Führung durch den neuen und dennoch alten Hof.

Am Mittwoch, 23. August, ab 11 Uhr findet die nächste Hofbesichtigung auf dem Reinertonishof statt. Die Besucher erfahren mehr über den Speck vom Brett im landwirtschaftlichen Vollerwerb-Grünland-Betrieb.

Anmelden kann man sich bis Dienstag, 22. August, 17 Uhr, bei der Tourist-Info Schönwald unter der Telefonnummer 07722/86 08 31 oder E-Mail info@schoenwald.de. Kostenbeitrag: drei Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.

Am Mittwoch, 23. August, ab 11 Uhr findet die nächste Hofbesichtigung auf dem Reinertonishof statt. Die Besucher erfahren mehr über den Speck vom Brett im landwirtschaftlichen Vollerwerb-Grünland-Betrieb.

Information und Anmeldung bis Dienstag, 22. August, 17 Uhr, bei der Tourist-Info Schönwald unter der Telefonnummer 07722/860831 oder info@schoenwald.de. Kostenbeitrag: drei Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.