Erst die lang anhaltende Feuchtigkeit, durch die das Heu auf den Wiesen zu alt wurde, dann die einsetzende Dürre – das Erntejahr 2016 war für die Landwirte alles andere als erfreulich. Foto: © Countrypixel/Fotolia.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Bilanz des BLHV für 2016 fällt bescheiden aus / Ausweisung der FFH-Gebiete ein Handicap

Normalerweise wäre sie schnell vorbei gewesen, die alljährliche Hauptversammlung der Schönwälder Ortsgruppe des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins (BLHV) im Vesperhäusle des Reinertonishofs.

Schönwald. Wie seit Jahren gab der Sprecher der Vorstands-Doppelspitze, Stefan Weiß, einen kurzen Überblick über das Vorjahr. Ähnlich wie 2015 sei es aus bäuerlicher Sicht ein schwieriges Jahr gewesen. Im feuchten Frühjahr sei ein enorm starker erster Schnitt erfolgt, der jedoch qualitativ nicht erwähnenswert gewesen sei. "Quantität statt Qualität", konstatierte Weiß. Durch lange anhaltende Feuchtigkeit wurde das Heu auf den Wiesen zu alt. Der zweite Schnitt sei recht ordentlich gewesen, aufgrund der dann einsetzenden Dürre wurde es im Anschluss sehr mager. Da sich die Grundwasser-Reserven vom heißen Vorjahressommer längst nicht erholt hatten, wurde das Wasser im Herbst dann wieder sehr knapp.

Zudem drückten die schlechten Milch- und Schlachtviehpreise die Einkommen der Bauern. "Es darf nicht mehr sehr lange so weitergehen", resümierte Weiß. Er erinnerte an die Bodenproben, denn wer im Fünfjahresrhythmus bleiben wolle, müsse drangehen wegen der Nährstoffbilanz. Zudem mahnte er die Impfung der Kälber gegen die Blauzungenkrankheit an, sie sei aus Richtung Frankreich auf dem Vormarsch. Ob man impfe, sei jedem Betrieb selbst überlassen, wer allerdings Kälber auch Richtung Norden verkaufen wolle, komme nicht drum herum. Zudem gab er eine Bitte der Gemeindeverwaltung weiter: Auch Schlepper sollten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung Tempo 30 im Ort halten.

Ludwig Dieterle musste einmal mehr eine Kasse mit leichtem Rückgang vermelden – in der Folge gebe es erstmals keinen Verzehrgutschein zur Hauptversammlung, so Weiß. Geführt sei die Kasse aber erstklassig, zeigte Kassenprüfer Anton Kienzler auf. Bürgermeister Christian Wörpel rief denn auch zur Entlastung auf, nachdem er betont hatte, wie wichtig eine funktionierende Landwirtschaft für den Schwarzwald im Allgemeinen und Schönwald im Besonderen sei.

Eigentlich wäre es das schon gewesen, doch der Vorstand hatte zwei besondere Gäste eingeladen: Zum einen war Oliver Maier vom BLHV Donaueschingen gekommen, der über die wichtigen Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung referierte, zum anderen sprach Hubert God zu einem Thema, das gerade zurzeit die Gemüter der Bauern auch in Schönwald in Wallung bringt: Die Management-Pläne zu den Natura 2000.

Die in den 1990er-Jahren des letzten Jahrhunderts ausgewiesenen FFH-Flächen und Vogelschutzgebiete unterliegen diesen Plänen. Er erinnerte daran, dass bei der erstmaligen Ausweisung der FFH-Gebiete deutlich gesagt wurde, jeder Landwirt könne so weiterwirtschaften wie bisher. Heute sieht das ganz anders aus. Mehr oder weniger klammheimlich habe ein Erst-Monitoring um das Jahr 2004 stattgefunden, ohne dass die Landwirte je informiert worden seien. Teilweise habe man damals haarsträubende Feststellungen getroffen, die allenfalls damit zu erklären seien, dass der extrem trockene Sommer 2003 dafür gesorgt hatte, dass Samen ausgeschlagen hätten, die ansonsten niemals eine Chance gehabt hätten. Nun habe man ein erneutes Monitoring durchgeführt und stülpe dies nun den Landwirten über.

Eindringlich machte er eines klar: Bei gutem Willen wäre es jederzeit möglich gewesen, dies gemeinsam mit der Landwirtschaft durchzuführen, so sei der Umgang mit den Eigentümern durchaus kritikwürdig. Die Wiesen lebten davon, dass sie gemäht und bewirtschaftet würden, dass der Aufwuchs Verwendung finde beim Vieh, das im Winter im Stall steht – was in keinem Managementplan stehe. Das nun vorgestellte Erhaltungsgebot oder gar das Wiederherstellungsgebot stehe als Obrigkeitsdiktat berechtigt in der Kritik. Dies Ganze sei ein großes Spannungsfeld – daher gebe er den Tipp, man solle nur das unterschreiben, was man selbst will. Er gab noch den Rat, während der Offenlage ab dem 27. März seine Bedenken darzulegen.