Ein besonderes Erlebnis: Die Geschichtswanderung rund um Triberg von Schonach aus mit Wolfgang Schyle. Fotos: Schyle/Montage: Ulm Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichtswanderung rund um Triberg führt zu unerwarteten Grenzen und bietet fast grenzenlose Ausblicke

Raumschaft Triberg. Bei bestem Wanderwetter konnten die Wanderführer Wolfgang und Ingrid Schyle zu einer weiteren Geschichtswanderung des Schonacher Schwarzwaldvereins insgesamt 23 Wanderer begrüßen. So fanden sich Interessierte aus Triberg, Schonach und Schönwald ebenso am Schonacher Haus des Gastes (870 Meter) ein, wie Wanderfreunde aus St. Georgen, Unterkirnach, Vöhrenbach und auch aus Hornberg. Neben Mittdreißigern und Wanderern mit "gut 70" hatten sich auch zwei Drittel Gäste (Nichtmitglieder) eingefunden.

Wolfgang Schyle ging kurz auf die Triberger Geschichte ein. Das alte Wappen dieser einst mächtigen und selbstständigen Herrschaft zeigt neben den so genannten Auerhörnern auch drei stilisierte Berge. Eben die drei Berge der Wasserfallstadt, die ihr den Namen gab ("Dreyberg").

Kurz nach 9 Uhr wanderte man gut gelaunt über den Kurpark und weiter über den "Ölberg", wo man schon einen ersten weiten Blick über das Skidorf werfen konnte. Fast mühelos wurden die ersten Höhenmeter erklommen, bis man nördlich der "Freiheit" den Blick zum Fohrenbühl, Windkapf und Hardt schweifen lassen konnte.

Wenig später begann der Anstieg zum ersten Triberger Berg, der "Kroneck". Kurz nach Verlassen des Schonacher Hoheitsgebiet stand man "plötzlich" auf diesem Gipfel mit seinen 949,3 Metern. Wolfgang Schyle erläuterte, wie der damalige Triberger Verschönerungsverein nach langen Planungen im Jahre 1908 den 29 Meter hohen Kroneckturm einweihen konnte, eine Konstruktion aus Eisen und Holz. Der Blick von der quadratischen Plattform muss fantastisch gewesen sein.

Die Gesamtkosten von knapp 10 000 Mark übernahm damals der Freiburger Hauptverein des Schwarzwaldvereins. Die Ortsgruppe Triberg musste knapp 4000 Mark stemmen. Die Schonacher Wanderfreunde steuerten immerhin noch den eher symbolischen Wert von 300 Mark bei. Allerdings verschlang der Unterhalt zu viele Gelder in schlechter Zeit, so dass der Kroneckturm 30 Jahre später abgebrochen werden musste. Lediglich die Fundamente erinnern noch an ihn.

Nun begann der Abstieg. Über den "Weißen Bannweg" und einen Verbindungspfad gelangten die Wanderer zum "Panoramaweg". Kurz darauf ging es einen schönen Wanderpfad weiter steil bergab in Richtung Bahnhof. Das dortige Bächlein markierte gleichzeitig die Grenze zwischen Triberg und Schonach. Über Stock und Stein, Baum und Geröll erreichte die Gruppe nun auch den "Schdäpfeli-Weg" (Schdapfle ist die Treppenstufe), wie ihn eine Wanderin von früher her noch so kannte.

Schüler erhalten 1888 keinen Kaiserwecken

"Ohne Verluste" erreichte man den Triberg Bahnhof (616 Meter), wo Kaffee, Kuchen und Brezeln gereicht wurden. Nach dieser Stärkung, dem Besuch in der Gerwigausstellung, den Hinweisen auf den Bahnerlebnispfad ging es weiter, vorbei am Gerwig-Denkmal.

Konditionsstark wurden die folgenden Höhenmeter zur "Retschen" überwunden. An der "Russenbuche" wurde man der Zeit gewahr, als auch aus der Raumschaft Triberg viele Einwohner in schlechten Zeiten ihre Heimat verließen. Eher ungewöhnlich war das Ziel Berthold Kienzlers, der sich ins ferne Zarenreich aufmachte und bei seinem Abschied 1864 eine Buche pflanzte, die dem Ort seither diesen Namen gab.

Der schöne Blick über Triberg ließ den schweißtreibenden Aufstieg vergessen machen. So fand man sich bald im Pavillon "Dreikaiserfelsen" ein, wo sich die "Bergsteiger" ausruhen konnten. Im Jahre 1888 regierten im damaligen Kaiserreich gleich drei Kaiser (Wilhelm I., Friedrich, III. und Wilhelm II.). Leider bekamen in diesem Jahr die Schüler keinen traditionellen Kaiserwecken, weil es diesen nur an Kaisers Geburtstag gab und – leider keiner dieser drei Kaiser während seiner Regentschaft Geburtstag hatte.

Über den Ringmauerweg, einen unbekannten Pfad, und durch dichtes Gestrüpp wurde der zweite Triberger Berg erreicht und die höchste Stelle des "Kapellenberges" (859,3 Meter) "entdeckt" mit überraschend schönen Ausblicken.

Nach einem kleinen Abstieg zur "Hofeck" erfolgte, auf ehemaliger Nußbacher Gemarkung, ein weiterer Anstieg. Dieser erwies sich als heftig. Die Wanderschar "stolperte" beim "Jakobsfelsen" über einen interessanten Grenzstein. Dieser "Drei-Grenz-Stein", gesetzt in den 1840er- Jahren, zeigt die Gemarkungen Nußbach, Hofwald und Schonach an. Wolfgang Schyle erklärte, dass der "Hofwald" ehemals staatlicher Besitz des Großherzoglichen Domänenwalds war und erst später an Triberg ging und dass das Gewann "Moosenberg" seit jeher zu Schonach gehört und eine Exklave auf Triberger Gemarkung darstellt.

Nur mit einer Holzleiter geht’s auf den Felsen

Nun war es höchste Zeit, im Gasthaus Zur Geutsche einzukehren. Nach dieser ausgiebigen Stärkung zogen die Wanderer weiter am "Prisenhäusle" vorbei und damit nun über Schönwälder Gemarkung. Über einen verschlungenen Pfad und vom "Leibereck" her stand der dritte Berg an. Dieser ist sicherlich auch der unbekannteste Triberger Berg, der aber eine Besonderheit aufzuweisen hat. Der "Sterenberg" (989 Meter), der gleichzeitig höchste Berg Tribergs, befindet sich auf einem mächtigen Granit-Findling, der damit auch eine "unverrückbare" Grenze zu Schönwald darstellt. Nur mit einer bereitgestellten Holzeiter war es möglich, diesen mannshohen Felsen auch zu besteigen.

Danach folgte der lange Abstieg, der sich kurzweilig gestaltete, weil die historische Bobbahn die Wanderer begleitete und deren Steilkurven auch heute noch beeindrucken. Triberg war Anfang des 20. Jahrhunderts immerhin ein deutsches Wintersportzentrum dieser Sportart.

Über die "Adelheid" und das "Waldhäusle" gelangten die Wanderer vorbei an den Wasserfällen des Wittenbachs und eines ehemaligen und von der Natur zurückeroberten Steinbruchs, wo zu Robert Gerwigs Zeiten tonnenweise Granit gebrochen wurde. Mit insgesamt 20,4 Kilometern und 720 Höhenmetern in den Beinen, folgte am Ende der verdiente Wanderabschluss im "Schwanen" in Schonach.