Annalena Schneider entschied sich für ungewöhnlichen Freiwilligendienst/ Seit August wieder zurück in der Heimat

Von Susanne Kammerer

Schonach. Es ist mittlerweile gang und gäbe, dass junge Leute nach dem Abitur nicht gleich in Beruf oder Studium starten, sondern erst noch ein Jahr in der weiten Welt verbringen; meistens in Form von "Work an Travel" in Australien oder Neuseeland. Auch Annalena Schneider machte vergangenes Jahr ihr Abitur und verabschiedete sich kurz darauf in die weite Welt. Aber nicht etwa nur um herumzureisen.

Als "Missionarin auf Zeit" machte sie für ein Jahr Freiwilligendienst in Indien. "Ich habe mir erst überlegt, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen", erzählte Annalena vor ihrer Abreise von ihren Beweggründen. Durch Recherchen im Internet stieß sie dann auf die "Steyler Missionarinnen". Dies ist eine internationale missionarische Gemeinschaft, eine Gemeinschaft von Frauen mit unterschiedlichen Kulturen und Herkünften, die gemeinsam leben und arbeiten. Sie folgen dem Beispiel Jesu und setzen sich für das Leben ein; besonders dort, wo es bedroht oder unterdrückt ist.

Als Einzige in Indien eingesetzt

Für ein "MaZ-Jahr" (Missionarin auf Zeit) musste sie sich schließlich bewerben und ihre Motivation dafür beschreiben. Aus dem Erzbistum Freiburg absolvierten im vergangenen Jahr insgesamt 41 Jugendliche einen Freiwilligendienst in Ländern der ganzen Welt. Während die meisten nach Südamerika oder Afrika reisten, hatte sie als Einzige ihren Einsatzort in Indien.

"Ich wollte unbedingt nach Indien", sagte die junge Schonacherin voller Euphorie vor ihrer Abreise. Bedenken darüber, dass Indien das weltweit gefährlichste Land für Frauen ist, hatte sie überhaupt nicht. Ihr Optimismus hat sich auch bestätigt. Mit "sehr liebenswerten Schwestern" und einer Köchin lebte sie in Goeka, einem kleinen Dorf mit etwa 2000 Einwohnern in Zentralindien.

Zwei der Schwestern leiten dort ein Projekt, bei dem Annalena mitwirkte. Das Projekt beschäftigt sich in Goeka und den sieben umliegenden Dörfern besonders mit den Problemen der Arbeitsmigration, der mangelnden Bildung und der hygienischen und medizinischen Aufklärung. Die Aufgabenfelder sind sehr vielfältig. So werden etwa den Bauern spezielle Trainingseinheiten angeboten, in denen sie neue Anbauarten kennenlernen und anderes Saatgut bekommen.

Um der geringen Alphabetisierungsrate entgegenzuwirken, haben die Schwestern in jedem Dorf kostenlose Nachhilfezentren eingerichtet, zu denen jedes Kind kommen kann. Alle acht Wochen organisieren die Schwestern außerdem ein "Medical Camp", bei dem ein Arzt und eine Krankenschwester einen ganzen Tag lang alle Leute untersuchen und kostenlos Medikamente verteilen. "Meine Aufgabe besteht darin, den Schwestern bei der Büroarbeit zu helfen und sie zu den Treffen und Familienbesuchen in die Dörfer zu begleiten", berichtete Annalena während ihres Aufenthalts. Nach einiger Zeit bekam sie schließlich die Verantwortung für die ganze Buchhaltung übertragen.

Annalena fühlte sich in Indien sehr wohl. "Landschaftlich ist es paradiesisch hier", schwärmte sie und war besonders von den endlos scheinenden Mais- und Reisfeldern beeindruckt. Gemeinsam mit den Schwestern feierte die ehemalige Ministrantin jeden Morgen die Heilige Messe in der kleinen Kirche des Dorfes. "Die Sonntagsmesse war für mich dabei immer der Höhepunkt der Woche. Die Kirche war voll mit jungen und alten Leuten, und die Frauen trugen ihre glitzernden Saris." Auch sie warf sich sonntags, wie in Indien üblich, in Schale. Die Schwestern tragen ihre Tracht, den blauen Sari. "Und auch mir halfen sie jede Woche geduldig, meinen Sari anzuziehen."

Natürlich hatte sie während ihres Indienaufenthaltes auch mal Urlaub und so die Möglichkeit, das Land mit all seinen Facetten kennenzulernen. Eine dreiwöchige Rundreise im "Standard-Touristen-Dreieck" Delhi-Jaipur-Agra sorgte für unvergessliche Erlebnisse. Vor wenigen Wochen hat sie Indien "mit einem halben lachenden und eineinhalb weinenden Augen" wieder verlassen. "Zumindest vorerst", ist sich Annalena sicher.