Trotz Multipler Sklerose ist Marco Dorer ein Jahr in Südamerika unterwegs / Schonacher erzählt von Erlebnissen

Von Claudius Eberl

Schonach. Ganz schön mutig, was Marco Dorer da gemacht hatte: Knapp elf Monate war der 33-jährige Schonacher ganz alleine rund 10 000 Kilometer in Südamerika unterwegs, und das zu Fuß oder per Bus. Das wäre ja nun für einen gesunden Menschen schon ein Abenteuer an sich – Marco ist aber an Multipler Sklerose (MS) erkrankt.

Dorer studierte in Konstanz Wirtschaftsingenieur, Fachrichtung Maschinenbau, hatte das Studium gerade abgeschlossen und einen Job erhalten. Dann kam 2008 die Erstdiagnose Multiple Sklerose. Seinen Job verlor er, Bewerbungen liefen ins Leere. Plötzlich hatte er eine massive finanzielle Krise, viele Todesfälle in der Familie und dazu noch eine schwere Krankheit. Er war kurz davor, den letzten Ausweg Suizid zu unternehmen. Welcher Strohhalm ihn davor zurückhielt, vermag er nicht zu sagen. Er rappelte sich eines Tages auf, setzte sich an seinen Computer und war plötzlich Besitzer eines One-Way-Tickets nach Brasilien, das Abenteuer begann.

Am Freitag berichtete der junge Schonacher vor rund 30 Zuhörern im Gasthaus Volltreffer unter dem Titel "Meine Reise und Ich" von seinem Trip durch Südamerika. Rund 200 eindrucksvolle Bilder untermalten seinen Vortrag. Alles begann im September 2013, als er nach dem Flug ab Frankfurt im brasilianischen Recife eintraf. Dort verweilte er einige Wochen, um Portugiesisch zu lernen. Dann ging es weiter nach Süden. Er machte ungewollt Bekanntschaft mit den Favelas und kam glimpflich aus einem Überfall heraus.

Nach einem Besuch der Copacabana ging es nach Iguazu, den weltgrößten Wasserfällen an der brasilianisch-argentinischen Grenze. In Argentinien lernte er einige Zeit Spanisch und arbeitete einen Monat lang kostenlos in einem Nationalpark in Patagonien, um dann in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, zu landen. Von dort schlug er den Weg wieder nordwärts nach Uruguay und Chile und durch die Atacama, der größten Salzwüste der Welt, ein. Auf bis zu 4000 Meter Höhe hinauf ging es, die Luft war dünn und das Atmen fiel schwer. Der Titicacasee in Bolivien und Machu Picchu, die Inkastadt in Peru, waren die nächsten Stationen.

In Ecuador schließlich erlebte er die Fußball-WM, er fand sogar ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft, das er nach dem Sieg des LöwTeams fortan mit Stolz trug. Die letzte Station der Südamerikareise war Bogota, die Hauptstadt Kolumbiens. Von dort ging es dann zurück in die Heimat.

Einen Plan, so Dorer, gab es nicht. "Mein Plan war, das ich keinen Plan hatte." Natürlich sei er etwas blauäugig in das ganze Abenteuer gestartet und hatte einige gefährliche Situationen zu überstehen. "Aber das hat mich nur stärker gemacht." Und auch seinen Humor und Lebenswillen hat er in Südamerika wieder gefunden.

"Ich bin voller Tatendrang, Mein Kopf ist oben – mein Blick geht nach vorne." Lustige Anekdoten und ironische Bemerkungen brachten das Publikum zum Lachen.

Das stellte im Anschluss an seinen Vortrag noch viele Fragen, wollte noch mehr Details seines Abenteuers hören. Arbeitslos ist der Schonacher noch immer, über das Arbeitsamt hat er in seinem Beruf keinen Job gefunden. Aber er hat nun seine Zukunft selbst in die Hand genommen, macht auf eigene Kosten eine Ausbildung als Gesundheitsberater und als Yoga-Lehrer. Er will mehr über seine Krankheit erfahren, anderen Menschen helfen. "So wie ich die uneingeschränkte Hilfe anderer erfahren durfte."

Über seine Geschichte hat er auch einen Bericht für das Magazin "Der Gesundheitsberater" geschrieben und bald kann man seine Abenteuer in Südamerika auch nachlesen – spätestens Anfang 2016 soll sein Buch erscheinen.