Jahrgang 1934/35 begeht 80er-Treffen

Von Margot Kienzler

Schonach. Mit 92 Buben und Mädchen war der Jahrgang 1934/35 einer der stärksten in der Schonacher Schulgeschichte. Statt wie gewohnt an Ostern in die Schule aufgenommen zu werden, wurde dieser Jahrgang erst im Spätsommer 1941 eingeschult.

Die Hände zum "Deutschen Gruß" erhoben, standen annähernd 90 "Hutzele" vor der Tür der Schonacher Volksschule. Sie wurden in zwei Klassen aufgeteilt und zwar unter die Klassenlehrer Robert Rothmann und Maria Novak.

Zunächst wurde ein Jahr lang die Sütterlinschrift geübt, was gar nicht einfach war. Ein Jahr später wurde wieder in deutscher Normalschrift geschrieben und gelernt. Bedingt durch die Umstände kamen zum normalen Unterricht bald auch andere Dinge hinzu. Nicht nur Wissen musste angesammelt werden, sondern auch Alteisen, Lumpen und Altpapier. Die schönste Zeit waren die Ferien, von denen es genügend gab.

Zu den normalen Ferien kamen Sonderferien wie Himbeerblätter-, Brombeerblätter- und Kartoffelkäferferien. Aber auch Kohlen- und Luftschutzkeller-Ferien waren an der Tagesordnung. Sparen war die erste Bürgerpflicht, und gespart wurde selbst an den Lehrern. 100 Schüler in einer Klasse waren für Lehrerin Klara Eibel keine Seltenheit.

Am 20. April 1945 wurde der letzte politische Unterricht gehalten, allerdings nur eine Viertelstunde lang. Er endete mit den Worten: "Es kommen nun vorübergehend Ferien." In Wirklichkeit waren Ferien auf unbestimmte Zeit angebrochen. Man ging freudestrahlend nach Hause, und bald darauf zogen andere, nämlich marokkanische Truppen in das Schulhaus ein. Der christliche Glaube hinderte nicht daran, im Schulhof mit den Einquartierten Ramadan zu feiern.

Der Spuk dauerte ein Jahr, und im Mai 1946 wurde der Unterricht wieder aufgenommen, nachdem die Klassenzimmer erfolgreich von den "kleinen Tieren" befreit waren. Bald gab es wieder Ferien, allerdings unter dem Motto "Holz- und Kohleferien". Der Unterrichtsstoff wurde der neuen Situation angepasst. Es kamen auch einige neue Lehrer hinzu, die mit den Schülern die Schulspeisung teilten.

Beinahe normal ging die Schulzeit der heutigen 80-jährigen am 1. Juli 1949 zu Ende. Die Schulzeit endete mit der Feststellung, dass man daraus doch das Beste gemacht habe und mit Mut und Gottvertrauen, aber auch mit vielen schönen Erinnerungen das Leben meisterte. Die Erinnerungen an diese gemeinsame und bewegte Schulzeit wurden nun beim 80er-Zusammentreffen der Schulkameraden des Jahrgangs 1934/35 wieder wach gerufen. Zu diesem Zusammentreffen fanden sich 41 der noch 58 lebenden 80-Jährigen zu einem Stehempfang im Musikpavillon beim Kurgarten, ein. Eine herzliche Begrüßung der zum Teil weit angereisten Ehemaligen fand hierbei statt.

Nach dem Empfang stellten sich die Jahrgänger frohgelaunt zum obligatorischen Gruppenfoto auf. Danach ging es zum Kaffeeklatsch ins Landhotel Rebstock. In der Samstag-Vorabendmesse der katholischen Kirche St. Urban gedachte man gemeinsam der bereits 35 verstorbenen Schulkameraden. Im Schwarzwaldgasthof Schwanen fand anschließend ein geselliges Beisammensein statt, bei dem viele Erinnerungen an die Schulzeit ausgetauscht wurden. Das Schulkameradentreffen ging zu später Stunde harmonisch zu Ende.