Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Ergreifende Erzählungen eines Soldaten Weihnachten gab es weder Briefe noch Päckchen

Lukas Duffner vom Reinertonishof war damals zwar noch nicht auf der Welt, aber er weiß durch persönliche Kontakte sehr viel über den Ersten Weltkrieg.

Schönwald. Stolz zeigt Duffner ein Foto mit drei Soldaten aus der Region, die 1916 kurz vor Weihnachten nach der verlorenen Schlacht von Verdun in englische Kriegsgefangenschaft gerieten. "Vor 100 Jahren war die Schlacht um Verdun. Sie dauerte fast ein ganzes Jahr, und auf dem Schlachtfeld starben mehr als 100 000 Soldaten", weiß Duffner. Die deutschen Überlebenden kamen in englische Gefangenschaft. Über 3000 Soldaten wurden bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in England inhaftiert. Das Foto von Lukas Duffner zeigt drei Schwarzwälder. Sie weigerten sich, den "Kaiserschnauzer" zu entfernen. Wie viele Soldaten trugen sie ihn zum Andenken an Kaiser Wilhelm II., obwohl der die jungen Männer in den Krieg geschickt hatte. "Alle anderen haben ihren Schnauzer abrasiert, nur die drei riskierten eine Strafe", erklärt der Wahl-Schönwälder. Eine Woche lang bekamen die Schwarzwälder Einzelhaft mit Wasser und Brot, dann durften sie wieder zu den anderen Gefangenen. Kurioser Weise konnten sie ihren Schnauzer behalten. Vom feindlichen Wachpersonal wurden sie für ihren Mut bewundert. Als furchtlose Helden wurden sie fotografiert, zum Abschied bekamen sie das Bild geschenkt. Vergünstigungen habe es für sie gegeben, denn sie wurden zu Sprechern der Gefangenen ernannt.

Da sie eineinhalb Jahre lang keine Post von zu Hause bekamen, beschwerten sie sich und so stellte sich heraus, dass der zuständige Verteiler sämtliche Post für die Gefangenen unterschlagen hatte. Die Päckchen hatte er geöffnet, um den Inhalt selbst zu konsumieren. Vor allem die Bäuerin vom Furtwänglehof in Furtwangen hatte viele Pakete mit Lebensmitteln geschickt – die ihr Ziel aber nie erreichten. "Ich weiß das alles von Hermann Pfaff, der auf dem Rohrhardsberg im Korallenhäusle geboren wurde", erzählt Lukas Duffner. Der Schonacher sei später oft auf den Schneiderjockenhof im Schwarzenbachtal zu Duffner gekommen.

"Meine Schwiegermutter, Mathilde Dold, war seine Nichte und sein Patenkind. Darum kam er regelmäßig. Und er schenkte mir vor seinem Tod auch das Bild", freut sich Duffner. Der erste Soldat (von links) auf dem Foto hieß Johannes Rombach und sei auf dem Rensberg in der Sägerei aufgewachsen. Der Mittlere ist Hermann Pfaff. Rechts ist der "Furtwänglehof-Bauer" Hans Kaltenbach zu erkennen. Alle drei kamen nach dem Weltkrieg wieder nach Hause. Aber Frankreich und Deutschland waren damals noch verfeindet. "Niemals hätte ich gedacht, dass wir einmal Freude werden", sinniert Lukas Duffner. 1985 sei er sogar Ehrenbürger der Schönwälder Partnerstadt Bourg-Achard geworden. "Das hätte ich nach den zwei schrecklichen Kriegen niemals für möglich gehalten", schließt Duffner seinen Bericht ab.