Hans Göppert trifft in Rio de Janeiro seinen Bruder Ernst – und ist stolz auf die Leistung seines Sohnes Knut

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald/Brasilien. Zwischen der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien und dem kleinen Schwarzwaldort Schönwald gibt es eine – wenn auch nicht offizielle – Verbindung. Sie trägt den Namen Göppert. Den Senior des gleichnamigen Schönwälder Holzbauunternehmens, Hans Göppert, verbindet ein ganz besonderes Erlebnis mit der WM: Er war nämlich dort. Sein Sohn Knut ist Geschäftsführer eines Bauunternehmens in Stuttgart, das sich unter anderem auf den Bau von Stadion-Dächern spezialisiert hat. Bei den Fußball-Weltmeisterschaften ab 2002 war Göppert bei jeder WM im Vorfeld tätig, um für diverse Stadien Dächer zu konstruieren, sowohl in Südkorea (2002), Deutschland 2006, Südafrika 2010 als auch nun in Brasilien 2014.

"Wir haben in Manaus, Brasilia und am weltberühmten Maracanã-Stadion in Rio die Dächer geplant", verrät der Mann, der früher beim FC Schönwald in der Kreisliga die Fußballschuhe schnürte. Eine Woche habe er gemeinsam mit seinem Vater Hans in Brasilien bei der WM verbracht. "Wir haben uns das Spiel Frankreich gegen Ecuador angeschaut – in einem der Stadien, die mein Sohn mit verantwortet hat", strahlte der Senior. Dass es ausgerechnet das wohl größte Stadion der Welt, das weltberühmte Estádio do Maracanã in Rio war, sei nebenbei bemerkt. Dabei habe das Fußballspiel zugleich einer Familienzusammenführung gedient.

Denn der Bruder von Hans Göppert, Ernst, wanderte vor mehr als 60 Jahren nach Brasilien aus. Stolze 92 Jahre alt ist er nun und er konnte nach sechs Jahren seinen Bruder wieder einmal in die Arme nehmen.

Vor sechs Jahren, bei der Feier des 80. Geburtstages von Hans Göppert, hatten sie sich letztmals gesehen. Nun kam Ernst extra seines Bruders wegen von São Paulo ins heiße Rio de Janeiro.

Beinahe zur Nebensächlichkeit geriet dabei der Fußball. Denn einerseits stand da die Bewunderung für die Arbeit seines Sohnes, auf der anderen Seite das Wiedersehen mit dem Bruder. "Aber eines darf gesagt sein – man lässt sich in einer solchen Umgebung unwahrscheinlich anstecken von der Begeisterung, die gerade die Brasilianer für Fußball aufbringen", betonte Hans Göppert.

Und übrigens: Seinen Bruder hatte er direkt nach der Niederlage der Seleção, der brasilianischen Nationalmannschaft, angerufen und ihm kondoliert. Damit sei er aber gründlich danebengelegen – denn auch nach einem Menschenalter stand für seinen Bruder Ernst eines fest: "Ich bin noch immer Deutscher, und daher war das völlig in Ordnung – ich hoffe, die gewinnen die WM", sei dessen Antwort gewesen.