Die junge, heimatverbundene Triberger Künstlerin Selina Haas präsentiert stolz in der Schonacher Kuckucksuhrenmanufaktur ihrer Eltern Conny und Ingolf Haas die von ihr entworfenen Schwarzwald-Motive und schrillen Postkarten. Foto: Börsig-Kienzler

Umstrittene Werbeanzeige wird nicht mehr geschalten. Magazin EMMA beschäftigt sich auch mit "großen Bergen & feuchten Tälern".

Schönwald/Schonach/Furtwangen/St.Georgen/Unterkirnach - Nur einen Tag nachdem der Deutsche Werberat um eine Stellungnahme zur umstrittenen Werbeanzeige bat, treten die Verantwortlichen beim Ferienland im Schwarzwald von sich aus den Rückzug an und ziehen den Entwurf aus dem Verkehr.

Damit bleibt es bei einer einmaligen Veröffentlichung. Wie der stellvertretende Geschäftsführer des Ferienlandes, Hans-Peter Weis, auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, habe man nach Rücksprache mit dem Rechtsanwalt beschlossen, die Anzeige vorerst nicht mehr zu veröffentlichen.

Haben die Verantwortlichen etwa kalte Füße bekommen? "Das sehe ich nicht so, uns wurde geraten, dass man es sich mit dem Werberat nicht verscherzen soll und wir wollen dort niemanden erzürnen", formulierte es Weis. Die Annonce im Bordmagazin von Ryanair sei letztlich eine Art Test gewesen. Ob man noch mal ein solches Experiment starten werde sei ungewiss, die Tendenz gehe eher in Richtung nein, vermutet Weis.

Anna Grote vom Deutschen Werberat bestätigte auf Anfrage das Schreiben des Ferienlandes. "Das werbende Unternehmen hat sich einsichtig gezeigt, damit wird das Verfahren eingestellt". Noch gestern sei den Beschwerdeführern die Einstellung des Verfahrens mitgeteilt worden, erklärte Grote.

Trotz dieses Rückzugs ist das Medieninteresse an der provokanten Werbung ungebrochen. Am gestrigen frühen Abend berichtete beispielsweise das ZDF einige Minuten in "Hallo, Deutschland". Für die Fernsehaufnahmen durfte sich Hans-Peter Weis im Schwarzenbach in eine feuchte Wiese setzen, mit der Ryanair-Broschüre in der Hand und seine Stellungnahme vor laufender Kamera abgeben. Auch die ARD-Sendung "Brisant" griff die mittlerweile hohe Wellen schlagende Story auf.

Alice Schwarzers feministische Zeitschrift EMMA hat das Thema ebenfalls auf seiner Internet-Startseite publiziert. Dort heißt es: "Ja, das Ferienland Schwarzwald. Bekannt für seinen feinen Humor. Und für "Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald". Direkt neben der Silhouette einer scheinbar nackten Frau mit Schwarzwaldhütchen. "Bei dieser Kampagne fehlen mir ehrlich gesagt die Worte...", schreibt EMMA-Leserin Jeanette. Ein gewisser Hans-Peter Weis, stellvertretender Geschäftsführer der "Ferienland Schwarzwald GmbH" erklärt: Man habe einfach mal etwas Neues abseits verstaubter Kampagnen ausprobieren wollen. Sorry Peter, aber so platter Sexismus? Staubiger gehts nicht."

Mittlerweile erreichte das Ferienland rund 15 000 Facebook-Nutzer. Schwer zu sagen, ob sich der Rummel auch in konkreten Übernachtungszahlen ausdrücken wird. "Wir können erst in einigen Tagen sehen, wie viele sich für unseren Ferienland-Katalog online interessieren".

Plant man denn beim Ferienland schon die Nachfolge-Anzeige? Weis: "Ich persönlich hätte da schon Ideen, aber wir werden das kommende Woche in Ruhe besprechen".

Ideengeberin der Kampagne, die zehn Motive plus die "frivole" Anzeige umfasst, ist Selina Haas aus Triberg. Gestern Vormittag war auch bei ihr das ZDF zu Besuch und drehte mit ihr und ihren Eltern Conny und Ingolf Haas im Verkaufraum ihrer Kuckucksuhrenmanufaktur in der Schonacher Ortsmitte. Dabei präsentierte die heimatverbundene Studentin, die sich auf Kommunikationsdesign spezialisierte, einige ihrer großflächigen Werke und Postkarten mit Schwarzwaldmotiven. Und ihr Vater verkündete stolz vor laufender Kamera: "Das Plakat ist einfach genial".

"Es ist zwar schade, aber ich finde es in Ordnung, wenn das Ferienland die Anzeige zurückzieht. Nachdem viele Menschen es als frauenfeindlich angesehen haben war klar, dass etwas passieren musste", räumt die 24-Jährige gegenüber dem Schwarzwälder Boten ein. "Ich dachte nie daran, dass der Entwurf frauenfeindlich sein, jemanden beleidigen könnte, es sollte einfach lustig sein. Ich stehe zu meiner Heimat und dass ich eine Frau bin".

Auch wenn die Anzeige jetzt in der Tonne landet, freut sich die junge Künstlerin trotzdem über die große Resonanz. Das Ferienland sei nun in aller Munde. Viele Anrufe und großen Zuspruch gebe es von allen Seiten. Auch Ferienland-Geschäftsführer Julian Schmitz habe sich schon bei ihr gemeldet. "Er meinte, wir müssen unbedingt noch mal etwas Cooles und Lustiges machen, aber diesmal mit einem Mann und weniger zweideutig", so die Design-Studentin augenzwinkernd.

Der Einstieg in die Werbebranche ist Selina Haas mit dem eindeutig zweideutigen Plakat jedenfalls geglückt. Im kommenden Frühjahr will sie in Schonach eine Werbeagentur eröffnen. Was die angehende Designerin gestern riesig freute, war auch die Tatsache, dass sie es mit ihrer Werbung sogar in die Bildzeitung schaffte: "Das ist geil!"