Timmi Tillmann, Gitta Grießer und Nicolai van der Bellen sowie Georg Schätzle sehen sich gebannt den Film an, der beim Besuch von Bauern aus der halben Welt entstanden war. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

"Forum pro Schwarzwaldbauern" nimmt Anregungen von nicht-europäischen Kollegen auf

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald. Vor Jahresfrist gab es Besuch im Schwarzwald: Kleinbauern tagten mehrere Tage lang und besuchten mehrere kleinere und größere Gehöfte auch im Schwarzwald-Baar-Kreis. Überraschende Erkenntnis dabei: "Wir können von diesen Menschen noch sehr viel lernen, wenn es um Lebensmittel-Souveränität geht", sagte Siegfried Jäckle, Sprecher des "Forums pro Schwarzwaldbauern".

Da derzeit einer der Initiatoren des Treffens von Kleinbauern aus Europa, Afrika, Irak, Indien und einigen Andenstaaten, Timmi Tillmann, gemeinsam mit Ehefrau Maruja Salas und den gemeinsamen Kindern seinen Urlaub auf dem Hof von Reimund Kuner verbringt, nutzte Jäckle die Gunst der Stunde: Viele Stunden Filmmaterial hatte Tillmann gemeinsam mit seiner Frau bearbeitet, um als Essenz einen spannenden Vortrag von rund einer Stunde herauszuarbeiten.

Dabei mussten viele der anwesenden Schwarzwaldbauern feststellen, dass die Nicht-Europäer, denen man ja eigentlich "zeigen wollte, wie das mit der Nahrungsmittelsouveränität funktioniert", viel weiter sind als allgemein gedacht. Dabei sei ein Problem die Verständigung gewesen: So mancher der Bauern war weder des Lesens noch Schreibens mächtig, doch erklärende Zeichnungen halfen da weiter.

"Hier wird viel Wert auf Bio gelegt – und dann habt ihr Traktoren mit 250 PS, mit denen ihr den Boden kaputt macht", wurde den heimischen Bauern vorgeworfen. Die kleinbäuerlichen Strukturen beispielsweise in den Anden seien imstande, Alternativen zu bieten, befanden sowohl Tillmann als auch Jäckle. "Wir alle sind Kinder der Erde – und ihr zerstört diese Mutter Erde", waren andere Vorwürfe. Dennoch stellten die Kleinbauern fest, sie seien letztlich stolz, Teil einer so wichtigen Bewegung zu sein.

Das Recht auf Nahrung könne nicht durch die großen industriellen Betriebe gewährleistet werden, vielmehr könnten dies nur kleinbäuerliche Strukturen sichern. Dabei würden, speziell in Europa, die Bauern genötigt, für die industrialisierte Landwirtschaft zu arbeiten. "Die Natur ist uns leid", war sich daher ein Bauer aus Zentralafrika sicher.

Georg Schätzle stellte global eine unglaubliche Fülle in der Landwirtschaft fest. Jäckle gab ihm Recht: "Die Landwirtschaft in Deutschland hat viel von ihrer Seele verloren, Werte und die Liebe zum Beruf sind auf der Strecke geblieben", räumte er ein. Gitta Grießer ging einen Schritt weiter, indem sie behauptete, die Beziehung Bauer – Natur sei verloren gegangen.

Eingepfercht und abhängig habe man auf dieser Abhängigkeit Wohlstand aufgebaut. Es gelte, kurze Wege und lokales Handeln wieder wichtig zu machen.

Dabei habe der Verbraucher große Macht. "Infiziert eure Umgebung mit der regionalen Idee", forderte Jäckle die Anwesenden auf.