Rolf Thyes feiert heute 90. Geburtstag / Im Harz geboren / Aus der DDR geflüchtet

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald. Dass der Oberst a. D. Rolf Thyes einst seinen 90. Geburtstag in Schönwald begehen würde, war ihm ganz sicher nicht in die Wiege gelegt, als er in Halberstadt im Harz am 11. Juni 1925 das Licht der Welt erblickte. Dort absolvierte er die Schule bis zum Abitur – und wurde mit gerade 17 Jahren Soldat – als Flieger bei der "Reichsverteidigung". "Ich habe noch am 8. Mai 1945 meinen letzten Feindflug gehabt, der mich in die Tschechoslowakei führte", erinnert er sich.

Zunächst seien sie in amerikanische Gefangenschaft geraten. "Da ich aber aus dem Harz kam, hat man mich in russische Gefangenschaft ausgeliefert. Bis 1949 durfte ich dann Bäume fällen, Straßen bauen und ähnliche Arbeiten verrichten", erinnert er sich.

Als er 1949 zurück nach Halberstadt kam, sei er geflüchtet: Die Aussicht, Volkspolizist werden zu müssen, erschien ihm wenig sinnvoll. In Köln, wohin er dann kam, gab es zunächst weder Wohnung noch Arbeit. In einer Farbenfabrik habe er sich dann ohne Ausbildung hochgearbeitet. Dann hörte er, dass die Lufthansa Piloten suche – "denen war ich mit 29 Jahren zu alt, obwohl ich alle möglichen Flugscheine vorweisen konnte", lacht er.

Dann meldete er sich zur neu formierten Luftwaffe der Bundeswehr und wurde als Oberleutnant eingestellt. Sein Pilotenschein wurde mit der Nummer eins der Bundeswehr ausgestellt. Er absolvierte bei den Amerikanern die Ausbildung als Fluglehrer. Obwohl er 1956 geheiratet hatte, wurde er insgesamt 23 Mal versetzt. Dies bedeutete, dass er selten mehr als ein Jahr an einem Ort bleiben konnte.

"Wir haben dann eine Heimat gesucht – und das sollte ab 1965, nach der zehnten Versetzung, Schönwald sein", erzählt er rückblickend. 1966 habe er dann das selbst entworfene Haus gebaut, das meiste davon selbst. "In den ersten Jahren haben unsere Mütter das Haus bewohnt, wir kamen nur sehr selten", erzählt er. Erst als er 1975 als jüngster Oberst mit gerade 50 Jahren pensioniert wurde, sei er nach Hause gekommen.

Danach studierte er in Konstanz Geschichte und Politik, machte aber keinen Abschluss. Zwar habe er noch in seiner Dienstzeit einen Fliegerclub gegründet, er selbst hat aber seit der Pensionierung den Steuerknüppel nicht mehr in der Hand gehabt: "Ich hätte zum Umschreiben meiner Lizenzen 20 Landungen in Deutschland bauen sollen – das war mir dann zu dumm", regt er sich noch immer über die Bürokratie auf, nachdem er viele tausend Landungen im Dienste der Nato absolviert hatte. Immerhin sei er heute Deutschlands ältester noch lebender Starfighter-Pilot, und das sei eine tolle Maschine gewesen.

Seit einigen Jahren mache ihm das Herz Probleme, aber geistig ist Rolf Thyes noch immer topfit.