Böllerschützen lassen es am Neujahrsmorgen so richtig krachen / Urige Waffen werden neugierig bestaunt

Von Hans-Jürgen Kommert

Schönwald. Seit 1993 führen die Schönwälder Böllerschützen ihr beliebtes Neujahrsschießen durch. So auch am gestrigen Neujahrstag.

Schussmeister Dietmar Kuner klärte die vielen Besucher darüber auf, dass man damals nur eine Tradition wieder habe aufleben lassen. Denn in früheren Jahrzehnten, vor den Weltkriegen, habe man oberhalb des Hotels Ochsen mit einer Kanone das neue Jahr begrüßt. Die alte Kanone aber sei in den Kriegswirren verschütt gegangen.

Seither laden die Böllerschützen alle, die sich von einer oft kurzen Nacht erholt haben, ans Wirtehäusle in Schönwald ein. Rechtzeitig zu Beginn des Schießens hatte das Wetter umgeschwenkt, es war zwar kalt, aber die Sonne strahlte hell über dem Landschaftsgarten.

Mehr als 250 Besucher versammelten sich, um Jagertee, Glühwein, Hefe- und Nusszopf sowie weitere Leckereien, die die Frauen der Schützen anboten. Neben dem Vorsitzenden des Schützenvereins, Rudi Schätzle, begrüßte auch Bürgermeister-Stellvertreter Adalbert Oehler die vielen Besucher und wünschte ihnen ein gesegnetes Jahr 2015.

Bevor es richtig laut wurde, lösten sich sechs Männer aus den Reihen der Schützen und holten etwas ganz anders hervor: Alphörner. Bruno Baier, der auch für große Teile der Schaftböller zuständig zeichnet, führt die Gruppe der Alphornbläser, die zum Auftakt ein Ständchen spielten.

Für all diejenigen, die sich für diese Art des Schießens näher interessierten, war eine kleine Ausstellung vorbereitet, bei der die "Pranger-Stutzen" oder "Schaftböller" vorgestellt wurden, die die Böllerschützen alle in Eigenarbeit herstellen. Diese Böller, die von einem Kaliber von 14 bis 30 Millimeter reichen, werden alle manuell hergestellt und der Schaft wird reich verziert. "Jeder Schaftböller ist ein Einzelstück, das Gewicht beträgt zwischen 25 und 30 Kilogramm", war zu erfahren. Selbstverständlich besitzen alle ein Unbedenklichkeitszertifikat.

Mit zehn Schaft- und Handböllern sowie drei Kanonen ging es in den Landschaftsgarten – die Böllerkameraden voraus, die Zuschauer begeistert hinterher. Auf der tief verschneiten Wiese angekommen, wurde das neue Jahr zünftig begrüßt. Ob nun langsames Einzelböllern oder der Salut zu Ehren des neuen Jahres - alle Gäste waren mehr als nur begeistert – auch wenn so mancher Schuss nicht fallen wollte. Die Gäste konnten das Spektakel aus sicherer Entfernung erleben und erfreuten sich an den unglaublich lauten Donnerschlägen, die den Ort und die Umgebung erbeben ließen. In unterschiedlicher Reihenfolge der Schussabgabe und variablen Geschwindigkeiten begrüßten die Schützen in immer neuen Varianten das neue Jahr.