Für viel Heiterkeit bei den Tschernobyl-Kindern aus Vöhrenbach sorgt eine kleine Anprobe auf dem Reinertonishof in Schönwald: Lena Shygliankowa, eine der beiden weißrussischen Lehrerinnen, darf unterstützt von Marianne Duffner als ledige Frau den Schäppel (Foto) und den Bollenhut aufsetzen. Foto: Heimpel Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Kinder aus der Nähe von Tschernobyl erholen sich im Schwarzwald / Besuch von Reinertonishof

Schönwald/Vöhrenbach. Auch über das Obere Bregtal hinaus gibt es immer wieder tatkräftige Unterstützung für den Vöhrenbacher Verein "Hilfe nach Tschernobyl e.V.", der es nun bereits zum zwölften Mal 20 Kindern aus Weißrussland ermöglicht, sich im Schwarzwald bei einem dreiwöchigen Aufenthalt von den Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu erholen.

Denn die Kinder stammen aus dem Raum Buda Koschelewo, der nur rund 100 Kilometer von Tschernobyl entfernt liegt und bis heute massiv an den Folgen der Verstrahlung zu leiden hat. Auch bei vielen Kindern sind immer noch entsprechende gesundheitlichen Folgen feststellbar.

Nachdem die Kinder bereits in Vöhrenbach und Furtwangen viel Unterstützung erfahren, stieß auch schon bald der Förderverein Biathlon mit seiner Biathlon-Anlage in Schönwald dazu und ein Jahr später auch noch der Reinertonishof als Gastgeber.

In diesem Jahr hatten die Kinder allerdings Pech: Erstmals musste der Besuch auf der Biathlon-Anlage ausfallen. Bis zuletzt hatten Siegfried und Viktor Kaltenbach vom Förderverein noch gewartet, ob sich das Wetter vielleicht doch noch bessern würde. Damit entfiel auch die Wanderung vom Weißenbachtal ins Schwarzenbachtal zum Reinertonishof.

In diesem Jahr ging es daher auf direktem Weg von Vöhrenbach zum Reinertonishof, wo die Kinder von Marianne Duffner empfangen wurden, die mit ihnen einen ausführlichen Rundgang durch das Bauernhof-Museum unternahm.

Den Anfang bildete erst einmal eine grundlegende Information über das Leben auf einem Bauernhof in früheren Zeiten. Ergänzt wurde dies durch viele Ausstellungsstücke aus dem Haus.

Erstaunt zeigten sich die Kinder beispielsweise über die seltsamen Wärmflaschen aus Blech, sogar mit einer Aussparung für das Bierglas. Auf großes Interesse stieß auch die Ausstellung zum Thema Spinnen und Weben.

Nach dem Rundgang geht es zu den Pferden und Eseln

Verblüfft zeigten sich die Kinder, als Marianne Duffner erzählte, dass früher bereits kleine Kinder Stroh flechten mussten. Dabei ist ihnen selbst die Strohflechterei aus ihrer Heimat zwar bekannt, allerdings nur zur Herstellung kleiner Kunstwerke und Deko-Artikeln aus Stroh.

Im Rahmen der Führung erläuterte Marianne Duffner den Gästen aus Weißrussland auch die verschiedenen Kopfbedeckungen der Frauen im Schwarzwald und die Unterschiede für verheiratete und ledige oder katholische und evangelische Frauen.

Für viel Heiterkeit sorgte schließlich eine kleine Anprobe: Lena Shygliankowa, eine der beiden begleitenden Lehrerinnen aus Weißrussland, durfte als ledige Frau den Schäppel und den Bollenhut aufsetzen.

Nach diesem ausführlichen Rundgang und den Erläuterungen ging es noch kurz zu den Pferden und Eseln, allerdings war wieder das Wetter zu nass für einen längeren Aufenthalt. Zum Abschluss wurden die Kinder noch wie jedes Jahr von der Familie Duffner bewirtet.

Für Begeisterung sorgten nicht nur die Pommes, sondern auch die selbst gemachten Würste. Mit einem Lied bedankten sich die Kinder bei ihren Gastgebern, bevor es wieder zurück nach Vöhrenbach ging.

Mit Nahrungsmitteln, Einladungen und auch Finanzen ist der Verein "Hilfe nach Tschernobyl" für seine diesjährige Aktion wieder sehr gut versorgt. Der Verein ist aber weiter auf Hilfen und Spenden angewiesen, um für die Ferienaktion 2018 oder für den nächsten Hilfstransport im Herbst genügend Mittel zur Verfügung zu haben. Darüber hinaus ist der Verein immer auf der Suche nach gut erhaltener Kinderkleidung und Schuhen – sowohl für die Gastkinder als auch für die Hilfstransporte. Informationen gibt es beim Verein "Hilfe nach Tschernobyl", Telefon 07727/92 97 62.