In Schömberg wird kontrovers darüber diskutiert, ob das bestehende Windrad auf der Langenbrander Höhe zu einem Aussichtsturm umfunktioniert werden kann. Foto: Krokauer

Geplantes Projekt in Oberlengenhardt sorgt im Schömberger Gemeinderat für Zoff. Mit Glosse

Schömberg - Der Ortschaftsrat von Oberlengenhardt strebt den Bau eines Aussichtsturms an. Der Schömberger Gemeinderat hat sich in seiner Sitzung am Dienstagabend mit dem Thema beschäftigt. Dabei kam es zu einem heftigen Streit.

Weniger strittig war der Turmbau an sich. Schärfe kam in die Diskussion, als SPD-Fraktionschefin Susanne Ring das bestehende Windrad in Langenbrand ins Spiel brachte. Sie hatte angeregt, die Voruntersuchung für ein solches Projekt auf dieses Windrad auszudehnen. So sei dieser Turm rund 70 Meter hoch und biete eine 360-Grad-Rundumsicht. "Wir brauchen eine fundierte Entscheidung", sagte Ring. Die Machbarkeit müsse ins Verhältnis zu den Kosten gesetzt werden.

Gegen eine Notlösung

Heftiger Widerspruch kam von Gemeinderat Andreas Ehnis (CDU). Er sprach sich für einen neuen Turm mit dem entsprechenden Brandschutz aus. Für ihn macht es keinen Sinn, das bestehende Windrad zum Aussichtsturm umzufunktionieren. Er bezeichnete dies als Notlösung. Er erinnerte daran, welche Probleme es hinsichtlich des Brandschutzes beim Stuttgarter Fernsehturm gegeben habe.

Seine Fraktionskollegin Ulrike Mayrhofer erwähnte die Abstimmung im Arbeitskreis Tourismus. Auch die zwei Vertreter der SPD seien für den Turm in Oberlengenhardt gewesen.

Der dortige Ortsvorsteher Friedbert Stahl sagte in der Gemeinderatssitzung, dass in Sachen Brandschutz eine Wendeltreppe unzulässig sei. Er erinnerte daran, dass das Langenbrander Windrad 1999 in Betrieb gegangen sei und eine Lebensdauer von 20 Jahren habe. Nach seiner Meinung sollte das Windrad abgerissen und zum Schrotthändler gebracht werden.

Elfriede Mösle-Reisch erwiderte, dass ein Aussichtsturm in Langenbrand nicht das alte Windrad sein müsse.

Gerold Kraft, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wählervereinigung, sieht keinen Ansatz, um aus einem bestehenden Windrad einen Aussichtsturm zu bauen: "Ein Turm lebt davon, dass er offen ist. Wir unterstützen zu 100 Prozent Oberlengenhardt."

Steffen Linder (CDU) findet es schade, dass wieder alles zerredet werde. Auch sein Fraktionskollege Udo Bertsch sprach sich für Oberlengenhardt aus. Ab einer Höhe von 40 Metern könne man dort bis ins Rheintal schauen. Oberlengenhardt biete die gefälligere Aussicht.

Ring, wohl erschrocken über den Verlauf der Diskussion, sagte, dass die Untersuchung eines zweiten Standortes nur eine Anregung gewesen sei. Es sollten keine Feindschaften aufgebaut werden, suchte sie zu beschwichtigen.

Schultes Matthias Leyn wollte daraufhin von Ring wissen, was die SPD machen wollte. Ring antwortete, dass kein Antrag gestellt worden sei.

Bei der Abstimmung beschloss der Gemeinderat bei vier Enthaltungen, die Idee eines Aussichtsturms in Oberlengenhardt weiter zu verfolgen. Das Gremium ermächtigte die Verwaltung, die notwendigen Voruntersuchungen vorzunehmen und eine Planungsrate in Höhe von 15.000 Euro bereitzustellen.

Info: Weitere Anregung

(wk). Während der Bürgerfragestunde des Schömberger Gemeinderates brachte Alfred Rentschler in Sachen Turmbau eine weitere Variante ins Spiel. Er regte einen Aussichtsturm auf dem Lindenareal im Zentrum von Schömberg an. Mit einer Höhe von zwölf bis 15 Metern wäre er der kleine Bruder des Aussichtsturms in Oberlengenhardt.

Er sollte hinter der inzwischen abgerissenen ehemaligen Gaststätte "Alte Linde" am Eingang des Kurparks stehen. Es gäbe einen reizvollen Blick auf das Kurhaus und die Wasserspiele.

Ein Eingangsportal, ein Infostand sowie Kurzzeitparkplätze würden das Angebot abrunden.

Glosse: Missverständnisse

Von Wolfgang Krokauer

Heftig gestritten haben sich die Gemeinderäte von Schömberg in der jüngsten Sitzung über einen möglichen Turmbau in Oberlengenhardt. Als SPD-Fraktionschefin Susanne Ring vorschlug, das bestehende Windrad in Langenbrand in eine Voruntersuchung miteinzubeziehen, brach vor allem in der CDU-Fraktion ein Sturm der Entrüstung los. Na so was. Es sollte nur eine Anregung sein. Es wirkte so, als spreche man verschiedene Sprachen. Ja so ist das mit den Turmbauten. Sie sorgen mitunter für heftige Missverständnisse. Davon ist bereits im Alten Testament die Rede, als es beim Turmbau zu Babel zu einer allgemeinen Sprachverwirrung kam und das Projekt nicht verwirklicht werden konnte. So gesehen muss man für den geplanten Turmbau in Oberlengenhardt richtig schwarz sehen. Billig würde ein solches Projekt auch nicht. Aber vielleicht gibt es eine günstige oder für die Gemeinde sogar kostenlose Alternative. Wie wäre es, wenn die Kommune die Firmengruppe Krause überreden würde, inmitten der Kraterlandschaft der Neuen Mitte statt Wohnungen und Geschäfte einen Turm zu bauen? Das wäre ein Kompromiss, zumal dieser zwischen Oberlengenhardt und Langenbrand liegen würde.