Werkrealschulrektor Wolfgang Fiderer begrüßt die Gäste aus Polen zu einer besonderen Unterrrichtsstunde. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Ehemaliger NS-Häftling in Schule

Schömberg. "Ihr seid nicht verantwortlich für die vergangene Zeit, aber ihr seid verantwortlich für eure Zukunft": Diese Worte sowie der erschütternde Zeitzeugenbericht des heute 91-jährigen, ehemaligen politischen Häftlings Jacek Zieliniewicz beeindruckten die Werkreal- und Realschülerinnen im Schulzentrum Schömberg.

Realschulrektor Uli Müller und Werkrealschulrektor Wolfgang Fiederer betonten die womöglich letztmalige Chance auf eine unvergessliche Geschichtsstunde mit einem der Überlebenden des NS-Terrorregimes im Zusammenhang mit dem "Unternehmen Wüste".

Der am 10. Mai 1926 geborene Zieliniewicz war nach nunmehr 72 Jahren wieder an einen Ort seiner durch das NS-Regime gestohlenen Jugend zurückgekehrt. Begleitet wurde er von seinen beiden Töchtern und einem Dolmetscher.

1943 kam er ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, ein Jahr später ins KZ Dautmergen. Dem dortigen Lagerarzt und Mithäftling Dr. Engelhardt, einem Bekannten seiner Eltern, hatte es Jacek Zieliniewicz zu verdanken, die Hölle von Dautmergen sowie den anschließenden Todesmarsch nach Altshausen zu überleben. 50 Jahre brauchte er, um sein traumatisches Schicksal soweit zu verarbeiten, dass er seit nun etwa zehn Jahren regelmäßig zum Ort seines persönlichen Leids zurückkehrt.

Als Dank für diese außergewöhnlichen Geschichtsstunden überreichten die Schülerinnen Stefanie Stauss und Lea Sauter kleine Aufmerksamkeiten. Jacek Zieliniewicz betonte zum Abschied: "Ihr seid meine neuen Freunde. Damals kam ich als Feind. Heute komme ich als Freund."

Organisiert wurde die Zeitzeugenbegegnung von den Fachschaften Geschichte der Werkrealschule und der Realschule, federführend durch Tobias Blaser, Carolin Lippus und René Wicker in Kooperation mit der Initiative Gedenkstätte Eckerwald, die an diesem Tag durch Brigitta Marquart-Schad vertreten wurde. Umrahmt wurde die Veranstaltung von der Band-AG unter Leitung von Hanna Bischof und Simone Conzelmann, die dem Zeitzeugenbericht mit einem Eingangslied, das von der Realschullehrerin Andrea Schäfer ins Polnische übersetzt worden war, einen würdigen Rahmen verlieh.