Armin Fischer zeigte bei seinem Auftritt in Schömberg seine Improvisationskunst. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Armin Fischer zu Gast auf der Seh(e)-Bühne

Schömberg. Der Bezug zum Wasser war gegeben: Sitzt das Publikum bei den Vorstellungen der Seh(e)-Bühne des Schömberger Kaffeegässle-Vereins doch im aufgelassenen Therapie-Schwimmbecken des Hauses am Kurpark. Mit Armin Fischer kündigte Ludgera Petermann einen "sturmerprobten Bord-Entertainer" an, der vor den versammelten Gästen das gekachelte Bad gegen die glamouröse Welt der Kreuzfahrtschiffe tauschte und es teilhaben ließ an den Höhen und Tiefen seines Lebens als Bord-Pianist.

"Ich komme frisch vom Schiff", begrüßte er die Gäste im voll besetzten Haus. Er outete sich als der "wohl wärmste Bursche hier im Saal". Er hatte neben den tropischen Temperaturen, die Publikum und Service auszuhalten hatten, auch noch die Scheinwerfer über sich. Munter parlierend und mit flinken Fingern auf dem weißen Klavier Beispiele gebend, streifte Fischer seinen musikalischen Werdegang vom Klavierschüler über Kleinkunst, Ausflüge in die Klassik bis hin zu den Engagements als Barpianist auf deutschen Luxusdampfern.

Üben war nicht Fischers Ding als Klavierschüler – in der Beschränkung zeigte sich der Meister – er demonstriert überzeugend, wie sich schwierige Stücke ganz einfach mit einem Finger spielen lassen.

Nichtsdestotrotz glänzte Fischer mit beeindruckender Virtuosität und verblüffender Improvisationskunst, wenn er das in den Bord-Bars meistgespielte Stück eines Abends – "New York, New York" immer wieder neu anklingen ließ, sodass die Gäste nicht merkten, dass sie das schon mehrmals hörten. "60 Mal pro Abend mal Tausende Kreuzfahrtschiffe, die unterwegs sind – das geht ungefiltert ins Meer." Sagte es und stimmte mit urkomisch-schwerfälligen Gesten einen Sinatra-geprägten Walgesang an.

Eine Anekdote reihte sich an die nächste. Manch wissender Lacher im bestens aufgelegten Publikum bewies, dass sich da der ein oder andere Kreuzfahrtteilnehmer wiedererkannte. Beethovens Mondschein-Sonate auf Wunsch aus dem Kreuzfahrtpublikum kann zum Albtraum des Pianisten werden, wenn selbiges davor ein Sieben-Gänge-Menü genossen hat und zu der tragenden Musik synchron einschläft. Amüsant dagegen das Verlangen einer Dame: "Ich wünsch mir so sehr den ›Dritten Mann‹", während sie mit ihrem zweiten Mann da war. Schräg, mit einem Anflug von Karl Valentin, kam der Exkurs in Form einer kurzen ›Oper‹ zur Entstehung von Äquator- und Polartaufen daher.

Voller Körpereinsatz

Mit köstlichem Wortwitz, vollem Körpereinsatz und dramatischen Klavierläufen zauberte Fischer Wassergott Neptun, Meerjungfrau Arielle und ihre Schwester, den Fischprinzen und den Fliegenden Holländer auf die Bühne. Sein Ausflug ins Jazz-Genre, das Bar-Pianisten unbedingt draufhaben müssen, erntete spontanen Beifall. "Jeder Ton war falsch, aber keiner hat’s gemerkt", feixte Fischer. "Das kann man noch mit zwei Promille spielen, hat mir Paul Kuhn erzählt."

Auch in Schömberg darf das Publikum musikalische Wünsche äußern, die der Entertainer, der Fischer im besten Wortsinne ist, notierte, kommentierte, reflektierte und gleich mal anspielte. "Die Moldau" passe zur Flusskreuzfahrt, sinnierte er. Das deutsche Pendant dazu sei "Alle meine Entchen" – er bewies es am Klavier. Das Publikum hörte, wie verschiedene Meere klingen, ›A la Turka‹ verkehrt herum gespielt, ›Die kleine Nachtmusik‹ als Ruf für die Wiener Feuerwehr zu Mozarts Zeiten oder ›As time goes by‹ im Walzertakt.

Als Finale furioso die ganzen Publikumswünsche auf einmal in einer weiteren Demonstration exzellenten pianistischen Könnens. Der Star des Abends hat sein Publikum nach seinem ersten Auftritt 2015 erneut verzaubert. "Das war etwas ganz Anderes als letztes Mal, das war toll!", befand eine Besucherin, die auch das Polit-Kabarett der jüngsten Kaffeegässle-Veranstaltung besucht hatte und Stammgast ist in der Schwimmbad-Bühne.