Die Akten sind zu, der Fall Sprenger zunächst einmal abgeschlossen. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Schömberger bewerten Strafmaß gegen Bürgermeister Sprenger als viel zu hoch / "Gesamtsituation nicht berücksichtigt"

Von Bernd Visel Schömberg. Auf Verwunderung und Unverständnis ist bei vielen Schömbergern das Urteil gegen Bürgermeister Karl-Josef Sprenger gestoßen. Das Strafmaß, so der Tenor, sei viel zu hoch ausgefallen.

Mehr als 20 interessierte Bürger, darunter auch Stadträte, ehemalige Bürgervertreter, und Mitglieder der Stadtkapelle, haben regelmäßig die Verhandlungen vor dem Balinger Amtsgericht mitverfolgt.

Darunter auch die langjährige Stadträtin Rose Trettin, die selbst auch als Zeugin aussagte. "Beschämend und nicht angemessen" nennt sie das Urteil sieben Monate Freiheitsstrafe und 6000 Euro Geldstrafe. "Das beschäftigt mich, auch die Frage, ob Herr Sprenger in Berufung gehen wird", sagte sie gestern gegenüber unserer Zeitung. "Eigentlich habe ich gedacht, dass es einen Freispruch geben wird."

Der einzige Fehler, den Sprenger gemacht habe, sei gewesen, sich von der Stadtkapelle erpressen zu lassen. Auch sie selbst habe sich von den Musikern unter Druck gesetzt gefühlt, habe ihre Meinung aber nicht geändert.

"Das Urteil ist nicht in Ordnung", sagt Gerhard Sehburger. Staatsanwaltschaft und Gericht hätten nicht genügend gewürdigt, dass Sprenger nicht der alleinige Entscheidungsträger gewesen sei, sondern, dass es da noch den Gemeinderat gegeben hat.

Auch die Aussage der Richterin, Sprenger habe sich selbst nicht bereichert, sei in ihrem Urteil zu wenig berücksichtigt worden. Sehburger: "Sieben Monate und 6000 Euro Geldstrafe: das ist gnadenlos und absolut unfair." So könne er sich gut vorstellen, dass Sprenger und seine Anwälte weitere Schritte unternehmen werden.

"Mit großer Enttäuschung" reagierte Stadträtin Veronika Kugele auf das Urteil des Amtsgerichts. "Dieses ist ungerecht, denn die Richterin ist zu wenig auf die entlastenden Zeugenaussagen eingegangen." Dagegen seien die Darlegungen der Staatsanwaltschaft zu stark gewürdigt worden. "Das Strafmaß ist viel zu hoch." In Sachen Berufung gebe es natürlich ein großes Fragezeichen: "Es kommt halt vor allem auf den Richter an."

Auch Sascha Ströbel, Stadtrat und aktives Mitglied der Stadtkapelle, kann das Urteil nicht nachvollziehen. Angesichts der Gemengenlage sei dieses "viel zu hoch".

So ist er der Meinung, Staatsanwalt und Richterin hätten die Gesamtproblematik, die sich über Jahre hingezogen habe, zu wenig gewürdigt. Auch stimme nicht, dass sich der Gemeinderat damit kaum befasst habe: "Ich selbst habe zahlreiche Gespräche mit beiden Seiten geführt und habe versucht zu vermitteln." Ströbels Fazit: "Das Gericht hat die vielschichtige Situation zu einseitig betrachtet."

u  Zollernalb-Bote