Erstes Babykonzert mit klassischer Musik

Von Andrea Fisel

Schömberg. Babykonzerte mit klassischer Musik in Berlin, vielleicht auch noch in Stuttgart, das gibt es seit geraumer Zeit. Aber ein Babykonzert in der kleinen Gemeinde Schömberg?

"Ich wusste, dass in manchen Großstädten solche Konzerte für Babys stattfinden", antwortete Andrea Moczko aus Langenbrand auf die Frage, wie sie auf die Idee gekommen sei, hier in Schömberg eine solch ungewöhnliche Veranstaltung zu initiieren. Sie selbst habe eine eineinhalbjährige Tochter Elisa; mit der sie und Ehemann Martin gerne Musik hörten. "Und warum ein Babykonzert nicht auch in Schömberg?", hatte sie sich gefragt und die Organisation einfach selbst in die Hand genommen. Martin Hahn, Musiker aus Langenbrand und Mitglied der Badischen Philharmonie Pforzheim, hatte sofort seine Teilnahme zugesagt, Christina Lennhof, Leiterin der Touristik und Kur Schömberg, zeigte sich ebenfalls begeistert: "Die Idee passte wunderbar in unsere Reihe kinder.kultur.klub!"

So fand im Silbersaal des Kurhauses Schömberg das "1. Schömberger Babykonzert" mit klassischer Musik und einem Streicherquartett statt. Und wurde sofort ein Erfolg. "Ich kann mir vorstellen, dass es auch ein 2. Babykonzert geben wird", kündigte Lennhof spontan an, als der Besucherstrom gar nicht mehr abreißen wollte. Von überall her kamen Eltern oder Großeltern mit Babys und Kleinkindern: aus Schömberg und Umgebung, aus Calw und Enzklösterle, sogar aus Kleinsteinbach war eine Familie angereist. Kurzerhand wurden die Stuhlreihen entfernt sowie Decken und Kissen ausgebreitet, sodass alle auf dem Boden Platz finden konnten.

Valentina, sieben Monate alt aus Ostelsheim, kam angesichts der vielen Besucher aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Und als dann die Musik mit "Eine kleine Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart einsetzte und Misa Nakamoto (1. Geige), Sunyong Lee (2. Geige), Martin Hahn (Viola) und Doreen DaSilva (Cello) selbst für die kleinsten Zuhörer ihr Bestes gaben, da wurden die Kulleraugen von Valentina größer und größer.

Auch Tore aus Enzklösterle schien bei den ersten Klängen der Musik wie erstarrt. Doch schon nach wenigen Minuten galt das Interesse des 14 Monate alten Jungen mehr der technischen Ausstattung eines Konzertes: Welche Schrauben sind am Fuß des Flügels oder wie fest hält die Stuhllehne bei der 1. Geigerin? Doch just in dem Moment, als sich der Kleine eingehender mit dem kuriosen Ding befassen wollte, dass da unentwegt auf dem Streichinstrument hin und her sauste, erreichte ihn die Hand der Mutter. Das schien dem Knirps allerdings gar nicht zu gefallen und er tat dies auch lautstark kund.

Doch auch in der übrigen Babyrunde nahm das Brabbeln und Krabbeln zu, sodass zusehends Schnuller und Fläschchen zum Einsatz kamen; sogar gestillt wurde hie und da. Aber das war gerade das Besondere bei diesem Babykonzert: Da durfte während der Musik Unterhaltung und Begegnung stattfinden, da durfte auch am Ende eines Satzes geklatscht werden – was in einem herkömmlichen Klassikkonzert mit verächtlichen Blicken geahndet werden würde – und da ließen die Musiker spontan bei Haydns "Streichquartett A-Dur" eine Wiederholung weg, als sie die zunehmende Unruhe spürten. Oder sie änderten das Programm und spielten eine schwungvolle "Irische Volksweise", die Valentina sogar an der Hand ihres Vaters zum Tanzen animierte, so gut dies mit Schuhgröße 18 nun eben ging.

Auch Klein-Tore hüpfte voller Begeisterung im Rhythmus der Musik auf Mamas Beinen. Gegen Ende des Konzertes, als alle mit Zusammenpacken beschäftigt waren, nutzte er noch schnell die Gelegenheit zu einem Erkundungsgang durch den Saal – und landete direkt in den Armen der Cellistin, die ihre reine Freude an dem unerschrockenen Kerlchen hatte. War das heute aber auch ein Erlebnis für den kleinen Konzertbesucher: Musik vom Feinsten, viele Begegnungen, neueste technische Erkenntnisse und schließlich auch noch die Bekanntschaft mit einer leibhaftigen Musikerin aus dem fernen Amerika!