Die Schömberger Gemeinderäte mahnten eine Verbesserung des Angebots im öffentlichen Personennahverkehr an. Foto: Krokauer

Gemeinderat bringt Thema auf den Tisch. Stundentakt wird erst 2023 Realität. Mit Kommentar

Schömberg - Heftige Kritik hat es in der jüngsten Sitzung des Schömberger Gemeinderates an der Anbindung der Kommune an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gegeben.

Die Leiterin des Schömberger Hauptamtes, Lea Miene, stellte dem Gemeinderat die Situation dar. Sie machte deutlich, dass erst 2016 der neue Verkehrsplan verabschiedet worden sei. Sie teilte mit, dass nach Auffassung der Busunternehmen ein attraktives Angebot in den Ortsteilen außerhalb der Schulzeiten nicht darstellbar sei. Die Konzessionen seien erst vor Kurzem vergeben worden. Die stündliche Verfügbarkeit werde deshalb erst im Jahre 2023 abgeschlossen sein, bedauerte Miene.

Ausbau der Calwer Straße gefordert

Die Reaktionen im Gremium fielen entsprechend heftig aus. "Es wird immer schlimmer", sagte Gemeinderat Andreas Ehnis (CDU). Als Beispiel nannte er den Ortsteil Schwarzenberg, wo er Ortsvorsteher ist. Die Kinder, die jetzt die Realschule besuchten, hätten ihre Mittlere Reife, bevor sich etwas ändere. So müssten Schulkinder die Calwer Straße benutzen, um zur Landesstraße 343 und zu den Haltestellen an der Abzweigung Schwarzenberg/Oberlengenhardt zu gelangen. Auf der Calwer Straße sei eine Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde (km/h) erlaubt. Zudem habe die Strecke keinen Gehsteig. Wer nach Bad Liebenzell fahren wolle, müsse die Landesstraße überqueren. Dort seien 70 km/h zulässig. "In meinen Augen ist das ein Krampf", so Ehnis wütend. Nach Pforzheim sei die Situation ganz anders, sagte er. In diesem Zusammenhang befürwortete Ehnis den schnellstmöglichen Ausbau der Calwer Straße in Schwarzenberg. Notfalls müssten Besitzer von Privatgrund enteignet werden.

Gemeinderätin Elfriede Mösle-Reisch (SPD) übte ebenfalls heftige Kritik am ÖPNV-Angebot. In den Ortsteilen habe sich die Situation sogar verschlechtert. Sie wies darauf hin, dass auch die Patienten der Kliniken auf den ÖPNV angewiesen seien. Bei der Verbindung nach Pforzheim könnten die Fahrgäste hingegen Konus nicht nutzen. Konus steht für die kostenlose Nutzung des ÖPNV für Schwarzwaldurlauber. Dabei habe Schömberg immerhin 8000 Einwohner, klagte Mösle-Reisch.

Für CDU-Fraktionschef Joachim Zillinger ist klar, dass hier "ganz dicke Bretter" gebohrt werden müssten. Der Tourist werde noch in zehn Jahren mit dem Auto anreisen und die Schüler gingen nach Pforzheim, wenn sich nichts ändere, fürchtet Zillinger. Er appellierte an den Schömberger Vertreter im Kreistag, Wolfgang Klasen (SPD), sich für Verbesserungen einzusetzen. Darum bat auch Bürgermeister Matthias Leyn. "Ich kann nachhaken", antwortete Klasen.

Kommentar

Aufpassen!

Von Wolfgang Krokauer

Der Einsatz von Landrat Helmut Riegger für den Bau der Hermann-Hesse-Bahn mag ja bewundernswert sein. Doch er muss aufpassen, dass der Landkreis Calw nicht an seinen Rändern ausfranst. Genauso wichtig wie eine Hermann-Hesse-Bahn sind gute Busverbindungen auf dem flachen Land. Sonst darf sich der Landrat nicht wundern, wenn zum Beispiel in Schömberg die Rufe nach einem Wechsel vom Landkreis Calw zum Enzkreis immer lauter werden.

Der Ort hat immerhin 8000 Einwohner, ein Berufsförderungswerk und einige Kliniken. Und wenn von Schömberg die Verbindungen nach Pforzheim wesentlich besser sind als nach Calw, dann spüren das die weiterführenden Schulen in der Hermann-Hesse-Stadt und letztendlich auch die Wirtschaft. Jeder, der sich abseits der Ballungsgebiete niederlassen will, wird darüber noch gründlicher nachdenken als bisher.