Hat trotz seiner langen Krankheit seinen Optimismus nicht verloren: Der 26-jährige Schörzinger Thomas Zweigart hofft auf eine Spenderniere. Foto: Ungureanu

Thomas Zweigart muss dreimal pro Woche zur Blutwäsche. Größter Wunsch des 26-Jährigen: normales Leben.

Schömberg-Schörzingen - Wenn andere einem Hobby nachgehen oder im Schwimmbad abhängen, muss Thomas Zweigart sich für viereinhalb Stunden an den Dialyseapparat hängen lassen: Seine Nieren haben versagt, und die Warteliste für eine Spenderniere ist lang.

Dreimal in der Woche müsse er nach Villingen zur Blutwäsche fahren: "Ich bin abhängig von der Maschine", sagt er. "Und trinken darf ich höchstens einen Liter Flüssigkeit am Tag, denn ich habe keine Ausscheidungen mehr – außer durch den Schweiß." Vor allem an heißen Tagen sei es ein Problem, wenn man nur so wenig trinken dürfe.

Er ist mit einem Defekt an den Harnleitern zur Welt gekommen, die Nieren sind immer weiter geschrumpft. "Mit elf habe ich die erste Spenderniere bekommen, von meiner Mutter", sagt der 26-jährige Schörzinger. "Sie hat acht Jahre gehalten, danach war ich ein Jahr an dMer Dialyse."

Die zweite Spenderniere bekam er von seinem Vater, als er 20 war. Es gab Komplikationen, kam zu einer Blutvergiftung. Nach viereinhalb Jahren versagte das Organ komplett: "Seit Dezember 2015 bin ich wieder an der Dialyse."

Eigentlich sei er ein fröhlicher und optimistischer Mensch, sagt er. Von seiner Krankheitsgeschichte lässt er sich nicht unterkriegen. Er engagiert sich im Schörzinger Musikverein, studiert in Ebingen Wirtschaftsingenieurwesen. "Ich bringe alles unter einen Hut, aber manchmal ist es schon anstrengend und kompliziert."

Die durchschnittliche Wartezeit für eine Spenderniere betrage acht bis neun Jahre, weiß er. Anders als zum Beispiel in Portugal, wo Organspende-Ausweispflicht bestehe und man höchstens zwei Jahre warten müsse. In Deutschland, sagt Zweigart, seien die Menschen nicht genügend aufgeklärt. Manch einer habe anscheinend immer noch Angst, dass man ihm ein Organ entnehmen könnte, obwohl er noch nicht richtig hirntot sei.

Aber es könne in seinem Fall auch ganz anders kommen: "Wenn man Glück hat, kann man auch schon früher drankommen. Wenn alle, die in der Liste über einem stehen, nicht passen."

"Passen" bedeutet, dass die Blutgruppe und die Antikörper stimmen müssen. "Es muss kein genetischer Zwilling sein wie bei einer Knochenmarkspende." Anders als bei einer Stammzellenspende, die anonym abläuft, müsse es im Fall einer Lebendspende – so sieht es das Gesetz vor – eine "emotionale Bindung" zwischen Spender und Empfänger geben, erklärt er.

Die Spenderorgane – etwa von Unfallopfern – würden europaweit von Eurotransplant verwaltet, weiß er. Wenn eine passende Spenderniere da sei, müsse er nach Stuttgart ins Transplantationszentrum, wo sie ihm eingepflanzt werde: "Danach muss ich mein Leben lang Immunsuppressiva schlucken, damit mein Körper sie nicht abstößt." Unter anderem dürfe er nicht übermäßig Alkohol trinken.

Schön wäre es, wenn es auch in Deutschland eine Organspende-Ausweispflicht geben würde, sagt Thomas Zweigart. Und eine Datenbank wie bei der DKMS. Aber bis dorthin gebe es noch einige Hürden zu nehmen und Überzeugungsarbeit zu leisten. "Eigentlich wünsche ich mir nur ein ganz normales Leben", sagt er. "So uneingeschränkt wie möglich zu sein. Wie meine Studienkollegen und meine Vereinskameraden auch."