Restaurator Martin Holzinger bei der Arbeit: Mit feinen Pinselstrichen frischt er die Wandmalereien von Konrad Albert Koch im Neuhaus auf. Foto: Visel

"Mit großer Demut vor dem Original": Martin Holzinger restauriert Burgenmalereien von Konrad Albert Koch.

Schömberg-Schörzingen - "Ich bin überrascht, wie klar und hell die Gemälde herausgekommen sind", sagt Neuhaus-Eignerin Gisela Koch. Noch ist der Tübinger Restaurator Martin Holzinger nicht fertig, aber die Burgenmalereien im ehemaligen Schankraum leuchten bereits wieder in den Originalfarben.

Und das ist noch nicht alles. Der 56-Jährige hat mit seiner Frau Anja Brodbeck-Holzinger und seinem Mitarbeiter Karl Schweikert viele Details der Wandmalereien von Konrad Albert Koch wieder zu Tage treten lassen, die zuvor nicht mehr zu sehen gewesen waren: etwa einen Jäger vor der Burg Harthausen/Lichtenegg sowie Vögel: Eulen und einen Pirol.

Für Holzinger ist Konrad Albert Koch gleich in dreifacher Hinsicht interessant: als Kunstmaler, Restaurator und Burgenforscher. Zum ersten Mal war er 2007 im Neuhaus tätig, um eine erste Notsicherung der Wandmalereien vorzunehmen. "Die Schäden waren durch starke statische Belastung der wandmalereitragenden Wand entstanden. Ein Konzept zum Auffangen dieser Kräfte unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Ölschiefergrunds als Baugrund musste erstellt und umgesetzt werden", sagt Holzinger.

Seit November 2016 ist er wieder am Werk. Auftraggeberin ist Gisela Koch, die gesamte Arbeit ist mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt und und wird schriftlich, zeichnerisch und fotografisch dokumentiert. Auch welche Farben und sonstige Materialien zum Einsatz kommen, wird festgehalten.

"Wir wollen, dass die nachfolgende Berufsgeneration genau weiß, wie wir gearbeitet haben." Und weiter: "Alle unsere Retuschen können auch wieder rückgängig gemacht werden." Die Restaurierung sei wie ein Staffellauf: "Wir können nicht für alle Zeit konservieren."

An den Werken von Koch wurde mehrfach Hand angelegt, zuletzt in den 1980er-Jahren durch einen Restaurator sowie einen örtlichen Maler. "Da ist über die Zeit auch ein bisschen was zerstört oder hinzugefügt worden." So etwa dickere Pinselstriche als Konturen um Details – etwa beim Bildnis eines württembergischen Herzogs: "Das hat Koch nicht gemacht."

"Bilder teilweise selbst übermalt"

Eine Besonderheit aber ist, dass Koch seine Werke teilweise selbst übermalt hat – so etwa die Burg Hohenneuffen mit der Schalksburg. "Er hat mehrmals an den Burgenbildern im Neuhaus gearbeitet", betont Holzinger und zeigt auf die Jahreszahlen 1903 und 1932.

Im Übrigen seien die Bilder in unterschiedlichen Qualitäten erhalten. Einige Bildszenen hätten stark gelitten, sodass Details durch Altkittungen und nachgedunkelte Altretuschen nicht mehr ablesbar sind. "Diese werden, wenn möglich, wieder hervorgeholt. Wir erfinden aber nix Neues hinzu, so dass der alte Bestand erhalten bleibt." Der Tübinger Restaurator geht mit "Demut vor dem Original" sowie mit großer Achtung vor der hohen Qualität der Werke an die Arbeit: "Wir greifen daher auch nicht in die Bildmotive ein."

Zunächst hieß es mit dem Skalpell kleine Proben vom Malgrund und der Malschicht zu entnehmen und im Labor auszuwerten. Dabei, so Holzinger, habe sich gezeigt, "dass nicht nur Nikotin und Schmutz, sondern ein verbräunter Kunstharzüberzug mit Schadenspotenzial auf der Malerei auflag".

Nachdem dieser abgenommen wurde und die Bilder gereinigt worden waren, kamen zahlreiche Details wie Vögel und andere Tiere zum Vorschein. Die Werke wurden mit einem regenerierenden Zwischenfirnis überzogen, der die ölhaltige Malerei nährt. Ausgebessert werden Kochs Werke nun mit harzhaltigen italienischen Restaurierungsfarben.

Bei den Malereien auf der Rückwand des Schankraums, die beschädigt wurden, weil sich die Wand gesetzt hatte, werden die gestauchten Schadstellen auch weiterhin sichtbar bleiben. Sie wurden zwar mit Injektionsmörtel stabilisiert, "die Ausbuchtungen mit Berg und Tal aber bleiben wie sie sind". Holzinger: "Wir können den Zahn der Zeit nicht ungeschehen machen." Sind die Malereien dann vollends restauriert und ausgetrocknet, wird als letzter Arbeitsschritt ein Schlussfirnis aufgebracht.

Wie geht es nach der Restaurierung der Gemälde weiter? Gisela Koch verweist auf ein Treffen des Förderkreises, bei dem es darum gehen wird, wie der Schankraum im Neuhaus wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Interesse an der Arbeit ihres Großonkels bestehe, das mache die Zahl der verkauften Bücher von Peter Wagner deutlich. Dieser sei bereits mit einem zweiten Buch über den Burgenmaler befasst.