André Angele fährt die Kinder zu jedem Training zur Schömberger Sporthalle. Fotos: Werthenbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Zwölf Flüchtlingskinder vom Vaihinger Hof spielen bei den Handballern der TG Schömberg mit / Vorfreude auf Training

Die Handball-Jugendabteilung der TG Schömberg hat enormen Zuwachs bekommen: Zwölf Flüchtlingskinder mischen in verschiedenen Altersklassen auf der Platte mit. André Angele hat dazu beigetragen.

Schömberg. Seit September kommt wöchentlich ein weißer Kleinbus voller strahlender Kinder an der Schömberger Sporthalle an. Die Musik ist aufgedreht, alle freuen sich auf das anstehende Training.

In der Halle geht es gleich los: Sportschuhe an und ab auf die Platte zu der Mannschaft, in die sie Trainer Johannes Reiner schickt.

Als André Angele vor mehr als einem Jahr erfuhr, dass am Vaihinger Hof (Landkreis Rottweil) eine Unterkunft für 70 Flüchtlinge eingerichtet werden soll, habe er sich sofort zu einem ehrenamtlichen Engagement entschieden. "Von den 70 Menschen sind ungefähr 50 Kinder, die meist nur mit ihrer Mutter dort leben", sagt der Realschullehrer. Die meisten Väter seien entweder tot oder verschwunden.

Er habe festgestellt, sagt Angele, dass vor Ort keine Vereinsstrukturen vorhanden seien und kaum Integrationsarbeit möglich sei: "Die Flüchtlinge sind dort unter sich und unterhalten sich natürlich nur auf ihrer Muttersprache."

Angele ist es ein Anliegen gewesen, die Kinder zumindest zeitweise aus dieser Massenunterkunft herauszuholen und sie am Leben "draußen" teilhaben zu lassen. Zunächst habe er sich um ihre Betreuung gekümmert, auch mit ihnen Deutsch gelernt. "Und irgendwann habe ich begonnen, bei den Vereinen herumzufragen", erzählt er.

Einige Jungs seien bereits bei Fußballvereinen untergekommen. Aber nicht alle Kinder hatten Lust auf Fußball, sodass er auch bei den Handballern der TG Schömberg nachfragte: "Die waren sofort bereit, mehrere Kinder aufzunehmen."

Seither ist er der Fahrer für die kleinen Sportler, die allesamt aus dem Irak stammen: Mit einem vom Landratsamt in Rottweil zur Verfügung gestellten Kleinbus holt Angele die Kinder am Vaihinger Hof ab, bringt sie zum Training in die Schömberger Sporthalle und fährt sie anschließend wieder zurück. In der E-Jugend trainieren derzeit sechs Kinder zwischen neun und elf Jahren mit.

Da sie sich dem Verein erst anschlossen, nachdem schon eine Mannschaft für die aktuelle Saison gemeldet worden war, sind sie momentan nicht spielberechtigt.

"Wir gucken, wie sich die Sache entwickelt", sagt Trainer Reiner und verspricht zu prüfen, ob sie für nächste Saison zwei Mannschaften anmelden könnten, um mehr Kinder in den Spielen einzusetzen. Charakterliche und sportliche Entwicklungen könne er bei allen Kindern feststellen – "beim einen mehr, beim anderen weniger natürlich." Klar sei auch, dass es ab und zu noch sprachliche Probleme gebe – insgesamt sei er aber zufrieden. Auch Berührungsängste habe es von Beginn an auf beiden Seiten nicht gegeben. "Ein großes Fest" waren laut Angele die ersten Erfolgserlebnisse zweier älterer Mädchen, die schon mitspielen dürfen: Über ihre ersten Tore hätten sich alle riesig gefreut. Angele berichtet, dass das wöchentliche Training ein Höhepunkt für die Kinder sei: "Wenn das mal ausfällt, ist Land unter angesagt." Darüber hinaus sei es schön zu sehen, wie groß die Bereitschaft jedes einzelnen Kindes sei, Deutsch zu lernen und für immer hier zu bleiben.