Norbert Graf, ein Pfarrer, Seelsorger und Freund voller Leidenschaft, verlässt die Kanzel der evangelischen Kirchengemeinden Schwarzenberg und Bieselsberg. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzenberg und Bieselsberg nehmen Abschied von Norbert Graf / Große Liebe zum Fußball / Glaubenskurse

Von Andrea Fisel

Schömberg-Schwarzenberg-Bieselsberg. "Wer neue Horizonte entdecken will, muss bereit sein, alte Ufer zu verlassen", sagt Norbert Graf. Dass sich der langjährige Gemeindepfarrer von Schwarzenberg und Bieselsberg nun aus freien Stücken entschlossen hat, Vertrautes hinter sich zu lassen und Neues zu wagen, begründet er in seinem Beruf, ja in seiner Berufung.

Er gehe nicht weg, weil er müsse oder nicht mehr wolle, sondern weil es dran sei, noch einmal eine neue Herausforderung zu suchen, schreibt der evangelische Pfarrer zum Abschied im Gemeindebrief. Dran sein, heißt für den überzeugten Christus-Nachfolger nicht, Abwechslung und Abenteuer zu suchen, sondern nach Gottes Willen zu handeln. "Glaube verändert sich, bricht auf, verlässt das Alte und strebt auf das Ziel zu, das Gott ihm zeigt", ist er zutiefst überzeugt.

Norbert Graf begann am 1. März 2004 seinen Pfarrdienst in den evangelischen Kirchengemeinden Schwarzenberg und Bieselsberg, zuerst noch als Pfarrer zur Anstellung, ab 2006 als ständiger Gemeindepfarrer. Neben der Gemeindearbeit engagierte er sich elf Jahre lang als Bezirksjugendpfarrer und Dekanstellvertreter sowie als gewähltes Mitglied im Kirchenbezirksausschuss. Seine besondere Befähigung im Umgang mit jungen Menschen brachte der Seelsorger nicht nur bei der Konfirmandenarbeit ein, sondern auch im Religionsunterricht, den er seit 2004 an der Ludwig-Uhland-Schule Schömberg erteilte. Dort war er auch für Aufbau und Begleitung der Schulseelsorge mitverantwortlich. Während seiner Zeit im Kirchenbezirk Neuenbürg organisierte und leitete Graf acht Jugendfreizeiten in Norwegen und Irland, die bei allen Beteiligten tiefgreifende Eindrücke hinterließen.

Bekannt und beliebt war der sportbegeisterte Theologe durch seine große Liebe zum Fußball, zu der er sich oft und gerne bekannte. In vielen Predigten nahm er auf aktuelle Sportereignisse Bezug oder brachte anschauliche Beispiele aus der Fußball-Praxis. Allen voran stand die Begeisterung für "seinen VfB Stuttgart". Eine Ansprache im Fan-Trikot, ein gemeinsamer Stadionbesuch mit Konfirmanden sowie seine persönliche Teilnahme bei Fußballturnieren stellten keine Seltenheit dar. Seine Mitgliedschaft im TSV Schwarzenberg und in der AH-Mannschaft bereitete nicht nur ihm, sondern vielen Mitspielern Freude.

Denn bei allen Tätigkeiten und Diensten stand sein Wunsch im Vordergrund, nahe bei den Menschen zu sein, mit ihnen auf Augenhöhe zu leben und einer von ihnen zu sein. Diese Überzeugung lebte er nicht nur allein, sondern mit seiner ganzen Familie, mit Ehefrau Sonja und den drei Töchtern im Alter zwischen acht und 15 Jahren, die sich ebenfalls vielfältig in der Gemeindearbeit einbrachten. Für alle da zu sein, Freud und Leid miteinander zu teilen, Glaube verständlich und erlebbar zu machen war ihm als Seelsorger, Ehemann und Vater ein Herzensanliegen. Neue Wege wollte er auch bei der Vermittlung von Glaubensinhalten gehen, beispielsweise durch die "Expedition zum Ich" oder Glaubenskurse für Konfirmandeneltern. Weitere Schwerpunkte lagen in Seelsorge, Sterbebegleitung und missionarischem Gemeindeaufbau.

"Die Zeit hier war wunderschön und ich gehe sehr dankbar von hier weg", bekannte Graf bei seinem Abschiedsgottesdienst im Vereinsheim Bieselsberg. Posaunenchor, Singteam, Gesangverein "Eintracht" und Chor "Wegweiser", Dekan, Kirchengemeinderäte und Vertreter von Gemeinde und Vereinen gaben der ganzen Pfarrfamilie Dankes- und Segensworte mit auf ihren Weg nach Wolfschlugen im Kirchenbezirk Nürtingen, wo Graf seinen Dienst voraussichtlich im September antritt. "Ich freue mich, wenn Kontakte und Brücken nicht abbrechen, denn wenn es stimmt, dass man zu seiner "ersten Liebe" eine ganz besondere Beziehung hat, dann bleiben wir auch aus der Distanz verbunden", versicherte der passionierte Gemeindehirte seiner zurückbleibenden Herde.