Das Zementwerk in Dotternhausen könnte künftig Nahwärme für das Schömberger Netz liefern. Foto: Visel

Dotternhausener Zementwerk mögliche Energiequelle für Schömberger Netz. Stadträte blicken in ungewisse Zukunft.

Schömberg - In Schömberg werden jährlich rund vier Mio. Liter Heizöl verbrannt. Ein mit erneuerbaren Energiequellen gespeistes Nahwärmenetz könnte dabei helfen, von diesem Ressourcenverbrauch wegzukommen.

Die Rahmenbedingungen dafür wären gut, beschrieb Joachim Zacher vom Regionalverband Neckar-Alb. Er und drei Kollegen aus der Energieberatung stellte in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch Möglichkeiten dafür vor.

Das Land Baden-Württemberg gebe ambitionierte Einsparungsziele bei Energieverbrauch und Schadstoffausstoß vor, so Zacher. Auch Schömberg müsse in dem Bereich etwas tun. Bislang fallen für die mehr als 1500 Gebäude in der Gesamtstadt pro Jahr rund 2,5 Mio. Euro Kosten für Heizöl an.

Da es in der Stadt kein Erdgasnetz als billigere Konkurrenz gibt, sei Nahwärme eine Möglichkeit – und auch, weil die Bebauung relativ eng ist, was kurze Leitungswege bedeutet. Ein solches Netz ließe sich aus unterschiedlichen Quellen speisen – nicht zuletzt industrieller Abwärme. Davon gibt es in unmittelbarer Nähe jede Menge: Das Holcim-Zementwerk in Dotternhausen erzeugt laut Zacher jährlich 70 Gigawattstunden Energie.

Wie diese Energie von Dotternhausen nach Schömberg kommen würde? "Mobile Wärme" könnte eine Lösung dafür sein: Isolierte, ölgefüllte Tanks könnten auf der Schiene transportiert und die in ihnen gespeicherte Energie in unterirdische Wasserbecken gespeist werden – Holcim-Züge würden ohnehin mehrfach in der Woche in Schömberg halten. In der Nähe des Güterbahnhofs müsste eine "Wärmezentrale" gebaut werden, von der aus die angeschlossenen Gebäude versorgt werden.

Stadtrat Sascha Ströbel gab indes zu bedenken, damit mache man sich von einem einzelnen, großen Erzeuger abhängig: "Was, wenn das Zementwerk in 20 Jahren schließt?" Helmut Böhnisch, Referent des Kompetenzzentrums Nahwärmenetz, stimmte zu: Das müsse man bereits bei der Planung des Netzes berücksichtigen – und eine zweite oder dritte Energiequelle als Alternative haben.

Beispielsweise Solarthermie, die Thomas Pauschinger vom Forschungsinstitut Solites den Bürgervertretern vorstellte. Dabei wird Wärme mithilfe von Sonnenkollektoren erzeugt. Das ist eine 100-prozentig erneuerbare und schadstofffreie Energiequelle, benötigt aber große Flächen. "Die zentrale Frage ist: Will die Kommune das?", unterstrich Pauschinger.

Für Solarthermie, aber auch generell die Nahwärmeversorgung, gilt aus Sicht der Referenten: Die Bürger müssten frühzeitig befragt und vom Nutzen solcher Pläne überzeugt werden. "Es darf keine Schnellschüsse geben, sondern bedarf einer strukturierten Beratung", betonte Joachim Zacher.

Es geht nicht zuletzt um die Frage, an welchem Standort welche Teile der Anlage errichtet werden, wie sich das mit dem Landschaftsschutz vereinbaren lässt und wer bereit ist, als Kunde sein Gebäude ans Netz anschließen zu lassen.

Blieb noch die Frage nach den Kosten: Eine Befragung der Bürger vor Erstellung eines Schömberger Nahwärmekonzepts ist aus Sicht des Kreis-Energieberaters Jochen Schäfenacker "ein geringes Invest". Etwas teurer wird dann das eigentliche Konzept: 8 000 bis 10.000 Euro nach Abzug zu erwartender Landesfördermittel.

Diese Investition will die Stadt Schömberg mit Gemeinderatsbeschluss tätigen. Denn, wie Bürgermeister Karl-Josef Sprenger festhielt: "Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind Themen, an denen wir dranbleiben müssen."