Lehrer André Angele (hinten, links) und die Neunt- und Zehntklässler der Realschule interviewen im Ethikunterricht Torsten Broß (hinten, rechts) und Marcel Schätzlein-Broß (daneben) in der "Ölmühle" über ihre gleichgeschlechtliche Ehe. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Schömberger Realschüler besuchen in Ethikstunde das Gastronomenpaar Torsten Broß und Marcel Schätzlein-Broß

Im Ethikunterricht haben Schüler der Klassen 9 und 10 der Schömberger Realschule das gleichgeschlechtliche Ehepaar Torsten Broß und Marcel-Schätzlein-Broß in der "Ölmühle" besucht und mit Fragen gelöchert.

Schömberg. Lehrer André Angele hatte Kontakt mit den beiden aufgenommen und angefragt, ob sie bereit seien, den Schülern Rede und Antwort zu stehen. Broß und Schätzlein-Broß hatten nichts dagegen.

Die Schüler bereiteten sich im Ethikunterricht auf ihren Besuch in der "Ölmühle" vor und formulierten Fragen. So wollten die Schüler wissen, wann die beiden gemerkt hätten, dass sie homosexuell sind. Broß: "Mit 33 Jahren". Marcel Schätzlein-Broß sagte, mit 14 Jahren, mit 16 habe er sich geoutet. "Da braucht man eine gewisse Zeit." Beide hatten auch Freundinnen, aber "das gewisse Etwas hat gefehlt", sagten sie.

Die Schulzeit sei teilweise "sehr schwer" gewesen, gab Schätzlein-Broß zu. Er sei gemobbt worden. Dies habe sich erst nach einem Schulwechsel geändert. Nach dem Outing, betonten die beiden übereinstimmend, lebe man viel freier als zuvor.

Die Schüler wollten überdies wissen, wie sich ihre Freunde und die Familienangehörigen verhalten haben, als diese von ihrer Homosexualität erfahren haben. "Ich bin von allen Seiten unterstützt worden", erklärte Marcel Schätzlein-Broß. Etwas schwieriger sei es bei ihm gewesen, fügte Broß an. Inzwischen aber würden sie von allen ermutigt.

Kennengelernt haben sich die beiden 2007 in einer Balinger Diskothek. Sie haben, wie berichtet, am 10. Oktober standesamtlich geheiratet. Noch kein Thema sei für sie die Adoption eines Kindes, die seit 1. Oktober möglich ist, gaben sie den Schülern offen Auskunft. Broß betonte, er und sein Partner fühlten sich als Vorreiter in der Region, weil sie sich zu ihrer Homosexualität offen bekennen. "Das ist in einer Großstadt natürlich ganz was anderes und viel einfacher."

Mit ihrer Haltung, sagen die beiden, "wollen wir auch anderen helfen und diese ermutigen, offen mit ihren Gefühlen und ihrer Liebe umzugehen". Das Paar appellierte an die Schüler, Homosexuelle gleich zu behandeln wie Heterosexuelle: "Die gleichgeschlechtliche Liebe ist ebenso eine Herzenssache wie die Liebe zwischen Mann und Frau."

Am Ende der laut Angele "wohl einzigartigen Schulstunde, die den Schülern lange in Erinnerung bleiben wird", stand für die Gastronomen und den Lehrer fest, dass Treffen wie dieses viel dazu beitragen können, "Vorurteile, die es in der Gesellschaft noch gibt, abzubauen".