"The Gregorian Voices" zauberten in die katholische Kirche Schömberg eine ergreifend-mystische Atmosphäre. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Uralte Kirchenmusik in ihrer schönsten Form / "The Gregorian Voices" begeistern / Gesang erzeugt mystische Stimmung

Von Andrea Fisel

Schömberg. Der Gregorianische Choral soll in der Liturgie eines Gottesdienstes den ersten Platz einnehmen. So jedenfalls empfiehlt es das Zweite Vatikanische Konzil aus dem Jahre 1963 in Bezug auf die heilige Liturgie der römisch-katholischen Kirche.

Unter Gregorianischem Choral (cantus gregorianus) wird der einstimmige, vom Ursprung her unbegleitete liturgische Gesang der römisch-katholischen Kirche in lateinischer Sprache verstanden. Er soll als Vorbild für alle später entstandene Kirchenmusik gedient haben. Ihre Bezeichnung erhielten diese Gesänge aufgrund einer im Jahre 875 verfassten Kirchenschrift "Vita Gregorii", die besagt, der gesegnete Papst Gregor der Große sei der Urheber dieser vom Heiligen Geist eingegebenen Musik. Spätere Kirchenhistoriker und Musikwissenschaftler widerlegen jedoch diese Behauptung.

Auch wenn es über Entstehung und Bedeutung des Gregorianischen Chorals keine absolute Klarheit gibt, fest steht zweifellos: "The Gregorian Voices" tragen ihre Bezeichnung "The Masters Of Gregorian Chants" (Die Meister der Gregorianischen Gesänge) zu Recht. Denn was die acht bulgarischen Sänger bei ihrem Konzert in der katholischen Kirche Schömberg boten, kann nur mit dem Prädikat "hervorragend" belegt werden.

Allein die Atmosphäre in dem voll besetzten Gotteshaus rückte die Bedeutung dieser einzigartigen Gesangsdarbietung ins rechte Licht: Der Raum mit den Besuchern war in völlige Dunkelheit gehüllt, lediglich der Chorraum war in ein spärliches, hell-violettes Licht getaucht, sodass selbst die in schlichte, dunkle Mönchskutten gekleideten, im Halbkreis um den Altar stehenden Sänger nur schemenhaft zu erkennen waren. Die volle Konzentration der Zuhörer galt nur noch dem Gesang, den Stimmen, der Musik.

Ob nun klassische gregorianische Choräle der christlich-mittelalterlichen Mönchsorden wie "Agnus Dei" oder "Sanctus" unisono und auf lateinisch gesungen wurden, Stücke aus der orthodoxen Kirchenmusik, beispielsweise "Cantate Dominum", mehrstimmig erklangen oder nach einer kurzen Pause Klassiker aus dem Popgenre wie "Sound Of Silence" oder "Hallelujah" an der Reihe waren, der Chorgesang zeugte von faszinierendem Stimmvolumen und eindrucksvoller Professionalität, aber auch von tiefer Gläubigkeit und überzeugender Authentizität.

Sicherlich empfand dies auch derjenige, zu dessen Ehre dieses Konzert gegeben wurde und der in der Gestalt des Gekreuzigten über dem Altar wachte. Doch vermutlich störte er sich ebenso wie so mancher Zuhörer an dem nach jedem Liedvortrag einsetzenden Beifall, der zwar verdient, jedoch für ein ungestörtes, spirituelles Erleben dieser andachtsvollen Feier in keiner Weise dienlich war. Umso mehr dürfte sich der Sohn Gottes über die minutenlangen stehenden Ovationen am Ende des Konzertes gefreut haben.