Vor dem Mahnmal im Eckerwald gedachten die Festgäste der Befreiung der . Fotos: Seeburger Foto: Schwarzwälder-Bote

"Initiative Eckerwald" gedenkt Befreiung der "Wüste"-Konzentrationslager / Grußworte stimmen nachdenklich

Von Siegfried Seeburger

Schömberg-Schörzingen. Zahlreiche Besucher folgten der Einladung der "Initiative Eckerwald" zur Gedenkfeier auf dem Ruinengelände des ehemaligen Ölschieferwerks "Wüste-10".Es sind die sichtbaren, grausigen Relikte des Dritten Reichs, die als Zeugen dafür stehen, wie die NS-Kriegswirtschaft versuchte, aus dem Schiefer Öl zu gewinnen. Vor der von Siegfried Haas geschaffenen Bronzeplastik des niedergedrückten, geschundenen und gefesselten Häftlings wird der zahlreichen Opfer gedacht und an die Befreiung der "Wüste"- Lager erinnert.

Gerhard Lempp von der Initiative begrüßte dazu Gäste aus Polen, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden und aus Norwegen. Mit den Jahren werden die Überlebenden der "Wüste"-Lager aus Altersgründen immer weniger. Doch halten Angehörige, Freunde und Verwandte der Opfer die Erinnerung wach und zeigen, dass die schrecklichen Geschehnisse auch bei ihnen tief verwurzelt sind.

Die diesjährige Gedenkveranstaltung stand unter dem Leitwort "Das Eintreten für Menschenrechte braucht Erinnerung". Dass diese Aussage, in der heutigen Zeit zu unterstreichen ist, verdeutlichte die Gästeliste: Neben der Ministerin im Staatsministerium von Baden-Württemberg, Silke Krebs, waren der Europaabgeordnete Michael Theurer, die Landtagsabgeordneten Günther-Martin Pauli und Stefan Teufel, der Rottweiler Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Oberbürgermeister Ralf Broß aus Rottweil, Schömbergs Bürgermeister Karl-Josef Sprenger, Schörzingens Ortsvorsteher Josef Rissler sowie Vertreter des Katholischen Dekanats Balingen und des Kulturbereichs anwesend.

Nachdenklich stimmten die Grußworte der Gäste aus dem Ausland. Denn sie erzählten persönliche Schicksale ehemaliger KZ-Häftlinge oder die durchlebten Ängste und Leiden der im Ungewissen lebenden Angehörigen.

Zu Herzen gingen insbesondere die Grußworte der neunjährigen Cassiel Boucinka aus Frankreich, der Enkelin des inzwischen verstorbenen, ehemaligen KZ-Häftlings Serge Lampin. Und die Worte des wohl ältesten, aus Polen stammenden Überlebenden ließen das frühere Leiden, die durchlebten Ängste und die tiefen Demütigungen in den Konzentrationslagern deutlich erahnen.

Staatsministerin Silke Krebs betonte in ihrer Rede, dass Menschenrechte und Menschenwürde zu jedem Zeitpunkt und immer wieder bewusst eingefordert und verteidigt werden müssen. "Hier bei uns, in Europa und in Deutschland, gibt es nach wie vor Kräfte, die die Demokratie bekämpfen und unsere gemeinsamen Werte bedrohen. Der Rechtsextremismus, die Neonazi-Szene, das sind keine Randerscheinungen." Die Gedenkstätte eröffne besonders jungen Menschen Wege, um sich dem früheren grausamen Geschehen durch Dokumentation, Kunst und pädagogische Rahmenbedingungen zu näheren.

Die Staatsministerin bedankte sich bei der Initiative Eckerwald für den unermüdlichen Einsatz und das Durchhaltevermögen bei ihrer oft schwierigen Arbeit. "Was hier geschieht, hat bereits vieles verändert."

Europa sei das Vorbild für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, hob der Europa-Abgeordnete Michael Theurer hervor. Gerade eine menschenwürdige, weitsichtige Entwicklung brauche die Erinnerung als Hilfe, um nach vorne zu gehen. Dazu gehöre auch eine Erinnerungskultur, denn die Leiden der NS-Zeit dürften nicht einfach vergessen werden. Begleitet wurde die Gedenkfeier durch ein Musik- und Gesangsensemble der Zinsendorfschule Königsfeld.