Sie freuen sich über den Start der Werbekampagne zugunsten von Blaulichtorganisationen (von links): Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke, der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel, Rainer Zillinger, Kommandant der Feuerwehr Schömberg, die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken, Schömbergs Bürgermeister Matthias Leyn und Landrat Helmut Riegger. Foto: Krokauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Hängepartie um die "Neue Mitte" bedauert / Bürgermeister zieht beim Neujahrsempfang positive Zwischenbilanz

Bürgermeister Matthias Leyn sieht die Gemeinde Schömberg auf einem guten Weg. Das hat er Samstagabend beim Neujahrsempfang im Kurhaus deutlich gemacht.

Schömberg. Vor rund 350 Gästen, darunter EU-Kommissar Günther Oettinger, skizzierte Leyn die Entwicklung der Kommune. Er freute sich darüber, dass sich der Konsolidierungskurs auszeichne. So könne in diesem Jahr erstmals seit langer Zeit dem Vermögenshaushalt (Investitionen) mehr als eine Million Euro zugeführt werden. Der Bürgermeister ließ keinen Zweifel, dass die Gemeinde dieses Geld auch benötigt.

Als wichtigste Investition bezeichnete Leyn die Verbesserung der Breitbandversorgung. In den nächsten vier Jahren stelle die Gemeinde insgesamt 7,5 Millionen Euro für das schnelle Internet in allen Ortsteilen zur Verfügung. Er freute sich darüber, dass der Landkreis hier seine Unterstützung zugesagt habe. Auch der Bund stelle enorme Summen bereit, fügte Leyn hinzu. Wie notwendig diese Ausgaben sind, verdeutlichte der Schultes an einem Beispiel. So sei es nicht akzeptabel, wenn eine Onlineüberweisung nicht möglich sei, da der Prozess zu lange dauere und abgebrochen werde.

Darüber hinaus arbeite die Kommune im Bereich Umweltschutz und Abwasserbeseitigung Zug um Zug die gestellten Anforderungen ab, so Leyn. Außerdem müsse der Kindergarten in der Talstraße neu gebaut werden.

Leyn ging auch auf die Dauerbaustelle "Neue Mitte" ein. Er versicherte, dass niemand mit der derzeitigen Situation zufrieden sei. Der Rathauschef erinnerte daran, dass ein vertraglich festgelegter Fertigstellungstermin sowohl für das Einzelhandelsgebäude als auch für den Bereich des Wohnens bestehe. "Der Gemeinderat hat einstimmig den Beschluss gefasst, die bisherigen Vereinbarungen beizubehalten und an der Umsetzung dieser Planung festzuhalten", so Leyn. "Vorwürfe an Gemeinderäte oder an mich sind falsch und bringen uns auch nicht weiter."

Freude über Engagement der Bevölkerung

Begeistert zeigte sich Leyn von den Spaziergängen in den Ortsteilen im vergangenen Jahr, um ein Entwicklungskonzept für die Gemeinde auf die Beine zu stellen. Er freute sich über das Engagement der Bevölkerung.

Der Bürgermeister versprach, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um Schömberg als Tourismusgemeinde voranzubringen. Dafür sei eigens ein Arbeitsausschuss gegründet worden.

Im Blick hat Leyn auch den demografischen Wandel. "Wir arbeiten am Wohnformen im Alter", sagte der Rathauschef. Aber das brauche Zeit. Bauplätze seien ebenfalls notwendig, stellte der Bürgermeister klar. Alle Planungen müssten jedoch sorgsam überlegt werden, um Fehler so weit wie möglich zu vermeiden.

Bei allen Schwierigkeiten sieht Leyn Schömberg als eine attraktive Gemeinde. Dabei lobte er vor allem die "einzigartige Vereinsstruktur". Einer dieser Vereine ist der Heimat- und Geschichtsverein. Dessen Vorsitzender Dieter Wiedenmann stellte beim Neujahrsempfang den Heimatbrief für 2016 vor.

Eine Pflichtaufgabe der Gemeinde ist die Feuerwehr. Deren Kommandant Rainer Zillinger ließ beim Neujahrsempfang die Einsätze noch einmal Revue passieren. Stolz ist er darauf, dass im Durchschnitt nach einer Alarmierung nach drei Minuten und 40 Sekunden die Feuerwehrleute zum Einsatzort aufbrechen würden. 99 Prozent der 158 Feuerwehrleute verrichteten ihren Dienst freiwillig. Bei knapp 8100 Einwohnern in Schömberg komme ein Feuerwehrmann auf rund 50 Einwohner. In anderen Staaten wie den USA oder gar Griechenland sei das Verhältnis wesentlich schlechter.

Kampagne für Blaulichtorganisationen

35 Jungen und Mädchen seien in der Jugendfeuerwehr, so Zillinger. Er freute sich deshalb, dass auf Initiative des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke für alle Blaulichtorganisationen die Werbetrommel gerührt werden soll, um Nachwuchs zu gewinnen. Dazu gebe es eigens einen Werbeflyer.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Hans Joachim Fuchtel, sieht in Schömberg ein gewaltiges Potenzial. So würden im Berufsförderungswerk jedes Jahr 2000 Menschen eine Umschulung absolvieren. Sie alle lernten die Gemeinde automatisch kennen. Er erinnerte daran, dass er im vergangenen Jahr den indischen Botschafter in Deutschland nach Schömberg geholt habe. 2025 sei Indien in Sachen Bevölkerung das größte Land der Erde, so Fuchtel. Er lobte die Gastgeber in Schömberg, dass sie beim Botschafter einen guten Eindruck hinterlassen hätten. In diesem Zusammenhang dankte er namentlich Schömbergs Ehrenbürger Karl-Heinz Bertsch. Dieser positive Eindruck könnte sich für Firmen in der Gemeinde auszahlen, wenn Indien in den nächsten Jahren 25 neue Flughäfen baue.

Mit Blick auf Europa sagte Fuchtel, dass der Kontinent mit seinen Wurzeln verbunden werden müsse, und das seien die Kommunen. Fuchtel erinnerte an diverse Förderprogramme des Bundes. Er verteidigte die Beschlüsse, wonach in die Pflegeversicherung zusätzlich fünf Milliarden Euro investiert würden: "Diejenigen, die diesen Staat aufbauten, haben es verdient, dass man ihnen diese Hilfe gibt." Darüber hinaus stellte er klar, dass für seine Partei die innere Sicherheit Priorität habe.

Nachdenkliche Töne schlug die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken an. Man müsse darauf achten, dass die Gesellschaft beieinander bleibe. Trotzdem müssten gerade die demokratischen Parteien vor dem Bundestagswahlkampf auch ihre Unterschiede herausarbeiten. Sie plädierte dafür, auch mit denjenigen ins Gespräch zu kommen, "die uns nicht mehr trauen". Es gebe eine Angst vor Veränderung, stellte sie fest. Viele Menschen hätten Sorge um sich und ihre Kinder. Trotzdem ist es nach ihrer Ansicht wichtig, den Gemeinsinn nicht zu verlieren. Positive Beispiele sind nach ihrer Auffassung das Berufsförderungswerk sowie die Kinderklinik in Schömberg: "Hier gibt es Menschen, die sich für andere einsetzen." Beide Einrichtungen besuche sie immer wieder gerne.

Den Neujahrsempfang umrahmten der Schömberger Chor "The Voices" sowie die Stubenmusik. Stefan Wöhr, Leiter der Stubenmusik, stellte fest, dass Gründer Richard Wöhr seit 68 Jahren musiziert.