Gruppenbild vor dem Indianermuseum in Bretten. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder-Bote

Kaffee-Gässle-Verein lädt zum Indianermuseum-Besuch ein

Schömberg. "Very simple!" – das war die Hauptbotschaft, die den kleinen und großen Besuchern des Indianermuseums in Bretten vermittelt wurde. Dorthin ging es im Rahmen des Ferienprogramms mit dem Kaffee-Gässle-Verein Schömberg.

13 Kinder und Jugendliche begaben sich, begleitet von fünf Betreuern, auf die Spuren der Indianer. Sehr schnell wurde den staunenden Gästen klar: Mit verklärter Indianerromantik à la Winnetou hat und hatte das reale Leben der Indianer so gar nichts zu tun. Entgegen aller Hollywood-Romantik erfuhr man, wie der "erste Amerikaner" wirklich war und lebte: Ackerbau, Jagen, Fischen, Herstellen von Steingeräten, "Flintknapping", Blasrohr- und Pfeil sowie Bogenschießen und Büffeljagd bestimmten seinen Alltag. Recht schnell wurde laut Mitteilung deutlich, wie seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 durch Christoph Kolumbus mit den Ureinwohnern des großen Landes Amerika umgegangen wurde – und immer noch wird. Bis in die heutige Zeit reichen die Diskriminierungen des Urvolkes dieses riesigen Kontinents.

Thomas Merbt ist Historiker, Buchautor, Ehrenmitglied der Creek-Indianer aus Florida sowie Gründer und Leiter des Indianermuseums Bretten. Er beschäftigt sich seit seiner ersten USA-Reise 1963 intensiv mit den verschiedenen Kulturen der nordamerikanischen Indianer und erlernte von traditionellen Stammesmitgliedern verschiedene Handwerkstechniken und Lebensgewohnheiten.

Das Museum beschreibt mit circa 3000 Exponaten 10 000 Jahre Zeitgeschichte nahezu aller indigenen Kulturen in Süd-, Mittel-, und Nordamerika, aber auch die Neuzeit mit ihren Folgen durch die sogenannte Kolonisierung durch europäische Siedler.

Neben der Veranschaulichung des indianischen Lebens zwischen dem 15. und 19. Jahrhunderts legt Merbt großen Wert darauf, auf die heutigen Lebensumstände der in Reservaten lebenden Indianer hinzuweisen. Spätestens hier wurde deutlich, wie abgeschottet die einstigen Besitzer dieses riesigen Landes heute leben müssen, getrennt von der neuzeitlichen, sogenannten zivilisierten Welt. Er wies deutlich darauf hin, dass in den Reservaten neben hohem Drogenkonsum die Gleichgültigkeit im Umgang mit Waffen dazu beiträgt, dass selbst bei den Indianern ein Menschenleben keine große Bedeutung mehr hat. Fast Food, Drogen und Alkohol tragen in den Reservaten dazu bei, die durchschnittliche Lebenserwartung der Indianer unter 50 Jahre zu halten.

Im Museum zeigte Merbt den staunenden Besuchern, mit welch einfachen Mitteln dieses Volk früher seinen Alltag bewältigte. Dabei mutete das Anzünden eines Feuers ohne Feuerzeug noch recht einfach an. Große Augen machten die Kinder, als gezeigt wurde, wie das Zelt der Indianer, das Tipi, für jede Wetterlage derart verändert werden kann, dass man zum Beispiel bei Regen keine nassen Füße bekommt.

Im aktiven Teil des Museumsbesuches konnte sich jedes Kind ein Namensschild basteln, auf das der eigens ausgesuchte indianische Name in der Bilderschrift der Indianer aufgemalt wurde.

Besonders viel Freude bereitete auch das Blasrohrschießen, um das sich zwischen Kindern und Betreuern schnell ein Wettstreit entwickelte.

Jeder der kleinen Gäste durfte ein "Pferd" nach Indianerart besteigen. Dabei erklärte Thomas Merbt anschaulich, worauf der Reiter besonders achten muss, bevor er wieder absteigt, damit er zum Beispiel nicht auf einen Skorpion oder eine Schlange tritt.

Rege Beachtung fanden auch die von den Indianern hergestellten Haushaltsartikel wie etwa die Schüsseln, Löffel und Schöpfkellen aus Kürbissen, welche durch ihr Wachstum, das mit simplen Vorkehrungen beeinflusst wurde, die besonderen Grundformen bekamen.

Überhaupt war der Umgang der Indianer mit der Natur und deren Achtung durchgehend Schwerpunkt der bildhaften Ausführungen des Historikers Merbt im Indianermuseum Bretten. "Very simple!" eben.