Zum Abschluss ihres Aufenthaltes in Schömberg informierten Oliver Schuster (Mitte) und seine lokalen Projekt-Mitarbeiter über ihr "Mikrofinanzprojekt in Bhutan".                     Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Oliver Schuster berichtet über das System von Kleinkrediten der Sparkassenstiftung im Königreich Bhutan

Von Andrea Fisel Schömberg. Für eine Spareinlage von einem Euro einen eintägigen Fußmarsch samt Übernachtung in Kauf zu nehmen und erst am nächsten Tag wieder den Rückweg anzutreten, wäre für die Bürger Schömbergs in der heutigen Zeit unvorstellbar.

Für viele Bhutaner sei dieser Aufwand, den sie betreiben, um ihr mühevoll Erspartes von ihrem Wohnort in die Filiale der Bank zu bringen, jedoch keine Seltenheit, berichtete Oliver Schuster. Im Rahmen eines Vortrags "Mikrofinanzprojekt in Bhutan" stellte der frühere Mitarbeiter der Sparkasse Germersheim einer kleinen Zuhörerschaft im Kurhaus Schömberg seine Aufbauarbeit in dem kleinen Königreich Südostasiens vor.

Seit Oktober 2011 arbeitet Schuster dort als Langzeitexperte der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation zusammen mit vier bhutanischen Mitarbeitern des lokalen Partners Renew. Diese regierungsunabhängige Organisation, von Königin Ashi Sangay Choden Wangchuck gegründet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligte Mädchen und Frauen in Bhutan zu stärken und sie in ihr eigenes Lebensumfeld als unabhängige, sozial und wirtschaftlich produktive Mitglieder der Gesellschaft wieder einzubeziehen. Das Kürzel Renew steht für Respect, Educate, Nurture, Empower Women (Frauen achten, erziehen, pflegen, ermächtigen).

"Auch beim Aufbau von Mikrofinanzsystemen spielen soziale Orientierung und Nachhaltigkeit eine große Rolle", unterstrich Schuster. Denn die Ziele des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierten Projekts seien in erster Linie den Zugang zu Finanzdienstleistungen für arme und benachteiligte Bevölkerungsteile zu verbessern oder überhaupt zu ermöglichen, den Mikrofinanzsektor durch Professionalisierung der Partnerinstitution zu stärken sowie die Nachhaltigkeit des Projektpartners zu sichern.

"Wir möchten unseren Kunden gleichzeitig finanzielles Grundwissen vermitteln, sodass dieses Projekt später unabhängig weitergeführt werden kann", betonte Schuster. Überdies solle das Erwirtschaftete in jedem Fall im Land bleiben.

In charmant-badischem Akzent und mit spürbarem Herzblut, anhand zahlreicher Bilder und persönlicher Erlebnisse, schilderte der aus Rheinsheim stammende Betriebswirt Ziele und Aufbau des Projekts sowie besondere Herausforderungen oder konkretes Arbeiten vor Ort.

Mehr als 4000 Kundinnen bringen bereits ihre Ersparnisse zwischen einem und maximal 25 Euro monatlich in zentrale Sammelstellen (Centers). Dort werden bei Bedarf auch Kleinkredite von 60 bis 1900 Euro für Geschäftsgründungen vergeben. "99 Prozent unser Kunden sind Frauen, die in Bhutan in Bezug auf finanzielle Belange als zuverlässiger gelten", schmunzelte Schuster; Männer würden oft einen Großteil des Geldes bereits auf dem Rückweg vom Center-Meeting in Alkohol umsetzen.