Land unter: Einige Male hat es in diesem Jahr Hochwasser gegeben. Foto: Archiv

Hochwasserschutz: Vorstudie der Flussgebietsuntersuchung soll im Frühjahr vorliegen. Welche Maßnahmen sind sinvoll?

Schömberg - Die Gemeinden entlang der Schlichem warten auf die Flussgebietsuntersuchung, die im Frühjahr vorliegen und Aufschluss darüber geben soll, welche Hochwasserschutzmaßnahmen sinnvoll sind.

Angesichts der zunehmenden Starkregenfälle und der damit verbundenen steigenden Hochwassergefahr haben sich laut Hans Joachim Lippus, Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands Oberes Schlichemtal, alle Anrainer-Gemeinden der Schlichem – von Tieringen bis Epfendorf – für ein solches Gutachten ausgesprochen.

Dieses wurde für 45 000 Euro gemeinsam bei einem Rottenburger Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. Seit drei Jahren laufen die Untersuchungen. Lippus: "Nach der Bestandsaufnahme lautet die Frage: wo und welche sinnvollen Schutzmaßnahmen können ergreifen werden? Und dies, ohne dadurch anderen Gemeinden zu schaden". Einen ersten Zwischenbericht gab das Büro Mitte Oktober. Im Frühjahr soll das Gutachten, das auf der neuen Hochwasserkartierung des Landes fußt, vorliegen.

Aber nicht nur die Gemeinden, die direkt an der Schlichem liegen, sind im Rahmen der Hochwasserstudie eingebunden. Auch Kommunen wie Obernheim und Dotternhausen sind betroffen, weil von ihren Gemarkungen bei Starkregen Oberflächenwasser in die Schlichem fließt. Abgestimmt wurde die Flussgebietsuntersuchung mit den Fachbehörden. Laut Lippus gibt es für die Studie einen Zuschuss von 70 Prozent.

Das Gutachten soll Aufschluss darüber geben, was die Gemeinden entlang der Schlichem in Sachen Hochwasserschutz tun können. Lippus: "Wir können nachher sagen, wo die Probleme liegen, und was wir dagegen tun können." Ziel sei ein Konzept, in dem die Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind. Daher, so Lippus, sei auch denkbar, verschiedene Abschnitte zu bilden. Etwa von Tieringen bis Ratshausen, dann der Bereich Schömberg mit dem Stausee und schließlich die Unterlieger, beginnend bei Dautmergen.

Denn gerade in den Unterliegergemeinden, zu denen Rotenzimmern und Böhringen zählen, stelle sich bei Hochwasser immer wieder die Frage, ob am Stausee nicht anders agiert werden könne, um die Gefahr für diese Kommunen zu verringern. "Da kann man doch das Wasser schon früher und dosierter ablassen, ehe der See vollläuft", werde oft ins Feld geführt und: "Dort wird erst der Schieber aufgemacht, wenn es bei uns schon kritisch ist." Lippus weiß: "Das klingt zwar einleuchtend, ist aber so einfach nicht machbar." Denn der Stausee müsse verschiedene Funktionen erfüllen, diene der Brauchwasserversorgung fürs Zementwerk mit 1000 Kubikmetern pro Tag, der Stromerzeugung, der Naherholung und dem Hochwasserschutz. Zudem müsse auf Flora und Fauna geachtet werden. Der See benötige einen Mindestaufstau mit 641 Metern über Normalnull (NN), unter diesen Pegel dürfe das Wasser nicht fallen. "Wir können nicht einfach den Regler aufmachen, weil wir einen Starkregen befürchten, und der dann vielleicht gar nicht kommt." Aber der Stausee habe gleichwohl weiteres Potenzial. So werde man sich auch diesem Thema stellen. Die Frage sei überdies, ob das Stauvolumen vergrößert werden könne.

Der Hochwasserstau beträt nach Angaben des Regierungspräsidiums Tübingen 647,50 Meter über NN, was einem Rückhaltevolumen von 900 000 Kubikmeter entspricht. Dabei erhöht sich der Wasserspiegel um 6,50 Meter und die Seefläche vergrößert sich von acht auf 19,4 Hektar. Der normale Betriebsauslauf beträgt maximal 18 Kubikmeter pro Sekunde, die Hochwasserentlastung kann bis zu 130 Kubikmeter pro Sekunde betragen.

Des Weiteren ist nach Angaben von Lippus zu überlegen, ob unterhalb des Stausees nicht Rückhaltebecken oder Überflutungsräume angelegt werden könnten. Die Gemeinde Dautmergen plant beispielsweise eine Ausweitung der Auen im Rahmen der Schlichem-Renaturierung.

Für die Gemeinden Hausen und Ratshausen müssten andere Überlegungen angestellt werden, weil sie auch mit Oberflächenwasser, das von den Hängen herunter strömt, zu kämpfen haben. Lippus: "Denkbar sind unter anderem Rückhaltebecken oder Mulden, vielleicht auch ein Damm beim Fischweiher."