Elisa Grießmeier und Hartmut Becker lassen Atmosphäre der Wiener Kaffeehäuser aufleben

Von Andrea Fisel

Schömberg. Die Melange ist eine österreichische Kaffeespezialität aus einem Teil starkem Kaffee und einem Teil Milch mit einer Haube aus geschäumter Milch. In der langjährigen Tradition der Wiener Kaffeehäuser wird sie seit Anfang des 19. Jahrhunderts mit zahlreichen anderen Kaffeezubereitungen angeboten.

Jene Melange im Kurhaus Schömberg, serviert von Elisa Grießmeier und Hartmut Becker, bot eine Mischung – jedoch aus Geschichte und Literatur. "Ein Programm mit Nahrung für Körper, Seele und Geist", hatten die beiden Künstler versprochen. Bisweilen ließen die geschichtlichen Rückblicke auf Entstehung und Entwicklung berühmter Wiener Kaffeehäuser einen Hauch jener berühmt-berüchtigten Atmosphäre auch in die Räumlichkeiten des Kurhauses einziehen. Zumal die Erzählerin noch eine Dose mit Original-Kaffeehaus-Luft, gemischt aus den Gerüchen frisch gebrühten Kaffees, verlockender Süßspeisen, abgestandenen Rauchs und frisch gedruckter Zeitungen geöffnet hatte.

Bertolt Brechts Zitat über die Wiener Kaffeehäuser offenbart deren Bedeutung für die Stadt: "Wien, das ist die Stadt, die um die Kaffeehäuser gebaut wurde." In der Tat bilden diese Einrichtungen bis heute ein bedeutungsvolles Stück Wiener Tradition; viele ihrer Vertreter konnten sich den Charme der Vergangenheit bewahren. Von der UNESCO wurde die Wiener Kaffeehauskultur 2011 sogar zum immateriellen Kulturerbe ernannt.

"Sie sind ein Ort der Ruhe und der Gemütlichkeit sowie eine der letzten Oasen der Sinnlichkeit", beschrieb Grießmeier die Eigenheit der Kaffeehäuser. In fünf bedeutenden Vertretern, dem Café Griensteidl, dem Café Central, dem Café Imperial, dem Café Museum sowie dem Café Bräunerhof besuchte sie in der Rolle einer Journalistin einen bekannten Kaffehausliteraten, der in seinem jeweiligen Stammlokal saß und dort, oft stundenlang bei einer einzigen Tasse Kaffee sitzend, seiner Arbeit nachging.

"Denn Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Kaffeehäuser von den Literaten nicht nur als kulturelle Treffpunkte genutzt, viele kamen einfach zum Schreiben hierher", wusste die kundige Wienerin zu berichten. Mit Arthur Schnitzler, Peter Altenberg, Karl Kraus und Hugo von Hofmannsthal, herrlich nachempfunden in all ihren unterschiedlichen Eigenheiten von Hartmut Becker, kam sie dabei ins Gespräch und ließ sich Kostproben aus deren literarischem Schaffen geben. Mit dem österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard, ein Vertreter der neueren Kaffeehausliteratur gegen Ende des 20. Jahrhunderts, war ihr dies jedoch nicht vergönnt.