Torsten Broß (links) und Marcel Schätzlein-Broß, Inhaber der Schömberger "Ölmühle" haben am Dienstag in der Zehntscheuer geheiratet. Vor neun Jahren haben sie eine Lebenspartnerschaft geschlossen, die nun in eine Ehe umgewandelt wurde. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Familie: Torsten Broß und Marcel Schätzlein-Broß haben standesamtlich geheiratet / "Unsere Liebe bewiesen"

"Das ist für uns natürlich ein ganz großer und besonderer Tag, auf den wir schon lange gewartet haben", sagen Torsten Broß und Marcel Schätzlein-Broß. Die beiden Gastronomen sind am Dienstag in der Schömberger Zehntscheuer standesamtlich getraut worden.

Schömberg. "Damit ist für uns ein großer Traum in Erfüllung gegangen", betonen die beiden, die vor neun Jahren, am 6. September 2008, eine Lebenspartnerschaft geschlossen haben. Seit dem 1. Oktober erlaubt der Gesetzgeber nun auch gleichgeschlechtliche Ehen. "Das ist ein großer Schritt nach vorne und für uns ganz wichtig", sagt Broß, "denn nun haben heterosexuelle und homosexuelle Paare die gleichen Rechte und Pflichten und können ihre Liebe gleichberechtigt mit einer Hochzeit zum Ausdruck bringen." Denn die Liebe sei gleich, egal ob heterosexuell oder homosexuell: "Eben so, wie sie uns der Herr in die Wiege gelegt hat."

Schon kurz nachdem der deutsche Bundestag Anfang Juli die Tür für die "Ehe für alle" aufgestoßen hatte, haben Broß und Schätzlein-Broß im Schömberger Rathaus wegen einer Trauung angefragt und das Aufgebot bestellt. Die Trauung hat Bürgermeister Karl-Josef Sprenger in seiner Eigenschaft als Standesbeamter vorgenommen.

Nicht möglich sei es allerdings gewesen, sich am Sonntag, 1. Oktober, trauen zu lassen, dem Tag, als das Gesetz in Kraft getreten ist. In Schömberg, sei ihnen mitgeteilt worden, würden sonntags generell keine Trauungen vorgenommen. Aber der 10. Oktober hat für Torsten Broß ebenfalls eine ganz besondere Bedeutung: Denn an diesem Tag haben 1953 auch seine früh verstorbenen Eltern, Edmund und Margarete Broß, geheiratet.

Rund 30 Personen, Familienangehörige, enge Freunde und Bekannte, hatten Broß und Schätzlein-Broß zur Trauung eingeladen. Trauzeugen waren Steffen Scherer, der früher in der "Ölmühle" gearbeitet hat und zu dem Broß immer noch enge Kontakte pflegt, und dessen Frau Yvonne.

"Viele Bekannte haben sich mit uns gefreut, dass wir nun endlich heiraten dürfen. Auch viele Gäste in der ›Ölmühle‹ haben das uns gegenüber zum Ausdruck gebracht", freuen sich Broß und Schätzlein-Broß über den großen Zuspruch.

Dabei haben sie freilich nicht vergessen, dass "die erste Zeit nicht ganz einfach war". Broß: "Da haben wir uns schon durchbeißen müssen." Denn natürlich habe es Bedenken bei den Familien und Freunden gegeben: "Wir aber haben bewiesen, dass es bei uns funktioniert wie in jeder anderen Partnerschaft auch. Nun werden wir von allen Seiten unterstützt und in unserer Liebe bestärkt." Ein Zeichen dafür sei auch der "Erfolg", den man zusammen in der "Ölmühle" habe.

Broß und Schätzlein-Broß bezeichnen sich durchaus als "Vorreiter" in Sachen homosexueller Ehe in der Region. "In den Großstädten ist das was ganz anderes", sagt Broß. Es habe schon Mut, Entschlossenheit und Tapferkeit dazu gehört, sich öffentlich zu bekennen. Der Tag der Trauung sei daher ein "ganz bewegender Tag", wobei die beiden Gastronomen eigentlich nicht gedacht haben, dass ihr Traum von der Ehe so schnell Wirklichkeit werden würde.

Aber auch die Tage vor der standesamtlichen Trauung seien eine "bewegende und sentimentale Zeit" gewesen. Auch deshalb, weil die beiden derzeit an ihrer Weltrekord-Kerze arbeiten, die sie zwischenzeitlich "unsere große Lady" nennen. Es sei unglaublich, welche Atmosphäre die "Friedenskerze" schaffe: "Sie strahlt schon, ohne angezündet zu sein." Broß ist sicher: "Unsere Welt braucht ein Friedenslicht."

Gefeiert wurde nach der Trauung in der "Ölmühle". "An unserem Hochzeitstag kochen wir aber nicht selbst, sondern lassen uns das Essen bringen", sagt Torsten Broß und lacht.