Der Spaß am politischen Ehrenamt ist ihr noch nicht vergangen: Birgit Kienzler ist seit einem Jahr Ortsvorsteherin in Schörzingen. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Schörzingens Ortsvorsteherin ist seit einem Jahr im Amt / "Bin für jede konstruktive Kritik offen"

Schömberg-Schörzingen. Seit einem Jahr ist die Schörzinger Ortsvorsteherin Birgit Kienzler im Amt. Die Nachfolgerin des langjährigen Ortsvorstehers Josef Rissler setzte sich im Ortschaftsrat gegen ihren Mitbewerber Tommy Geiger durch. Wie sie ihr erstes Amtsjahr bewältigt hat, verrät sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Frau Kienzler, Sie sind jetzt seit einem Jahr Ortsvorsteherin in Schörzingen. Haben Sie es schon mal bereut, sich für dieses Ehrenamt beworben zu haben?

Es gab im vergangenen Jahr einige Herausforderungen zu meistern, seien es die Haushaltsplanungen oder die Öffentlichkeitsarbeit. Dabei habe ich durchaus positive Eindrücke sammeln können und natürlich werde ich auch einige Lehren aus den vergangenen Erfahrungen ziehen. Es ist, wie in jedem Beruf ein kontinuierlicher Lernprozess. Bereut habe ich es daher nicht, das Amt angetreten zu haben.

War es schwer, sich nach der langjährigen Amtszeit von Josef Rissler als Ortsvorsteherin einzugewöhnen?

Herr Rissler hat mir einen sehr gut organisierten Arbeitsplatz hinterlassen, da er stets bemüht war, nicht nur die Vorgänge an sich, sondern auch die Hintergrundinformationen zu bestimmten Themen zusammen zu fassen und zu archivieren. Das erleichtert mir natürlich das Einarbeiten in Sachgebiete, die schon seit längerem auf der Agenda stehen.

Gab es Situationen, in denen Ihnen vorgehalten wurde: Das hätte der Rissler anders gemacht? Wenn ja: Wie gehen Sie damit um?

Dass nach der Ära Rissler etwas Neues beginnt, war jedem klar – egal wer das Amt inne hat. Jeder hat seinen eigenen Stil und setzt eigene Prioritäten – sei es im organisatorischen oder im sozialen Bereich. Für jede konstruktive Kritik werde ich ein offenes Ohr haben.

Was hat sich mit dem Amt für Sie geändert – privat und beruflich?

Es hat sich für mich einiges geändert, vor allem im privaten Bereich, da ich jetzt weniger freie Zeit zur Verfügung habe. So war ich doch tatsächlich im vergangenen Jahr das Schlusslicht bei den Trainingsbesuchen meines Volleyballclubs, in dem ich sonst jahrelang zu den Trainingsbesten gehörte. Auch mein künstlerisches Schaffen ist weitestgehend zum Erliegen gekommen. Positiv ausgedrückt könnte man es auch "schöpferisch Pause" nennen.

Wie finden Ihr Mann und Ihre Töchter, dass Sie nun wichtigste Frau in Schörzingen sind? Sind Sie stolz auf Ihre Frau und Mama?

Meine Familie steht weiterhin hinter mir und unterstützt mich sehr. Ja, sie sind stolz auf mich und ich bin stolz auf meine Familie.

Gibt es "weibliche" Aspekte, die Sie als Ortsvorsteherin einbringen und sich Ihrer Meinung nach positiv auf das örtliche Politikgeschehen auswirken?

Es gibt sicherlich Aspekte, die ich in das Ortsgeschehen eingebracht habe und die sich auch positiv auswirken. Doch ob das an der weiblichen Intuition liegt, sei dahingestellt. Diese Frage könnten andere etwa meine Mitarbeiter oder die Mitglieder des Ortschaftsrats bestimmt besser beantworten.

Was hat Sie in den vergangenen Monaten kommunalpolitisch am meisten beschäftigt?

Zu den Top-Themen gehörten natürlich die geplante Straßensanierung im Bereich Untere Kirchstraße/Untere Böhrstraße. Der Breitbandanschluss ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen da ein schnelles Internet die Grundlage beziehungsweise die Voraussetzung ist für das wirtschaftliche Wachstum einer Gemeinde. Die Erschließung des Gewerbegebiets Birkenweg und die Ausweisung neuer Baugebiete sind ebenso wichtige Bausteine, die es voranzutreiben gilt, da die freien Bauplätze zur Neige gehen. Dies alles sind Themen, die sich schon aufgrund der gesetzlichen Vorgaben – angefangen bei der Planung, artenschutzrechtliche Gutachten, Ausschreibung, Einhaltung von Fristen – in die Länge ziehen. Kommen dann noch unterschiedliche Vorstellungen bei der Umsetzung hinzu, verzögert sich alles umso mehr.

Der Bau der Kapelle auf dem Oberhohenberg ist ein interessantes Vorhaben, das die katholische Kirchengemeinde plant. Wie stehen Sie persönlich zu diesem Projekt?

Das ist tatsächlich ein interessantes Vorhaben der katholischen Kirchengemeinde. Eine Kapelle gehörte schon früher zum Ensemble auf dem Oberhohenberg und würde den Erlebnistreff nochmals aufwerten. Dass das Vorhaben nur mit einer großflächigen Abholzung umgesetzt werden kann, ist allerdings ein Wermutstropfen. Trotzdem stehe ich dem Projekt positiv gegenüber, zumal das Anliegen aus der Bevölkerung kommt.

Es gab Zeiten, da war die Zusammenarbeit zwischen Ortschaftsrat, Ortsvorsteher und der Stadtverwaltung nicht optimal. Wie sieht es derzeit aus? Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Bürgermeister Karl-Josef Sprenger beschreiben?

Das Verhältnis zur Stadtverwaltung und zu Herrn Sprenger würde ich als sehr kollegial und entspannt bezeichnen. Die Zusammenarbeit verläuft sehr gut. Auch wenn es unterschiedliche Meinungen gibt, ist doch jeder um ein gutes Miteinander bemüht.

Bald sind wieder Haushaltsberatungen. Welche Projekte in Schörzingen liegen Ihnen in nächster Zeit besonders am Herzen?

Wir werden uns weiterhin um die innerörtliche Straßensanierungen kümmern. Hier habe ich besonders die Fronbergstaße im Blick, die durch die vorübergehende Umleitung der Buslinie zur Zeit besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Desweiteren wäre mittelfristig ein Konzept über die zukünftige Nutzung des Areal rund um die Zehntscheuer zu erstellen. Auch der Ausbau des Radwegs in Richtung Wilflingen wird Thema sein.

Was gefällt Ihnen an Schörzingen besonders?

Ich finde vor allem das intakte Dorfleben erwähnenswert. Dies zeigt sich auch beim Dorffest wieder, bei dem mehr als 300 Einwohner im Einsatz sind, um die Besucher zu verwöhnen und ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen.

Sie haben für Schörzingen einen Wunsch frei: welchen?

Nur einen? Keine weiteren Katastrophen wie Großbrände oder Jahrhunderthochwasser sowie ein tolles Dorffest am 5. und 6. September.

u Die Fragen stellte Bernd Visel